Ungewöhnliche Buchpräsentation und Lesung
Es geht um den (Vormärz)Dichter Ferdinand Sauter, der vor 163 Jahren genau vis a vis vom Veranstaltungsort im ehemaligen Pfleggerichtsgebäude geboren wurde (siehe das steinerne Relief am Haus) und schon in jungen Jahren nach Wien ging, weil seine Eltern früh starben.
Dort traf er auf andere (meist in etwa gleichaltrige) Künstler, die alle zur selben Zeit ihre Talente entdeckten, nach ihrer Bestimmung suchten und später sehr bekannt wurden: Komponisten wie Franz Schubert, Josef Lanner, Johann Strauß Vater, Schriftsteller wie Nikolaus Lenau und Eduard von Bauernfeld, Maler wie Moritz von Schwind oder Johann Michael Neder u.v.m. Der kritische Blick auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen mit all ihren dramatischen Auswirkungen auf die Zukunft einte sie zusätzlich.
Die Unfreiheit der Meinungsäußerung unter der rigorosen Herrschaft Fürst Metternichs veranlasste den Poeten Sauter, zu Lebzeiten keine einzige Zeile zu verlegen, obwohl ihn alle Künstlerkollegen und sogar wohlhabende Freunde aus adeligen Kreisen dazu drängten und sogar die Kosten dafür übernommen hätten. Nach seinem Tod (er starb bereits mit 50 Jahren an der um sich greifenden Cholera), wurden seine aussagekräftigen, mit Worten förmlich "malenden" Gedichte immer wieder durch Zensur und Unverständnis verstümmelt und uminterpretiert, desgleichen die Berichte über seinen Lebensstil und sein Äußeres. (Der Inhalt des Artikels von Dr. Walter Thaler in der letzten Ausgabe der "Pongauer Nachrichten" bezieht sich auf die bisher bekannten Quellen und ist daher ungewollt nicht ganz korrekt - trotzdem, siehe Anhang.)
Der Schriftsteller Ludwig Laher hat nicht nur eine Fülle verschiedener Bücher geschrieben, sondern sich mit der Figur Sauters bereits in einem Roman beschäftigt.
Nun betätigte er sich als "Wort-Archäologe" und recherchierte in allen verfügbaren Quellen nach authentischem Material, entschlüsselte die vielen handschriftlichen, oft nur rasch auf eine Speisekarte oder eine Heurigenrechnung hingeworfenen Zeilen und rückte damit - als Erster! - die Bedeutung der Reime, wie des Menschen Ferinand Sauter zurecht. In Kombination mit den Hintergrundgeschichten lesen sich die Texte leicht, ansprechend und bleiben interessant.
Um den Worten und Reimen den richtigen Rahmen zu geben, habe ich die damals entstandenen schönsten Melodien und Gemälde als akustische und optische Begleitung ausgesucht. Der Besucher kann also mit allen Sinnen in die Zeit des Biedermeiers eintauchen und sich am Ende vielleicht der Parallele zu unserer heutigen globalen Situation bewusst werden.
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