Mit Gipfelvideo
Pongauer Alpinisten erklimmen das Matterhorn Nepals
Auf das "Matterhorn Nepals" schafften es im November mehrere Pongauer: Der St. Johanner Michael Schweiger berichtet von seiner Expedition auf die "Ama Dablam".
ST. JOHANN, NEPAL (aho). Als "Matterhorn Nepals" ist der 6.814 Meter hohe Gipfel der Ama Dablam in der Himalaya-Region bekannt. Auf Deutsch heißt der Berg "Die Mutter und ihre Halskette". Dorthin führte den St. Johanner Alpinpolizisten und Bergretter Michael Schweiger und seine Ennspongauer Bergkameradin Kerstin Triessnig eine atemberaubende Tour.
Fürs Nachtklettern vorbereitet
Zunächst stand eine 15-tägige Akklimatisationsphase am Programm: "Wir nächtigten in den High Camps 1 und 2 und kletterten die technisch anspruchsvollen Passagen am Gelben und Grauen Turm. Vor allem der Graue Turm ist ein wichtiges Kriterium, weil dieser am Gipfeltag bei Dunkelheit bewältigt werden muss", erzählt der Bergretter von der Vorbereitung vor Ort. Laut Informationen aus Nepal bringe vor allem das Expeditionsunternehmen Adventure Consultant bis zu 250 Alpinisten pro Jahr auf den Gipfel. Dabei ist die Saison auf der Ama Dablam aufgrund der technischen Schwierigkeit und der Kälte nur zwei Monate lang. "Die Ausfallsquote liegt bei etwa 40 Prozent", ist Schweiger stolz, den Gipfel erreicht zu haben, mussten in der Saison 2019 doch insgesamt 15 Seilbergungen durchgeführt werden.
Startschuss um 00:30 Uhr
Am 5. November war es dann so weit, Schweiger konnte ein Wetterfenster nutzen. Der Gipfeltag startete für ihn kurz nach Mitternacht, als ihn Sherpa Ongchhu Prakash geweckt hatte und er sein Equipment angelegt hatte. "Aus dem Nachbarzelt konnte ich nur vernehmen, dass Kerstin auf Grund der tiefen Temperaturen 'durchgefroren' und noch nicht bereit war, zum Gipfel aufzubrechen", schildert der St. Johanner. "Die letzte Nahrungsaufnahme war mühsam. Den bitteren Nachgeschmack vom Tee und dem heiß aufgegossenen Fertigreisgericht hatte ich noch Stunden später am Gaumen", erinnert sich der Pongauer.
Strapazen bei Wind und Kälte
Mühevoll begann der nächtliche Anstieg: "Ich kann mich in den ersten sechs Stunden des Aufstieges an keinen Moment erinnern, den ich in irgendeiner Weise genießen hätte können", berichtet Schweiger von den Strapazen im kombinierten Eis- und Felsgelände bei minus 17 Grad Außentemperatur und 35 km/h Windgeschwindigkeit.
"Das Einzige, das einen voran treibt, ist das Ziel – der Gipfel." (Michael Schweiger)
Um 8:03 erreichte Schweiger schließlich mit seinem Sherpa Ongchhu Prakash den Gipfel. "Und plötzlich steht man oben, wie aus dem Nichts, alle Schmerzen und Leiden sind vergessen, es bleibt nur ein unglaubliches Gefühl der Erleichterung. Ich hatte sogar Zeit mit meiner Lebensgefährtin in Österreich zu telefonieren – unglaublich, unser digitalisiertes Zeitalter", lacht Schweiger. Den atemberaubenden Ausblick in die Bergwelt Nepals mit Blick auf sechs der 14 Achttausender und das tibetische Hochland wird er nicht so schnell vergessen. Knapp 20 Personen erreichten an diesem 5. November den Gipfel – darunter auch Triessnig, die drei Stunden später aufgebrochen war. Sie feierte den Gipfelsieg mit Sherpa Pemba Prakash, bekannt von der Werfener Hütte und mittlerweile einer der gefragtesten Climbing Sherpas.
Demut und Dankbarkeit
Nach 15 Minuten ging es aber schon wieder bergab, 14 lange Stunden später traf der Pongauer wieder sicher im High Camp 2 auf 6.200 Metern ein. Nach weiteren drei Stunden konnte das Team auch Triessnig mit ihrem Sherpa sicher im High Camp 2 empfangen. "Beim Aufenthalt im Base Camp haben wir noch zwei Gasteiner Alpinisten angetroffen, die ebenfalls einen Gipfelerfolg feiern konnten. Gratulation an Lukas und Kurt", freut sich Schweiger. "Es hat alles zusammengepasst. Vom Wetter über die Akklimatisationsphase bis hin zu den Pausen und dem Abstieg. Was bleibt ist Demut und Dankbarkeit, einen der schönsten Berge der Welt bestiegen zu haben."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.