Niedernsill
Kehlbachwirt könnte zum Apartment-Hotel werden
Zwei Apartment-Hotels anstelle des Kehlbachwirts in Niedernsill: wichtige Chance für den Tourismus oder Zweitwohnsitz-Falle?
NIEDERNSILL. 2012 wurde der Kehlbachwirt mangels Nachfolger verkauft. Die damaligen Käufer wollen ihn nun wieder veräußern. Ein heimischer Immobilienentwickler ist interessiert. Er möchte das Haus abreißen und stattdessen ein Apartment-Hotel errichten. Die einzelnen Wohneinheiten werden an Investoren verkauft. Die touristische Vermietung übernimmt eine Betreiberfirma aus Tirol. Das geplante Restaurant wird gesondert verpachtet.
Anlässlich dieser Möglichkeit fand in Niedernsill eine Bürgerversammlung statt. Eine Woche später entschied die Gemeindevertretung mehrheitlich (drei Gegenstimmen), dem Projekt grünes Licht zu geben. Wir befragten Bürgermeister Günther Brennsteiner (ÖVP) und Peter Auer (SPÖ), Gemeindevertreter im Bauauschschuss, über die Vor- und Nachteile.
Apartment-Hotels und Gasthaus
"Der Kehlbachwirt wird seit 700 Jahren touristisch genutzt und ist für uns im Ort touristisch und gesellschaftlich von wichtiger Bedeutung", erzählt der Bürgermeister. Der interessierte Betreiber habe ein Konzept und Entwurfspläne erstellt: Anstelle des bestehenden Gebäudes sollen zwei Apartment-Hotels mit insgesamt 61 Zimmern in der Vier-Sterne-Qualifikation entstehen. Auch ein Restaurant mit rund 80 Innen- und 50 Außensitzplätzen ist Teil des bisherigen Plans.
Veränderung im Ort
Der Bürgermeister sieht in diesem Projekt eine Chance für Niedernsill: "Es gibt immer weniger Wirte im Ort und wir möchten unbedingt, dass das Gasthaus erhalten bleibt. Außerdem ist der Tourismus sehr wichtig für uns und die Apartment-Hotels würden diesen aufwerten", ist er überzeugt.
Sorge um langfristige Entwicklung
"Das Projekt ist am Anfang sicher ein Gewinn für den Ort", findet auch Peter Auer. "Die Lage ist super, durch einen Neubau werden auch einige gefährliche Stellen am Radweg entschärft und die Apartments sind attraktiv für Gäste." Er befürchtet aber, dass das Vorhaben langfristig gesehen keine gute Entwicklung ist.
"Die Verträge, die die Investoren unterschreiben, sind ein Eingriff in das Eigentumsrecht. Obwohl die Wohnungen nicht als Zweitwohnsitze genutzt werden dürfen, gibt es Schlupflöcher, um dieses Verbot zu umgehen. Außerdem nutzen sich die Wohnungen und auch der geplante Wellnessbereich mit der Zeit ab. Ich befürchte, dass der Betreiber irgendwann keine Interessen mehr an einem 'alten Apartment-Hotel' hat, abspringt und sich ein neues Projekt sucht", schildert der Gemeindevertreter seine Bedenken.
Verträge: unbefristet und bindend
Günther Brennsteiner versteht diese Einwände, zeigt sich aber optimistisch: "Es ist natürlich schwer zu sagen, was in 20 Jahren ist, aber ich sehe das Projekt positiv und bin froh über die Möglichkeiten, die dieses Konzept mit sich bringt. Der Vertrag ist (anders als bei anderen, ähnlichen Projekten) unbefristet und wir haben Sicherheiten, dass dieser bindend ist – auch wenn eine Wohnung weiterverkauft wird. Die Betreiber wissen, worauf sie sich einlassen. Zusätzlich stimmen mich auch die Meinungen verschiedener Rechtsanwaltskanzleien positiv, obwohl es noch kein Gerichtsmodell gibt", erläutert er.
Der Vertrag werde erst ausgehandelt, aber man habe die Möglichkeit, Zweitwohnsitze zu unterbinden. "Ein Investor kann seine Wohnung nie selber nutzen, aber er wird aus den Einnahmen Gewinn schöpfen", sagt der Bürgeister. Eine alternative Nutzung des Kehlbachwirts stehe nicht im Raum. Hier wolle man die touristische Nutzung fortsetzen.
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