Schulprojekt FAIR - Freiwilligenarbeit im Rampenlicht
Bergrettung: Selbstloser Einsatz für die Sicherheit anderer - die Ortsstelle Kaprun im Fokus

Unser Projektteam (von links) Celina Steinberger, Nina Rattensberger, Maximilian Breitfuß, Lukas Guggenbichler, Leonie Romera-Bao
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  • Unser Projektteam (von links) Celina Steinberger, Nina Rattensberger, Maximilian Breitfuß, Lukas Guggenbichler, Leonie Romera-Bao
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PINZGAU/KAPRUN. Wir befinden uns im Herzen der Alpen. Hochgebirge und Gipfel mit über 3 000 m spicken das Landschaftsbild dieser Region. Touristen aus aller Welt pilgern, auf der Suche nach den schönsten Tiefschneehängen oder dem perfekten Urlaubsfoto mit einem der Gipfelkreuze, in die zahlreichen Urlaubsorte des Pinzgaus. Mit diesen Zielen vor Augen wird oftmals die Unberechenbarkeit des Gebirges ausgeblendet, Gefahren werden ignoriert. Touristen, aber auch Einheimische geraten somit in lebensbedrohliche Situationen, aus denen sie sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien können.

Tritt dieser Fall ein, muss auf den Dienst der freiwilligen Bergrettung zurückgegriffen werden. Die ehrenamtlichen Helfer begeben sich dabei selbst oft in Gefahr und gehen teilweise sowohl an ihre körperlichen als auch psychischen Grenzen, um die Verunglückten in Sicherheit zu bringen.

Durch unser Projekt „FAiR – Freiwilligen-Arbeit im Rampenlicht“ nutzten wir die Möglichkeit, mehr über diese Organisation zu erfahren, engagierte Bergretter kennenzulernen und hautnah einen (Übungs-)Einsatz mitzuerleben. Besonders beeindruckt hat uns dabei der starke Teamgeist!

Bergsport: beliebt, in seinen Risiken jedoch vielfach unterschätzt

Wir schreiben das Jahr 1896: Als Reaktion auf ein Lawinenunglück mit zahlreichen Todesopfern entstand die Bergrettung in seiner Grundform. Aktuell stehen österreichweit mehr als 12 700 Bergretter 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, bei jedem Wetter, freiwillig und unentgeltlich bereit, um bei einem Unfall im unwegsamen, alpinen Gelände rasch und effizient Hilfe leisten zu können. Leider sinkt die Zahl der Mitglieder jedoch stetig, sodass insgesamt ein Mangel an qualifiziertem Nachwuchs herrscht.

Im Bundesland Salzburg wenden freiwillige Bergretter jährlich ca. 10 000 Einsatzstunden, für ihre umfassende Ausbildung rund 120 000 Stunden ihrer Freizeit auf. Diese Ausbildung umfasst Schulungen an Geräten und im Gelände, regelmäßige Einsatz-Übungen und Besprechungen, um für den Ernstfall stets optimal vorbereitet zu sein. Die dafür notwendige selbstlose Einstellung besitzt jeder, der sich stolz als Mitglied dieser Vereinigung bezeichnet. Nicht nur die Faktoren psychische und physische Belastung spielen hier eine Rolle. Auch der Zeitaufwand ist bei der Entscheidung, dieser Organisation beizutreten, zu berücksichtigen.

Mittendrinn statt nur dabei

Im Feb. d. J. wurden wir von der Ortsstelle Kaprun zu einer ihrer zweiwöchentlichen praxisorientierten Übungen im Kapruner Talschluss eingeladen. Nach Verteilung der Aufgaben und Vorkehrungen für einen reibungslosen Übungsablauf wurden wir zu unserer Überraschung aktiv in das Geschehen miteingebunden. Wir durften sowohl in die Rolle der zu rettenden Person als auch in die eines Bergretters schlüpfen. Ziel der Übung war es, so realitätsnah wie möglich die Bergung einer verletzten Person zu simulieren.

Zusammen mit den rund 25 Freiwilligen fand die Übung dann in strömendem Regen und 50 cm Tiefschnee bei einer Felswand am Fuße des Kitzsteinhorns statt. Nach Platzierung des „Opfers“ und Verteilung der jeweiligen Aufgaben kümmerten sich sofort zwei Teams um die fachmännische Bergung. Ergänzend dazu nutzten wir die Möglichkeit, mit den Bergrettern diverse medizinische und fachspezifische Maßnahmen für die Ersthilfe durchzugehen und praktisch anzuwenden. Die „verunglückte“ Person konnte nach gut zwei Stunden geborgen und unversehrt ins Tal gebracht werden. Die Übung war somit ein voller Erfolg.

Spätestens hier wurden uns die Leistungsbereitschaft und Bedeutung dieser Organisation in unserer Gesellschaft bewusst. Ihr Wirken stellt keine Selbstverständlichkeit dar, jedes Mitglied opfert einen großen Teil an Freizeit für das Wohl anderer. „Wir als Bergretter denken kaum an die Zeit, welche wir für unser Tätigkeit opfern. Das Gefühl, anderen helfen zu können, übertrifft jegliche negativen Aspekte. Die bei unseren Einsätzen geretteten Personen sind außerdem meist sehr dankbar. Bei der Bergrettung sind wir alle Kameraden, Freunde, Familie,“ meinte Thomas Leitner (Leiter der Ortsstelle Kaprun) auf die Frage, was der Antrieb sei, soviel persönliche Freizeit aufzuwenden, um Teil dieser Organisation zu sein.

Eine wahrlich selbstlose Einstellung, welche – und das war für uns spürbar – auch von allen so gelebt wird.

Engagierte Bergretter im Interview

Der Kapruner Ortsstellenleiter Thomas Leitner (45 Jahre, verheiratet) ermöglichte uns zum Projektstart einen umfassenden Einblick in die Organisation und versorgte uns mit wichtigen Hintergrundinformationen. Der 2-fache Familienvater ist für eine Versicherung tätig und seit 23 Jahren begeistertes Mitglied der Bergrettung, seit 3 Jahren steht die Ortsstelle Kaprun unter seinem engagierten Kommando. Das soziale Engagement des Bergsteigers mit Leib und Seele reicht außerdem über seinen Einsatz bei der Bergrettung hinaus.

„Die Bergrettung ist im Einsatz in weg- und steiglosem Gelände oder wenn eine alpine Gegend vorherrscht. Zusätzlich wird sie vom Roten Kreuz, der Polizei und anderen Hilfsorganisationen unterstützt. In Skigebieten ist eine eigene Pistenrettung im Einsatz um verletzte Personen zu bergen. Jedes Mitglied der Bergrettung der Ortsstelle Kaprun investiert (je nach Funktion) jährlich im Schnitt zwischen 50 und 150 Stunden für die Ausbildung und Wartung der Ausrüstung. Als Neuzugang der Bergrettung wird ein Allround-Alpinist benötigt – d. h. Erfahrung im Bergsteigen, Felsklettern oder Eisklettern ist erforderlich. Die Kosten für die Ausrüstung werden hauptsächlich selbst getragen, wir erhalten jedoch Spenden und Zuschüsse vom Land, welche die Finanzierung erleichtern.“

Niklas ist der jüngste Zugang des 30-köpfigen Kapruner Teams

„Teamfähigkeit und der Wille zu Helfen sind für mich die wichtigsten Voraussetzungen in Bezug auf die erforderliche Einstellung eines Bergretters. Die Kameradschaft und der Zusammenhalt machen mir dabei am meisten Spaß.“

Der 23-jährige bergsportbegeisterte Polizist ist zurzeit noch im Probejahr. Nach dieser Schnupperperiode absolviert er verschiedene Kurse – wie z. B. Felskurs oder Eiskurs, aber auch ein Erste-Hilfe-Kurs ist Teil seines Ausbildungsprogrammes.

Bergretter werden

Nehmen Sie einfach Kontakt mit der nächsten Ortsstelle auf. Sie finden eine Übersicht aller Ortsstellen auf der Website der jeweiligen Landesorganisation. Sollten Sie an einem Beitritt interessiert sein, muss im Vorfeld abgeklärt werden, ob die folgenden Grundvoraussetzungen bestehen:

• Entsprechender Bedarf einer ÖBRD-Ortsstelle
• Klettern im III. Schwierigkeitsgrad im Vorstieg und Fähigkeit zum sicheren Tourenskilauf im alpinen Gelände
• Zeitliche Verfügbarkeit für Einsätze und Ausbildung
• Körperliche und geistige Eignung
• Ehrenamtliche und freiwillige Mitarbeit
• Mindestalter: vollendetes 16. Lebensjahr
• Bei Bewerbern unter 16 Jahren ist das schriftliche Einverständnis der Erziehungsberechtigten notwendig

Förderer werden

Eine erfolgreiche Arbeit der österreichischen Bergrettung ist maßgeblich von Spenden abhängig. Bereits für € 28,00 im Jahr übernimmt diese für Sie und Ihre Familie im Notfall anfallende Such- und Bergungskosten. Durch Ihren Fördererbeitrag unterstützen Sie die Ausbildung der Mannschaft und Maßnahmen zur Durchführung der Rettungseinsätze.

Außerdem ist Ihre finanzielle Unterstützung gefragt!
Für das Gelingen und den reibungslosen Ablauf eines Einsatzes müssen Ausrüstungen und Gerätschaften auf dem neuesten Stand der Technik sein. Dies stellt einen riesigen Kostenfaktor für die einzelnen Ortsstellen dar. Aktuell ist für die Ortsstelle Kaprun die dringende Anschaffung eines neuen Einsatzfahrzeuges erforderlich. Das Team freut sich über jede Unterstützung aus der Bevölkerung!

Bankverbindung der Bergrettung Ortsstelle Kaprun
Raiffeisenbank Kaprun: IBAN AT083501200001012400, BIC RVSAAT25012
Kennwort: Spende

Projektteam: Celina Steinberger, Nina Rattensberger, Max Breitfuß, Lukas Guggenbichler, Leonie Romera-Bao

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