Interview
Ein Film aus 2.700 Bildern

Kathrin Steinbacher mit dem Award, der von der Vorjahressiegerin Anne Zwiener designed wurde. | Foto: Bertram Tinhof
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  • Kathrin Steinbacher mit dem Award, der von der Vorjahressiegerin Anne Zwiener designed wurde.
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Der Hauptpreis beim Two Days Animation Festival gingt an eine Pongauerin.

WAGRAIN (aho). Die Wagrainerin Kathrin Steinbacher wurde für ihren Animationsfilm beim "Two Days Animation Festival" mit dem Hauptpreis für die beste österreichische Animation ausgezeichnet. Die Wahl-Londonerin, die dort ihr Masterstudium absolviert, stand den Bezirksblättern Rede und Antwort.

Wovon handelt dein prämierter Film "The Woman Who Turned Into A Castle“?
KATHRIN STEINBACHER: Es handelt sich hierbei um eine animierte Dokumentation über eine Frau namens Rose, die sich in ein Schloss verwandelt. Im Film geht es um die fundamentale Frage: Leben – ja, aber zu welchem Preis? Die Doku basiert auf einer Fallstudie des Neuropsychologen Oliver Sacks und beschäftigt sich mit der Krankheit Encephalitis Lethargica (Schlafkrankheit). In den Jahren 1916 bis 1927 hat diese furchtbare Epidemie mehr als fünf Millionen Menschen getroffen und unzählige schwer beschädigt hinterlassen. Sacks stieß Ende der 60er-Jahre in einem Krankenhaus bei New York auf Überlebende dieser Epidemie und er begann, sie mit dem neu entdeckten Medikament L-Dopa zu behandeln. Jahrzehntelang "erstarrte" Menschen erwachten plötzlich wieder zum Leben.

Woher stammt die Idee zu diesem Film?
STEINBACHER: Hinter solchen Projekten steckt immer ganz viel Recherchearbeit und am Anfang weiß man oftmals gar nicht, wohin die Reise geht. Ich habe mich immer schon für Neurologie und Psychologie interessiert und daher rührt auch mein Interesse an Oliver Sacks. Das Projekt ist zusammen mit der "Wellcome Collection" in London, einem Museum für medizinische Artefakte, entstanden. Das Museum hat sein großartiges Archiv für uns geöffnet. Dabei konnte ich viel über diese Epidemie entdecken und lernen – auch Fallstudien und Filmaufnahmen von Rose, die nach ihrem "Erwachen" entstanden sind.

Wie viele Arbeitsstunden stecken hinter dieser Produktion?
STEINBACHER: Ich habe mich auf "frame by frame Animation" spezialisiert, das heißt: Jede einzelne Bewegung ist gezeichnet, manchmal digital, manchmal auf Papier. Für eine Sekunde Animation sind zwölf Zeichnungen erforderlich, damit die Bewegung fließend aussieht. Der Kurzfilm ist 3:45 Minuten lang, das sind 2.700 Zeichnungen. Unabhängige Produktionen entstehen meist in sehr kleinen Teams, ich habe rund acht Monate an dem Film gearbeitet.

Wo wurde denn dein Film bereits gezeigt?
STEINBACHER: In Großbritannien hat der Film seine Premiere während des London International Animation Festivals gefeiert. Und die Weltpremiere war in Wien, im Zuge des Two Days Animation Festivals. Die nächsten Screenings finden in Wien im Zuge des Austrian Filmfestivals und in New York statt.

Der "Best Austrian Animation"-Award war nicht dein erster Preis – welchen Stellenwert hat diese Auszeichnung für dich?
STEINBACHER: Natürlich ist das immer das Aufregende nach einem so zeitintensiven Projekt. Ich bin sehr dankbar, froh und auch überwältigt, dass es überhaupt Menschen gibt, die meine Filme ansehen und denen sie auch zu gefallen scheinen. Dass der unabhängige Animationsfilm in Österreich gefördert wird, ist für mich extrem wichtig, da dieses Genre immer noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat. Die breite Masse weiß meistens gar nicht, dass in diesem Genre so viele wichtige Filme entstehen, die oft schwierige Themen aufarbeiten und uns dabei helfen, vieles besser zu verstehen. In der Animation gibt es keine Grenzen und es gibt weit mehr als nur Disney allein. Animation ist nicht nur für Kinder, ganz im Gegenteil sogar. Damit will ich aber nicht sagen, dass Disney nicht gut ist.

Welche Projekte stehen bei dir demnächst am Programm?
STEINBACHER: Zurzeit arbeite ich an meinem Abschlussfilm für das Royal College of Art in London. Der Film wird nächstes Jahr im Juni fertiggestellt werden. Er setzt sich mit dem Altwerden auseinander. Zeitgleich arbeite ich mit meiner Freundin und Kollegin Emily Downe an einer Dokumentation über ‚Frauen in Animation‘. Die Doku beschäftigt sich mit der leider noch immer nicht vorherrschenden Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Animations- bzw. Filmindustrie. Dazu führen wir derzeit ganz viele Interviews mit unabhängigen Filmemacherinnen, aber auch mit Festivalveranstaltern, die vor allem Frauen in Animation fördern. Daneben arbeite ich an einem weiteren Kinderbuch.

Kathrin Steinbacher mit dem Award, der von der Vorjahressiegerin Anne Zwiener designed wurde. | Foto: Bertram Tinhof
2.700 Zeichnungen lassen den 3:45 Minuten langen animierten Kurzfilm lebendig werden.  | Foto: Kathrin Steinbacher
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