Jetzt auch Realgymnasium
St. Rupert baut zusätzlichen Schulzweig auf
Das Gymnasium St. Rupert erweitert sein Angebot um einen zusätzlichen Realzweig, um seine eigenen Schüler besser zu halten.
BISCHOFSHOFEN. Nach einem einjährigen Entwicklungsprozess startet im Gymnasium St. Rupert ab Herbst ein neuer Zweig: Neben dem bestehenden Schwerpunkt auf Sprachen setzt man in der Bischofshofener Schule ab sofort auch auf einen naturwissenschaftlich-sportlichen Zweig als Realgymnasium. Der Anmeldeschluss für das neue Format wurde bis Ende Februar verlängert.
Langjährige Pläne umgesetzt
"Bereits vor acht Jahren wurden erste Ideen geschmiedet. Jetzt erarbeitete eine interne Schulentwicklungsgruppe gemeinsam mit dem Schulerhalter und mit externen Spezialisten von der pädagogischen Hochschule Linz das neue Konzept", erklärt Direktor Alois Lechner. "Im Sprachenzweig bekommen Kommunikation und Präsentation zusätzliche Stunden, das ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Im sprachlich leicht entlasteten Realzweig sind die naturwissenschaftlichen Fächer stärker vertreten und werden mit Sport-, Gesundheits- und Ernährungsthemen ergänzt. In der Oberstufe kommt dann Latein oder Französisch als Fremdsprache dazu", nennt Lechner die Eckdaten.
Für die Schule sei die Umstellung durchaus eine Herausforderung: "Es ist kein einfacher Alternativzweig, sondern es geht in eine naturwissenschaftliche Breite in den MINT-Fächern. Es wird hier etwa auch Schularbeiten in Biologie geben", sagt Lechner.
Angebot für eigene Schüler
Für die Teilung in zwei Zweige ist kein zusätzliches Lehrpersonal nötig. "Das wäre eine große Hürde gewesen, wenn Räume oder Lehrpersonal für die Umstellung gefehlt hätten", betont der Direktor. Somit ist nun auch Quereinsteigen in den Realzweig der Oberstufe möglich. Darauf liegt der Fokus aber nicht, Lechner glaubt auch nicht an eine größere Konkurrenzsituation an den Pongauer Realgymnasien:
"Unser Angebot haben wir in erster Linie für unsere eigenen Schüler geschaffen, um sie zu halten. Die Anmeldezahlen in der Unterstufe sind sehr gut. Aus den Feedbacks haben wir erfahren, dass viele Schüler uns in der Oberstufe verlassen haben, obwohl sie sich sehr wohlgefühlt hätten, sie aber sprachlich überfordert waren und einen anderen Schwerpunkt setzen wollten. Mit dem neuen Zweig können wir für unsere Schüler eine breitere Basis aufstellen."
– Direktor Alois Lechner
Bildung vor der Ausbildung
Dass es Schulabsolventen und Studenten derzeit am schwersten haben, in den Arbeitsmarkt einzusteigen, ist für Lechner zweitrangig: "Nur vom Nutzen zu sprechen, liegt uns fern. Wert und Qualität der Schule liegen auf der Bildung, nicht auf Ausbildung. Die Ausbildung folgt später konkret vor Ort, aber die Basis muss breiter aufgestellt sein. Die Intention ist, Grundlagen zu schaffen, die fürs Leben wichtig sind, um später darauf aufbauen zu können. Die Lehre nach der Matura ist zum Beispiel heute in kürzester Zeit möglich. Mit einer sehr fundierten Basisausbildung befähigt die Matura auch später noch im Berufsumfeld eine hochschulbezogene Ausbildung anzugehen."
Positives aus Home-Schooling mitnehmen
Mit der aktuellen Situation habe man sich mittlerweile gut arrangiert. Vereinzelt sind Schüler zur Betreuung oder für Schularbeiten in der Schule, ansonsten wird von der ersten Klasse weg über Videoplattformen gearbeitet. Auch wenn oft über Distance Learning geschimpft wird, gäbe es Positives daran, erklärt Lechner:
"Wir brauchten eine enorme Lern- und Erkenntnisphase. Im vorigen Frühjahr kam alles zu überraschend, in der zweiten Home-Schooling-Phase konnten wir uns aber so gut vorbereiten, dass sich die Schüler sofort zurecht gefunden haben. Unter den gegebenen Umständen läuft es eigentlich gut, es ist nicht alles immer nur eine Katastrophe."
Diese Erfahrungen werden mitgenommen, um die technischen Möglichkeiten später auch im regulären Schulbetrieb nutzen zu können: "Referate von Schülern haben sich zum Beispiel auch über digitale Medien als sehr gute Form herausgestellt", sagt Lechner.
Schwierige Leistungsbeurteilung
Dennoch sei es derzeit enorm aufwändig und anstrengend für alle Beteiligten, wobei die Schüler sehr diszipliniert seien: "Sie sind sehr fleißig, obwohl sie lerntechnisch und nervlich an die Grenzen der Belastbarkeit geraten. Mit Konsequenz durchzuhalten ist enorm fordernd, aber die einzige Lösung, die den Betrieb ermöglicht", weiß der Direktor. Die Leistungsbeurteilung sei ebenso schwierig. Die Lehrer verfolgen den Arbeitsprozess so gut es geht, man könne aber nicht immer prüfen, wer hinter der Arbeit steht, und viele kleine Leistungsfeststellungen seien nicht möglich. "Jeder der Schüler erkennt die Notlage. Man muss sich an den Grenzen des Möglichen orientieren, diese Rahmenbedingungen dürfen aber nicht zu Lasten der Schüler gehen", schließt Lechner.
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