Chaletdorf ja oder nein?
"Das muss sehr gut abgewogen werden"

Bald fällt die Entscheidung über die Verwendung der ursprünglich für die Therme gewidmeten Gründe in St. Martin. | Foto: Theba Saalachtal
  • Bald fällt die Entscheidung über die Verwendung der ursprünglich für die Therme gewidmeten Gründe in St. Martin.
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Über das geplante Chaletdorf in St. Martin gehen die Meinungen auseinander. Entschieden wird im Dezember.

ST.MARTIN. Bereits seit 20 Jahren wird über eine Therme im Saalachtal diskutiert, seit Herbst gab es Spekulationen über ein geplantes Hoteldorf auf dem Grundstück der konzipierten und wieder verworfenen Therme (die BezirksBlätter berichteten). Jetzt steht eine Entscheidung vor der Tür – und die Meinungen sind geteilt. Die 60.000 Quadratmeter Grund seien noch von den Thermen-Plänen als Beherbergungs-Großbetriebsfläche gewidmet, so Bürgermeister Michael Lackner (ÖVP) schon im Herbst. Die sieben Saalachtal-Gemeinden, die zur Thermengesellschaft Theba gehören, haben allerdings eine Option auf das Grundstück und Rechte auf das Heilwasser. Nun hat nach dem niederländischen Investor, von dem zunächst bei den Plänen über die Errichtung eines Chalet-Dorfes die Rede war, eine Münchner Projektentwicklerfirma die Hand im Spiel und wartet auf den Zuschlag von Seiten der Gemeinde. Geplant ist ein Feriendorf mit einem auch extern für die Bevölkerung zugänglichen Thermalwasserbereich. Im Dezember soll entschieden werden.

"Wollen wir das?"

Der Projektentwickler lud die Bevölkerung von St. Martin Anfang letzter Woche zu einem Informationsabend.

"Die Stimmung ist schwierig einzuschätzen",

so Bürgermeister Michael Lackner auf Nachfrage der BezirksBlätter.

"Das Problem des Grundverbrauches steht außer Frage. Auf der anderen Seite stehen die touristischen Fakten: Wir sind sehr stolz auf unseren Campingplatz (Grubhof, Anm. d. Red.), ansonsten ist die touristische Entwicklung jedoch rückläufig und eine Verbesserung täte uns zweifellos gut."

Der schon seit 20 Jahren gewidmete Grund müsse widmungsgerecht verwendet werden, das Projekt sei eine Gelegenheit dazu. Das sieht auch Tourismus-Verband-Chef Wolfgang Fegg so. 

"Das muss man sich ganz genau anschauen – wollen wir das oder nicht? Außerdem muss die dauerhafte touristische Nutzung vertraglich sichergestellt werden, da es ja keine Zweitwohnsitze werden dürfen. Das ist für die Gemeindevertreter sicher eine schwere Entscheidung, die die nächsten 25 Jahre prägen wird – dieser Entscheidung will ich aber nicht vorgreifen. Und erst wenn das Projekt wirklich steht, ist es Zeit, über den Investor zu sprechen",

so der Bürgermeister.

Kritische Stimmen zum Projekt kamen vor allem aus den Reihen der Landwirte, die einen Ausverkauf des landwirtschaftlichen Grundes befürchten. Durch die bestehende Widmung ist der Grund aber ohnehin schon für die Landwirtschaft verloren.

"Schönster Grund in St. Martin"

Der Grundverbrauch sei nicht wegzudiskutieren, so Lackner:

"Wenn wir uns touristisch weiterentwickeln wollen, brauchen wir eben auch Grund – das muss man dann abwägen."

Manche Bürger würden als nächsten Schritt statt der Errichtung eines Chaletdorfs eine Rückwidmung des Grundes begrüßen, damit die Karten neu gemischt werden können, beschreibt eine St. Martinerin die Stimmung in der Gemeinde. Dass ein dementsprechender Beschluss gefasst wird, gilt aber als unwahrscheinlich. Der Tenor bei einem Teil der St. Martiner Bürger und Bürgerinnen sei auch:

"Wir brauchen keine neuen Arbeitspätze und keine Betten, uns geht es gut – wir brauchen Wohnungen und Grundstücke für unsere Kinder",

so eine Anrainerin. Schließlich gehe es dabei um das schönste Grundstück von St. Martin.

Gut für den Tourismus?

Positive Stimmen gab es unter anderem vom Chef des Tourismusverbandes Saalachtal Wolfgang Fegg, der die Notwendigkeit von "mehr Betten" für die Region betonte und die touristische Entwicklung durch das geplante Projekt begrüßte. 

"Fakt ist, dass es bei uns ein schleichendes Bettensterben gibt. Die Privatvermieter werden weniger, wir haben in den letzten 15 Jahren 400 Gästebetten eingebüßt. Das wird durch das Zugpferd Campingplatz optisch etwas übertüncht, der Trend wird sich aber in den nächsten Jahren noch verstärken",

so Wolfgang Fegg.

"Betten wie die im Chaletdorf würden uns guttun – zumal von der notwendigen touristischen Infrastruktur auch die Bürger profitieren."

Diese aufrechtzuerhalten – auch für die Einheimischen – koste Geld, das dann auch irgendwo herkommen müsse.

"Mir fehlt etwas das Wohlwollen dem Projekt gegenüber und eine sachliche Diskussion",

sagt Fegg. Prämisse sei natürlich immer, dass Zweitwohnsitze vermieden werden, das müsse "juristisch wasserdicht festgelegt sein". Ansonsten sei ein vorurteilsfreier Zugang wichtig – auch abseits von politischer Instrumentalisierung.

Die Entscheidung für oder gegen das Projekt soll im Dezember in der Gemeindevertretung fallen, 60 Millionen Euro könnten in St. Martin investiert werden.

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