Patientenströme besser lenken
Primärversorgungszentren sollen Hausärzte wie Ambulanzen entlasten und Patienten Gesund erhalten.
"In den letzten drei Jahren stiegen die Aufnahmen in unserer Notfallambulanz um 30 Prozent an", sagt Ludwig Gold, Geschäftsführer des Klinikums Schwarzach. "Viele von diesen Patienten wären auch beim Hausarzt gut aufgehoben gewesen." Damit spricht Gold eine Konsequenz an, die aus mehreren Problemen resultiert, mit denen sich die Gesundheitspolitik aktuell beschäftigen muss. Gesundheitsreferent LH-Stv. Christian Stöckl kennt diese Herausforderungen gut: "Wir haben Schwierigkeiten, offene Kassenstellen bei den Hausärzten nachzubesetzen, eine Pensionierungswelle derselben steht bevor (der Altersschnitt bei den niedergelassenen Ärzten im Bundesland Salzburg liegt bei über 50 Jahren) und der Trend der Patienten geht hin zum Wahlarzt."
Vernetzung ist der Schlüssel
Ein möglicher Weg heraus aus diesen Problemen wurde bei der PHC-Tagung im Klinikum Schwarzach diskutiert – das Primärversorgungszentrum. Es handelt sich dabei um ein Konzept, in welchem Hausärzte mit Pflegern, Fachärzten, Physiotherapeuten, Homöopathen etc. eng zusammenarbeiten und mit ihnen vernetzt ist. Die niedergelassenen Ärzte und die Spitalsambulanzen sollen dadurch wesentlich entlastet werden. "Ziel der Primärversorgungszentren ist es auch, präventive Aufgaben wahrzunehmen, um die Menschen gesund zu halten und die Notwendigkeit der stationären Versorgung zu minimieren", sagt Jürgen Osterbrink, Vorstand des Institutes für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. "Schließlich haben alle Gesundheitsberufe ihre eigenen Kompetenzen. Effizient wäre es, wenn sie aufeinander abgestimmt arbeiten würden“, ergänzt Stefan Korsatko, Bundessprecher des Forums für Primärversorgung – und das soll in den Primärversorgungszentren möglich gemacht werden.
Pilotprojekt im Tennengau
Seit Juni läuft mit dem Gesundheitsnetzwerk Tennengau dazu ein Pilotprojekt in Salzburg. „Alle sozialen Dienste sind in dieses Netzwerk integriert – auch die Hausärzte. Vorteile sind z.B., dass die Wundschwester zum Wechseln des Verbandes direkt zum Patienten kommt. Dieser muss dafür also nicht mehr extra zum Hausarzt. Erst wenn der Wundschwester Veränderungen auffallen, schickt sie den Patienten zum Arzt", erzählt Gabriela Pichler vom Gesundheitsnetzwerk Tennengau ein Beispiel aus der Praxis. In diesem Netzwerk werden z.B. auch Urlaube unter den Ärzten und Pflegenden abgesprochen, sodass keine Probleme für die Patienten entstehen.
Teil der Versorgungskette
Ziel soll es laut den Vortragenden beim Kongress im Klinikum Schwarzach also sein, den Hausarzt in eine ganze Versorgungskette zu integrieren und ihn nicht mehr in seiner Praxis "alleine zu lassen".
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