Unterirdisch
Pongauer absolvierten Marathon 500 Meter unter der Erde
SCHWARZACH (aho). Auf seiner persönlichen Mission von 100 (Ultra-)Marathons in einem Sportlerleben stieß Fredl Zitzenbacher auf einen besonderen Lauf: Beim Kristallmarathon in Merkers (GER) absolvierte der Schwarzacher seinen 88. Lauf mit mindestens 42,195 Kilometern Distanz – und das 500 Meter unter der Erde. "Es war weit mehr als 'nur' ein Marathon und definitiv ein Erlebnis der besonderen Art", strahlt der 53-Jährige.
4.600 Kilometer Streckennetz
Gemeinsam mit seinen drei Lauffreunden Georg Kreer, Peter Ulrich und Richard Pirngruber reiste der Ultrasportler zum stillgelegten Kalisalzbergwerk nach Thüringen. Unterirdisch wurde in Merkers – bei der Eröffnung 1925 war es das weltgrößte Kaliwerk – ein Streckennetz von 4.600 Kilometern in bis zu 860 Metern Tiefe gegraben. Seitdem das Bergwerk 1993 stillgelegt wurde, wird es als reines Erlebnisbergwerk genutzt. Neben Konzerten und diversen Shows findet seit 2003 jährlich auch der Kristallmarathon statt. "Von den 4.600 Kilometern nutzten wir nur einen 3,25 Kilometer langen Rundkurs, welcher mit 60 Höhenmetern pro Runde bei den Temperatur- und Luftverhältnissen ziemlich anstrengend zu laufen war", erzählt der Schwarzacher.
Ohne Helm geht nix
Früh morgens ging es für die Pongauer im Eingangsbereich des Erlebnisbergwerkes zur Startnummernausgabe, einen Raum weiter erhielt jeder seinen Zeitnahme-Transponder am Handgelenk. Der Marathon selbst sei jedes Jahr schnell ausgebucht, aufgrund der Platz- und der logistischen Kapazität wird die Teilnehmerzahl auf insgesamt 750 Läufer beschränkt.
"Dann hieß es 'Helm auf' – ohne diesen geht nämlich gar nix – und ab in den Förderschacht. In 90 Sekunden sausen wir 500 Meter unter die Erde. Rund 20 Personen passen in den engen Aufzug, Platzangst und Berührungsängste sollte man dabei nicht haben." (Fredl Zitzenbacher)
Hinter der Schleuse erwarteten die Sportler die Grubentaxis (kleine LKW mit Bänken auf offenen Ladeflächen), die sie einige Kilometer durch die engen Gänge transportierten.
Steigungen und Gefälle bis 15 Prozent
Der Großbunker, der früher zur Zwischenlagerung von bis zu 50.000 Tonnen Salz diente, wird heute dank seiner ungewöhnlich guten Akustik als Event-Saal für Konzerte genutzt – beim Kristallmarathon ist er Start- und Zielbereich. Kurz vorm Rennen ertönte das für Bergmänner übliche „Steigerlied“, ehe es für die Athleten gleich direkt in den längsten und steilsten Anstieg der Runde ging. "Ich war bei der ersten Runde wirklich überrascht, dass es keine flachen Abschnitte gab. Dieses andauernde kurze und durchaus steile rauf und runter war doch sehr anstrengend. Ein gemütliches Rollenlassen war bei Steigungen und Gefälle bis 15 Prozent nicht möglich", erzählt Zitzenbacher. Irritiert habe ihn auch der glänzende Boden, der optisch an Glatteis erinnerte: "Tatsächlich war der am Boden liegende Salzstaub für so manchen 'Rutscher' gut", lacht der Schwarzacher.
Zufriedenes "Glück auf" zum Abschied
Auf insgesamt 13 Runden wurde es für den 53-Jährigen nie eintönig. Auf der riesigen Leinwand wurde während des Marathons jede durchlaufene Runde mit Einzel- und Gesamtzeit sowie die Platzierung angezeigt. Vorbei liefen die Sportler auch an „Alf“, dem größten unterirdischen Schaufelradbagger der Welt. "Luft und Klima waren besser als erwartet und die Stimmung im Bergwerk und unter den Teilnehmern einfach großartig. Wir liefen ein durchwegs gutes Rennen und behaupteten uns im vorderen Bereich der 250 Volldistanz-Teilnehmer." Stärkster Läufer der Truppe war Georg Kreer (3:25 Std./Rang 11), gefolgt von Fredl Zitzenbacher (3:39/Rang 25), Peter Ulrich (3:39/Rang 26) und Richard Pirngruber (3:52/Rang 47). Schließlich durften sich die vier über eine Medaille in Form der Fahrmarken für den Förderaufzug als Belohnung freuen, ehe auch ihnen der Bergmannsgruß „Glück Auf“ wie selbstverständlich über die Lippen kam.
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