Hausärztinnen finden: "Es ist veraltet keine Termine zu vergeben"
SAALFELDEN. "Wir definieren uns nicht über die Verfügbarkeit, sondern über unsere Leistungen", erklären die Allgemeinmedizinerinnen Johanna Grundner und Barbara Vockner, die in Saalfelden eine Gemeinschaftspraxis führen. Sie waren die ersten im Land Salzburg, die mit zwei Kassenverträgen eine Ordination betreiben.
Vertrauen ist Voraussetzung
Dabei waren einige bürokratische Hürden aus dem Weg zu räumen, aber seit 2015 funktioniert das System ausgezeichnet, wie beide Ärztinnen beteuern. "Wir entwickeln uns zunehmend in eine harmonische Richtung und lernen voneinander." Dazu brauche es absolutes Vertrauen in die gegenseitige medizinische Betreuung. Nicht nur das, es wird sogar gemeinsam abgerechnet, das sei selbstverständlich und kein Thema, erklären die Ärztinnen.
Nur mit Termin
Die Organisation der Praxis wurde völlig verändert und auf ein System mit Terminvergaben umgestellt. "Wir definieren uns nicht über die Verfügbarkeit, sondern über unsere Leistungen", so Vockner und Grundner. "Es ist hoffnungslos veraltet, keine Termine zu vergeben. In anderen Berufen ist das heute selbstverständlich. Beim Friseur oder in der Autowerkstatt haben Sie ohne Termin keine Chance", schildert Vockner. "Mit einer guten Organisation und der Vergabe von Terminen kann man eine Praxis sehr gut führen". Akute Notfälle würden natürlich eingeschoben, und man erhalte in der Regel kurzfristig Termine. "Wir haben dadurch zwar Patienten verloren, aber dafür andere gewonnen, die es schätzen, nicht warten zu müssen", fügt Grundner hinzu. Die Leute seien früher sehr beliebig gekommen, das könne nun gut gelenkt werden. Die Mitarbeiterinnen, darunter ausgebildete Krankenschwestern, seien sehr gut geschult und könnten die Anliegen der Patienten gut einschätzen. In begründeten Fällen wie bei chronisch Kranken und immobilen Patienten werden auch Visiten durchgeführt. Beide Ärztinnen würden es begrüßen, wenn sie für Stoßzeiten, Urlaubsvertretung, im Krankheitsfall etc. eine Kollegin einstellen könnten, was derzeit nicht erlaubt ist. Die Praxis darf aber auch nicht zu gesperrt werden.
Vereinbar: Job und Familie
Für Barbara Vockner, die seit 1995 als Hausärztin tätig ist, ist der Beruf Berufung. Johanna Grundner hat drei kleine Kinder, das jüngste ist 17 Monate alt. Zwei Monate nach der Geburt hat sie wieder voll gearbeitet. "Damit das funktioniert, braucht es ein sehr gutes Netzwerk für die Betreuung. Meine Familie und eine Tagesmutter unterstützen mich sehr", sagt Grundner. Sie könne den Beruf nur empfehlen und meint, es sollten sich auch Frauen nicht abschrecken lassen, ihn zu ergreifen. Die Mehrfachbelastung durch die Kinder und die Arbeit sei zu schaffen.
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