Im Gespräch mit Florian Pacher
Generationenwechsel beim Nahversorger

Florian Pacher übernahm mit 28 den elterlichen Betrieb in vierter Generation. | Foto: Johannes Brandner
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Der 28-jährige Florian Pacher übernahm vor Kurzem die Leitung des ADEG-Marktes in St. Johann. MeinBezirk traf den Jungunternehmer und Kapellmeister zum Gespräch.

ST. JOHANN. MeinBezirk: Herr Pacher, Sie sind nun Geschäftsführer eines traditionsreichen Betriebes, der 1946 als Weinhandel gestartet hat und übernehmen den Betrieb in vierter Generation. Welche Ausbildung muss man überhaupt machen, um einen Nahversorger führen zu können?

Florian Pacher: Es gibt von ADEG ein Angebot, welches sich "ADEG Akademie" nennt. Da wird man zu verschiedenen Kaufleuten in ganz Österreich geschickt, um zu lernen, wie die es machen. Da es keine vorgegebene Linie gibt, wie ein Markt auszusehen hat, hat man in seiner eigenen Gestaltung aber sehr viele Möglichkeiten und bringt sich viel selbst bei.

MeinBezirk: War schon immer klar, dass Sie den Betrieb übernehmen möchten?

Florian Pacher: Nein, das war es nicht. Ich wollte längere Zeit Volksschullehrer werden. Ich hatte selbst einen männlichen Volksschullehrer, der das so gut gemacht hat, sodass ich das auch machen wollte. Nach der Matura an der HAK und dem Bundesheer habe ich daher das Studium als Volksschullehrer begonnen. Nach drei Semestern habe ich aber gemerkt, dass es doch nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Mit dem gleichzeitigen Wechsel des Betriebes nach 40 Jahren von Spar zu ADEG stellte sich die Frage, wer den Betrieb weiterführt, und ich habe schließlich zugesagt und die Akademie begonnen. Die Gründe dafür sind ähnlich wie bei vielen Bauernhofübernahmen. Wenn man damit aufwächst, stellt sich nicht die Frage, ob der Betrieb weitergehen soll. Ich habe schon als kleiner Bub mitgeholfen, Regale einzuräumen, denn im Prinzip hat hier die ganze Familie gearbeitet. Daher habe ich den Betrieb dann gerne übernommen.

Das Team von ADEG Pacher | Foto: REWE Großhandel GmbH/Wildbild
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MeinBezirk: Wie fühlt es sich an, einen Betrieb in vierter Generation zu übernehmen?

Florian Pacher: Es ist natürlich einerseits eine große Ehre, aber auch viel Verantwortung, wenn man das fortführen möchte. Es ist nicht einfach, mit einem Lebensmittelmarkt mitten im Ort, wo der Parkplatz sehr begrenzt ist, erfolgreich zu sein.

MeinBezirk: Die Konkurrenz als Lebensmittelhändler ist in St. Johann sehr groß. Wie versuchen Sie sich von anderen abzusetzen?

Florian Pacher: Aufgrund der Größe der Verkaufsfläche können wir uns nicht mit einem Eurospar oder einem Billa messen. Deswegen versuchen wir, Nischen und Services, die nur wir machen können, zu finden und anzubieten. Wir bieten etwa jeden Donnerstag einen kostenlosen Lieferservice im Ortsgebiet an. Wir nehmen Bestellungen auf, stellen den Einkauf am Donnerstag frisch zusammen und liefern es dann aus. Das kommt bei den Leuten gut an und wird auch genutzt, wobei es gern auch noch mehr sein dürfte. Aber mit so einem Service können wir uns von anderen Märkten absetzen. Zusätzlich gibt uns ADEG auch die Möglichkeit, Produkte zu verkaufen, die direkt aus der Region und dem Ort kommen, wie etwa Eier von einem Bauern aus der Gemeinde oder Produkte von lokalen Metzgereien. Es ist natürlich nicht einfach, sich von anderen abzusetzen, weil die Konkurrenz auch nicht schläft, deswegen muss man immer die Augen offen halten.

Im vergangenen November übernahm Florian Pacher das Ehrenamt des Kapellmeisters bei der Bürgermusik St. Johann von Michael Gauger. | Foto: Bürgermusik St. Johann
  • Im vergangenen November übernahm Florian Pacher das Ehrenamt des Kapellmeisters bei der Bürgermusik St. Johann von Michael Gauger.
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MeinBezirk: Sie sind neben der neuen Selbstständigkeit auch Kapellmeister der Bürgermusik St. Johann. Wie geht es Ihnen in dieser Doppelrolle? Geht sich zeitlich noch alles aus?

Florian Pacher: Weil ich ja nicht erst seit gestern weiß, dass ich den Betrieb übernehme, haben wir uns über den Winter Gedanken gemacht, wie das weiterhin funktionieren kann. Ich habe daher für meine Aufgaben als Kapellmeister "vorgearbeitet" und geschaut, welche Ausrückungen für die Musik in diesem Jahr anstehen und entsprechende Musikstücke vorbereitet. Anfang September gestalten wir etwa eine Hochzeit, da weiß ich schon, was wir spielen werden. Daher habe ich jetzt am Anfang auch den Kopf frei für die Arbeit. Es ist aber auch so, dass viele andere in der Musik auch einen Job haben, der fordernd ist. Wenn jemand vielleicht Nachtdienste hat, ist es auch nicht immer lustig, wenn dann zusätzlich noch etwas gemacht werden muss. Aber wenn man etwas gerne macht, findet man die Zeit dafür. Mir hilft natürlich auch, dass wir ein Familienbetrieb sind, wo alle zusammenhalten und zusammenhelfen.

MeinBezirk: Ihr habt von Montag bis Freitag von 7 bis 18 Uhr und am Samstag von 7 bis 13 Uhr geöffnet. Wie sieht Ihre Arbeitswoche aus? Haben Sie eine 60-Stunden-Woche?

Florian Pacher: Ich habe mir vorgenommen, dass ich schon den Großteil der Zeit im Geschäft bin. Die Arbeit beginnt aber nicht erst um 7 Uhr und endet nicht um 18 Uhr. In der Früh sind ab 5 Uhr viele Dinge vorzubereiten. Wir backen das Brot frisch auf, die Zeitungen müssen eingeräumt, Lieferungen angenommen werden und so weiter. Für diesen Frühdienst haben wir einen Plan erstellt, in dem jeder von uns alle drei Tage an der Reihe ist. Da nehme ich mich selbst natürlich nicht aus, denn ich finde, als "Chef" sollte man mit gutem Beispiel vorangehen. Anders geht es in einem Familienbetrieb mit vier Personen auch nicht.

MeinBezirk: Können Sie sich dann überhaupt auch einmal Zeit für sich nehmen?

Florian Pacher: Ja, das geht schon. Vor allem die Musik ist ein super Ausgleich. Jeder Musiker kennt das, wenn man in der Probe das erste Stück spielt, vergisst man den Stress der vergangenen Woche und fokussiert sich nur auf den Moment. Auch wenn die Woche stressig war, herrscht nach der Probe dann immer eine gelockerte Stimmung.

MeinBezirk: Sie sind verheiratet. Wie geht ihre Frau mit ihrem Schritt in die Selbstständigkeit um?

Florian Pacher: Natürlich habe ich diesen Schritt mit ihr besprochen, denn es betrifft ja auch sie, weil ich jetzt nicht so viel Zeit habe. Aber sie und ihre Familie unterstützen mich sehr und haben mir auch beim Umbau und beim Einräumen geholfen. Das freut mich natürlich sehr, denn sie geben mir Rückhalt.

MeinBezirk: Hat es beim Umbau irgendwelche Hoppalas oder größere Herausforderungen gegeben?

Florian Pacher: Für unseren neuen Leergutautomaten mussten wir in eine Wand ein Loch schneiden. Und natürlich waren gerade in dieser Wand Wasser- und Kanalleitungen, von denen wir nicht gewusst haben. Die haben wir leider genau erwischt. Ansonsten ist zum Glück nicht viel passiert.

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