Brauchtum im Pinzgau
"An Fried, an Gsund und an Reim"
Weihnachten und Neujahr sind auch Festtage für unser ganz spezielles Brauchtum, das von vielen lokalen Gruppen aufrechterhalten wird.
PINZGAU. In einer Zeit voller liebgewonnener Rituale mit Familie und Gemeinde kann der Pinzgau mit ganz speziellen Traditionen aufwarten, die eine lange, interessante Geschichte haben. Kaum ein Brauch wirkt so exotisch wie das geheimnisvolle Treiben der Tresterer. Von der Vorweihnachtszeit bis zum 6. Jänner ziehen sie von Hof zu Hof, prunkvoll gekleidet und mit einer Federkrone auf dem Kopf, die aus 50 bis 60 weißen Hahnenfedern besteht. Ihr mystischer Stampftanz und der alte Perchtenspruch „an Fried, an Gsund und an Reim“ verheißen den besuchten Bauern eine reiche Ernte und allen Glück sowie Segen.
"Die ältesten Quellen für das Trestern gehen auf 1838 zurück. Auf diesen alten Abbildungen sind sie so dargestellt, wie sie auch jetzt noch ausschauen.Der Tanzschritt der Tresterer ist einzigartig und unvergleichbar, den gibt es nur im Pinzgau. Das haben uns auch Tanzwissenschaftler bestätigt“,
erklärt Lukas Schmiderer, der Chronist der Zeller Tresterergruppe. Nur noch in fünf Gemeinden kann man das Trestern erleben – in Zell am See, Stuhlfelden, Unken, Bruck und Saalfelden.
Die kostbaren Gewänder der Schönperchten sind in den alten Kultfarben rot (Abwehr) und weiß (Reinheit) gehalten. Dazu gehören die goldverzierte Krone, der federkielbestickte Bauchgurt, das Tresterertüchl und die wollenen Schwendlinge sowie die handgemachten Schuhe. Die wertvolle Ausstattung unterstreicht das Helle und Gute, das die Tresterer verkörpern.
Glück durch Schnabelperchten
Mit „Ga Ga Ga“ ziehen am 5. Jänner die Rauriser Schnabelperchten im Tal von Haus zu Haus. Sie tragen lange, bewegliche Schnäbel, Strickjacken, geflickte Kittel und aus Stroh geflochtene, hohe Patschen und sind mit einem Buckelkorb (aus dem makaber Kinderbeine ragen), einer großen Schere, Nadel, Zwirn und einem Besen ausgestattet.
„Acht Passen zu je fünf Perchten sind am Vortag der letzten Raunacht unterwegs und prüfen, ob die Haushalte ordentlich geführt werden und ob die Böden sauber gewischt sind. Diesen Brauch gibt es nur bei uns im Raurisertal“,
erzählt einer der Schnabelperchten. Sie bringen Glück und Segen für das kommende Jahr, wenn sie in den Häusern "auskehren". Wehe, wenn sie dabei Schmutz und Staub finden – dann, so sagt man, würden sie der verantwortlichen Person den Bauch aufschneiden und den ganzen Kehricht hineinschütten. Das ist Gott sei Dank noch nie passiert – die Schnabelperchten werden meist fürsorglich bewirtet und ziehen dann zum nächsten Haus.
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