Bedenklicher Trend: Filmen statt helfen

- Tödlicher Verkehrsunfall: Die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr müssen Sichtschutz vor filmenden Schaulustigen bieten.
- Foto: FF Saalfelden
- hochgeladen von Gudrun Dürnberger
Immer öfter hört man von Schaulustigen, die Helfer bei Einsätzen behindern. Wie ist die Situation im Pinzgau?
PINZGAU. Stefan Herbst, der Bezirksgeschäftsführer des Roten Kreuzes, schildert im Interview mit den Bezirksblättern, womit seine Mitarbeiter während ihrer Einsätze konfrontiert sind.
Erleben Sie und ihre Mitarbeiter auch unangenehme Situationen mit Schaulustigen?
STEFAN HERBST. Das kommt vor, aber bei uns sind das Ausnahmefälle. Wir werden im Pinzgau kaum bei der Arbeit behindert, aber bei einem Unfall gibt es immer Leute, die sehen wollen, was passiert ist. Neugier ist menschlich. Wenn möglich, führen wir die Erstversorgung im Rettungsfahrzeug durch, da sind wir gut abgeschirmt. Müssen die Patienten direkt neben der Straße versorgt werden, ersuchen wir die Kollegen von der Feuerwehr um Sichtschutz.
Sind diese Maßnahmen ausreichend?
Wir sind natürlich immer froh, wenn jemand hinschaut und etwas unternimmt, bis die Einsatzkräfte kommen. Schwierig wird es allerdings, wenn Schaulustige ihr Handy zücken und anfangen zu filmen. Die Entwicklung ist bedenklich, weil dadurch die Persönlichkeitsrechte der Patienten und auch die Rechte unserer Mitarbeiter verletzt werden. Wer so großes Interesse an einem Einsatzgeschehen hat, ist herzlich willkommen, beim Roten Kreuz als ehrenamtlicher Sanitäter zu helfen. Er kann dann quasi in der ersten Reihe am Einsatz teilnehmen und auch Verantwortung übernehmen.
Wie sollen sich Zeugen eines Unfalls richtig verhalten?
Wer als erster vor Ort ist, ist gesetzlich verpflichtet, Hilfe zu leisten. Wir sind froh, wenn Zeugen oder Beteiligte eines Unfalls mit ersten Maßnahmen beginnen, bis die Rettungs- und Notarztteams eintreffen. Nichts zu tun kann im Extremfall sogar jemanden das Leben kosten. Wer sich unsicher fühlt, ist herzlich eingeladen, seine Kenntnisse aufzufrischen und an einem Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen. Viele Notfälle passieren daheim oder am Arbeitsplatz – ein wichtiger Ersthelfer ist man daher sehr oft für Verwandte, Bekannte oder Kollegen!
Gibt es noch andere Vorfälle bei Ihren Einsätzen
Es gibt Einzelfälle, bei denen wir leider auf wenig Toleranz treffen. Das passiert vor allem im städtischen Bereich, z. B. in den engen Gassen von Zell. Unsere Teams müssen medizinische Geräte zum Einsatzort tragen und wenn die Zeit für Notfallpatienten läuft kann man nicht lange einen geeigneten Parkplatz suchen, sondern muss das Fahrzeug so nahe wie möglich am Einsatzort abstellen. Es fehlt leider manchmal das Verständnis, wenn wir dabei andere Verkehrsteilnehmer behindern. Da kommt es schon vor, dass die Kollegen beschimpft werden. Ich verstehe natürlich, dass es jeder eilig hat, und sich ärgert, wenn er warten muss, aber ich würde mir mehr Respekt vor unserer Arbeit wünschen.
Kurstermine:
Bei Interesse an einem Erste-Hilfe-Kurs, können Sie hier nach dem nächsten Termin in Ihrer Nähe suchen: Rotes Kreuz - Weiterbildung


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