Interview
Die schönste Nebensache der Welt: Essen
Verena Scheitz und Thomas Schreiweis kommen mit ihrem aktuellen Kabarett Programm nach St. Johann. Die Bezirksblätter Pongau haben sich mit beiden – zur gleichen Zeit – unterhalten.
ST. JOHANN. Interviews mit Kabarettisten sind eine tolle Sache, besonders wenn man gleich zwei Interviewpartner zugleich hat. Verena Scheitz und Thomas Schreiweis, nahmen sich vor ihrem letzen Auftritt Zeit um über ihr aktuelles Programm "Iss was G'Scheitz" zu sprechen.
Frau Scheitz in der Programmankündigung stellen Sie selbst die Frage: „Was macht eigentlich Tom mit mir auf der Bühne?“, ja was macht der Herr Schreiweis dort?
Schreiweis: Ja jetzt erzähl (zu Verena Scheitz)
Scheitz: Der Tom Schreiweis und ich kennen einander noch vom ORF, durch die Sendung "Heute Leben" bei der er Regieassistent und ich "Moderateuse" war. Wir sind immer bei der Vorbereitung zur Sendung nebeneinander gesessen. Wir waren uns sehr sympathisch, hatten einen guten Draht und Humor mäßig waren wir auch auf einer Wellenlänge. Das erste Programm "Scheitz da nix" haben wir schon gemeinsam geschrieben. Beim zweiten Programm bin ich dann der Überzeugung gewesen, dass er neben mir auf der Bühne eine Bereicherung ist. Mit dieser Einschätzung bin ich nie falsch gelegen. Also er spielt mit mir, er ist mein Konterpart und er schreibt mit mir. Es ist also wenn Sie wollen kein Solo-Programm sondern ein Duo-Programm.
Sie Beide sind mit „Iss was gscheitz“ seit ein einhalb Jahren unterwegs, was hat sich in der Zeit verändert?
Schreiweis: Naja, was sich verändert hat ist die Art und Weise wie wir beide dem Programm gegenüber stehen. Es ist einfach lockerer geworden. Wir haben vielmehr Spielfreude, wir haben mehr Muse mit den Auftritten bekommen um mit dem Publikum zu interagieren. Es ist ja Gott sei Dank kein politisches Programm, das man permanent ändern müsste. Es gibt zwar immer mal ein paar Updates aber im Grunde genommen geht es um Ernährung, ein Thema das sich ja nicht verändert und jeden beschäftigt. Und der Spaß ist unverändert geblieben, seit dem Anfang.
Warum das Thema Essen?
Scheitz: Ja weil uns das Tag täglich mehrere Male oder durchgehend beschäftigt. Mich beschäftigt es durchgehend.
Schreiweis: Ich hätte lieber Sex gehabt.
Scheitz: Das hab ich nicht so gewollt, da kann ich nicht so mitreden.
Schreiweis: Permanenter S..
(Verena Scheitz unterbricht)
Scheitz: Nein, also Essen ist natürlich einfach ein Thema das jeden betrifft. Gerade in Zeiten wo jeder gegen irgendwas unverträglich ist. Ernährung hat nicht mehr den Stellenwert, von satt werden und dem Körper Reserven und Kraft zu geben. Es geht mehr um das Thema wie definiere ich mich am besten über das Essen? Welche Unverträglichkeiten habe ich? Esse ich noch Fleisch? Kann ich überhaupt noch Fleisch essen? Woher kommt die Nahrung? Wie ist das Kaufverhalten im Supermarkt, von den Supermarktbetreibern für uns dirigiert oder irregeführt? Es gibt genug womit man sich beschäftigen kann, aber gerade durch dieser Überflutung an Angebot ist man sehr leicht desorientiert. Man versucht irgendwo Halt zu bekommen.
Schreiweis: Doch es ist kein wissenschaftliches Programm, wir haben schon Fakten drinnen, also man kann sich durchaus etwas mitnehmen wenn man das möchte. Es ist kein Programm mit erhobenem Zeigefinger. Es geht einfach darum sich bewusst zu ernähren, mit seiner Ernährung umgehen zu können. Und die Zielgruppe ist ja sensationell, denn gegessen hat ja jeder schon mal.
Frau Scheitz Sie bezeichnen sich selbst als „Omni vora vulgaris“, trifft das auch auf Herrn Schreiweis zu?
Scheitz: Also „Omni vora vulgaris“ – die gemeine Allesfresserin – gibt es wirklich. Dinge die für uns alltäglich sind, werden immer wissenschaftlich aufgearbeitet. Ich habe diesen Begriff dann ad absurdum geführt und zwar das ich eine „sempre vora extraordinaria“ – eine außergewöhnliche permanent Fresserin – bin. Das heißt, dass man nicht nur an gewöhnlichen Feiertagen etwas mehr ißt, sondern auch am Tag der Blockflöte oder dem Tag der Feuchtgebiete. Jede wissenschaftliche Erkenntnis wird etwas ad absurdum geführt und erklärt zum Beispiel was ein Kokovorist ist oder das Pica-Syndrom. Oder etwa die Geophagie, eine Diät bei der man Erde ißt. Es gibt schon irre Sachen, aber es ist nie – wie der Thomas schon gesagt hat – mit erhobenem Zeigefinger. Man wird sich sehr leicht in all diesen Dingen wiederfinden und das macht es für die Leut letztendlich lustig.
Schreiweis: Ja, ja ja,jaja. Das trifft ja alles auch auf mich zu. Ich war ja selber auch ein „semper vorus ordinarius“, aber ich habe festgestellt, da die Frau Scheitz die Lustige auf der Bühne ist muss ich hübsch sein.
Scheitz: Er ist quasi das Sexsymbol und ich bin der Kopf
Schreiweis: Ja deshalb sind die Karten auch nicht recht teuer...
Scheitz: Er ist so das geile Miststück...
Schreiweis: Mir wird schon ganz warm. Also ein Programm für alle die Sex schon satt haben.
Was macht eigentlich gutes Essen aus?
Schreiweis: Oh was macht gutes Essen aus?
Scheitz: Hunger!
Schreiweis: Ja oft ist es einfach Hunger. Manchmal ist es blöd gesagt, dass es einem schmeckt. Und manchmal hat es mit der Qualität der Lebensmittel zu tun. Also du kannst jetzt gutes Essen sagen wenn es gut gekocht ist...
Scheitz: Wenn ich gekocht hab oder?
Schreiweis: Nein… (zu Verena Scheitz) und es ist auch gutes Essen wenn es aus biologischem Anbau, direct Trade und so weiter kommt. Dann ist es ethisch gutes Essen.
Scheitz: Yeah. Geschmacklich ist man bei mir nicht an der richtigen Adresse.
Schreiweis: Perfekt ist es halt wenn du biologische Produkte aus der Region verwendest und es noch gut gekocht ist.
Scheitz: Dann ist es von innen und außen gut
Wo isst man am besten, außer bei der Mama?
Scheitz: Bei mir nicht!
Schreiweis: Na bum! Das is schwierig.
Scheitz: Da haben wir es wieder. Gell?
Schreiweis: Naja manchmal auch bei dir. (zu Verena Scheitz)
Scheitz: Ah geh...
Schreiweis: Ja, wenn du liefern lässt.
Scheitz: Ja wenn ich liefern lasse, dann bei mir.
Schreiweis: Sie beauftragt nur die besten Restaurants.
Scheitz: Sonst hab ich eigentlich wenig Chancen.
Schreiweis: Ich hab letztlich auf einer Hütte ausgezeichnet gegessen...
Scheitz: Ich esse sogar neben der Autobahn Steckerlfisch. Es kommt auf die Situation an und auf den Hunger an.
Schreiweis: Es macht die Gesellschaft beim Essen auch etwas aus.
Scheitz: Aber bei der Mama ist es halt immer am besten!
Schreiweis: Besonders bei deiner Mama, glaubst die kocht uns was?
Verena Scheitz und Thomas Schreiweis sind am 25. Oktober um 20:00 Uhr im Kultur- und Kongresshaus mit ihrem Programm "Iss was G'scheitz" zu sehen.
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