Handwerkspreis 2022
"Made in Pinzgau": Andreas und sein Splitboard
Der Handwerkspreis 2022 geht nach Mittersill: Andreas Zimmer hat ein geniales Splitboard konstruiert.
MITTERSILL. Lokalaugenschein im Ortsteil Rettenbach in Mittersill: Andreas Zimmers Werkstatt ist die Garage seines Elternhauses. So spektakulär und handwerklich perfekt sein preisgekröntes Snowboard aussieht, so unspektakulär und bodenständig kommt der frischgebackene Träger des Salzburger Handwerkspreises 2022 daher.
"Ich hab schon gewusst, dass das Projekt für die Jury interessant sein wird, aber mit dem ersten Preis hab ich wirklich nicht gerechnet",
sagt der bescheidene Snowboard-Bauer, der, schaut man sein eingereichtes Board an, handwerklich einiges auf dem Kasten haben muss. Woher kommt das Know-how? "Learning by doing", schmunzelt der Mittersiller.
"Infos zum Snowboardbauen gibt es zum Teil auch im Internet. Viel kommt es aber auf die Details an – man probiert herum, was am besten funktioniert. Die Verbindungselemente meines Boards habe ich auch zum Patent eingereicht."
Die Idee zum vierteiligen Splitboard kam also nicht von heute auf morgen, sondern ist das Ergebnis eines langen Schaffensprozesses des leidenschaftlichen Snowboarders, der mit seinen Freunden nicht nur Snowboarden ging, sondern auch schon bald begann, eigene Boards zu entwerfen:
"Das Snowboard begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. 2013 habe ich mit Freunden angefangen, Snowboards zu bauen. Es ist faszinerend, man kommt immer auf neue Sachen drauf."
Andreas Zimmers Hausberg in Mittersill, der Pihapper ("eine coole Tour dort hinauf, die ich immer wieder gerne gehe"), wurde schließlich aus Wertschätzung zum Markennamen seiner Board-Kreationen erkoren und erinnert an die Anfänge von Zimmers Snowboard-Leidenschaft.
Pendant zum Tourenski
"Die Splitboard-Idee gibt es schon seit den 1980-iger Jahren – das hat sich aber nie richtig durchgesetzt",
erzählt Andreas Zimmer. Im Gegensatz zum Tourenski sei sein Äquivalent, das Splitboard, noch lange nicht in der Mitte der Sport-Szene angekommen:
"Das hinkt der Entwicklung des Tourenskigehens sicher zehn Jahre hinterher",
so Zimmer.
"Da freut es mich, wenn ich an der Weiterentwicklung beteiligt sein darf."
Die "normale" Bauweise sei ein zweiteiliges Board – die Vierteilung bringe entscheidende Vorteile, wie Krafteinsparung durch geringeres Gewicht der Teile und eine bessere Kraftübertragung durch eine relativ geringe Breite in der Mitte, die Konstruktion der Verbindungselemente sei aber eine Herausforderung. Alexander Zimmer hat diese Nuss geknackt und auch die Challenge, sein vierteiliges Board so zu konstruieren, dass es für die einstweilen nur für zweiteilige Boards erhältlichen Bindungen passt.
"Made in Mittersill"
Seit letztem Jahr macht der Mittersiller die Konstruktion seiner Splitboards gewerblich – unter pihapper.ltd kann man den Kleinunternehmer kontaktieren und auch ein Board bestellen. "Made in Pinzgau" steht auf den in lupenreiner Handwerkskunst angefertigten Unikaten.
Die zwei Außenteile sind wie Tourenski für den Aufstieg verwendbar, der Mittelteil kann zusammengeklappt und so einfach in einem Rucksack verstaut werden.
Eine Besonderheit stellt das geringe Gewicht der beiden Aufstiegshilfen dar, sodass eine Vergleichbarkeit mit Tourenski gegeben ist.
Was daheim in der Werkstatt bei der Konstruktion nicht geht, wie die Fräsarbeiten, macht Andreas Zimmer in einem Makers Space in Salzburg. Nur die Bindungen werden zugekauft – alles andere ist feinste Handarbeit. Die Wirtschaftskammer Salzburg sah das auch so und würdigte das Splitboard mit dem Handwerkspreis 2022.
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