Tabuthema

Ein Treffpunkt für Eltern von Sternenkindern

Fehl- und Totgeburten gehören zu Themen, über die man nicht oft spricht, doch pepp bietet dafür einen Raum.

ST. JOHANN. Viele Familien sind davon betroffen, doch nur wenige sprechen darüber – die Rede ist von Fehl- oder Totgeburten. Kinder, die leider nicht das Familienleben miterleben dürfen, nennt man Sternenkinder. Sie haben einen Platz in der Familie und im Herzen, aber nicht im Alltag. Pepp gibt jetzt Eltern und Geschwistern von Sternenkindern den Raum, über diese zu sprechen.

Aus eigener Erfahrung

Nicole Rottmayer lädt einmal im Monat zu einem Erzählcafé ins pepp-Zentrum St. Johann. Sie selbst hat zwei Kinder mit elf Jahren Abstand bekommen, dazwischen hätte es noch drei weitere geben können. "Ich arbeite seit 2006 als Diplomkrankenschwester auf der Gynäkologie im Klinikum Schwarzach und erlebe es immer wieder mit, aber wenn es einen selbst betrifft, ist es etwas ganz anderes. Da reißt es dir den Boden weg und du weißt eigentlich nicht mehr, was du tun sollst. Hilfe ist schwierig und auch der Umgang mit den Ärzten ist oftmals schwierig. Für manche Ärzte ist es normal, aber für die Betroffenen nicht", sagt Rottmayer. Nach der Geburt ihres Folgewunders Max beschloss die Taxenbacherin, etwas für andere Betroffene zu tun. Sie wandte sich dafür an den Verein pepp, der ihre Idee mit offenen Armen aufnahm.

Keine Therapie

"Es ist keine Selbsthilfegruppe oder Therapie. Wir wollen einfach diesen Eltern einen Raum, einen Rahmen bieten, um sich zu unterhalten. Es ist also keine Therapie. Es ist ein aufgefangen werden und ein Möglichkeitenraum. Jedes Kind, das verstorben ist, gehört – aus psychologischer Sicht – vom Systemischen zur Familie. Jedes Kind, auch ein gegangenes, gehört ins Familiensystem und hat dort auch einen Platz", erklärt Simone Radlegger, Klinische und Gesundheitspsychologin bei pepp. Rottmayer hat mit vielen Familien Kontakt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und weiß, wie wichtig der Austausch ist.

Alles darf sein

Frauen fällt es meist leichter, über das Erlebte zu sprechen, aber auch Väter und Geschwister sind willkommen. „Meine eigene Tochter hat erst zwei Jahre nach den Fehlgeburten das Bedürfnis gehabt, darüber zu sprechen", berichtet Rottmayer. "Ich bin auf alle Fälle da, auch wenn nur eine Person kommt, und nehme mir Zeit", ergänzt sie. Familien, die noch im Prozess sind, können hier über Erfahrungen und Hoffnungen für die Zukunft sprechen. "Ich denke, es ist gut, wenn man auch von ‚Erfolgen‘ erzählen kann, das macht Mut. Außerdem gibt es immer wieder neue Anregungen und Empfehlungen, die helfen weiterzumachen", sagt Rottmayer. Im Erzählcafé ist für alle und alles Platz: "Man darf schweigen, lachen, weinen – man ist einfach füreinander da", versichert Rottmayer.

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