Fairness im Kinder-Schrank

PRESSBAUM. Kinderkleidung stellt viele Eltern vor eine schwierige Herausforderung. Die Kleidungsstücke können meist nur wenige Monate lang getragen werden und auch die Menge sprengt oft so manchen Kasten im Kinderzimmer. Diese Erfahrung nahm die Pressbaumerin Brigitte Wagner zum Anlass und versuchte dem entgegen zu wirken: Sie verwandelt alte Herrenhemden in neuwertige Kindermode, die nicht nur kleidet, sondern auch eine Spielmöglichkeit bietet und mit dem Kind mitwächst.

Explodierender Schrank
"Ich habe am Kleiderschrank meiner Kinder gemerkt wie schnell das explodiert. Weil es so billig ist kauft man oft in einem Schwung ein und vieles passt dann aber nur kurze Zeit", schildert Brigitte Wagner, die selbst Mutter zweier Töchter im Alter von 6 und 8 Jahren ist und in Pressbaum lebt. Bald begann sie selbst Mode für ihre Kinder zu kreieren und löste so einen Schneeballeffekt aus, immer mehr Anfragen von Freunden und Bekannten erreichten sie, so gründete sie im Jahr 2010 schließlich das Label Kamaeleon.

Upcycling und Recycling
Besonderen Wert legt Brigitte Wagner dabei auf Nachhaltigkeit und Produktion zu fairen Preisen : "Ich versuche immer Materialien zu finden die schon ein Vorleben gehabt haben. Ich arbeite vor allem mit dem Herrenhemd", erklärt die studierte Sängerin, die viele ihrer Hemden aus dem Samariterladen in Purkersdorf bekommt. Aber auch Recycling-Fleece, der aus Plastikflaschen hergestellt wird und GOTS (Global Organic Textile Standard)-zertifizierte Bio-Stoffe finden Verwendung und werden zu Kleid, Shirt, Kappe oder Hemd für Mädchen und Buben im Alter von null bis sechs Jahren verwandelt.

Moral in der Produktion
Nachdem sie die Stücke entwirft werden sie in einer Schneiderei im Weinviertel produziert. "Würde ich 20 Kilometer weiterfahren, wäre ich in einem anderen Land wo die Produktion wahrscheinlich um einiges billiger wäre, aber ich möchte die Sachen nicht in einem Land produzieren lassen wo ich nicht weiß wie die Arbeiter leben und ob sie über die Runden kommen", erklärt sie. Das Prinzip der Nachhaltigkeit findet sich in den Modestücken ebenfalls wieder: "Unsere Stücke sind so geschnitten, dass sie zum Beispiel vom Kleid zur Tunika mitwachsen. Die Stücke sind von Länge und Breite her locker geschnitten ohne dabei lapprig zu sein, so hat man länger was davon", so das Prinzip.

Von Kindern für Kinder
"Jedes Kleidungsstück ist eigentlich ein Spielzeug und wird dadurch zu etwas Besonderem aufgewertet", schildert die Designerin. "Der Klettverschluss ist mein bester Freund. Man kann zum Beispiel Kirschen vom Baum pflücken und in eine Tasche stecken oder Autos hupen lassen", erklärt sie. Die Inspiration holt sie sich dabei vor allem von ihren eigenen Kindern, doch nicht ausschließlich: "Ich bekomme manchmal Mails von Kinder die mir Ideen schicken." Auch Kundenwünsche setzt sie gerne um, denn besonders oft dient ihre Mode als Geschenk: "Oft schicken Väter oder Großväter ihre Hemden damit ich daraus etwas für ihre Kinder oder Enkelkinder mache", erklärt Wagner.

Einsames Business
Für ihre außergewöhnliche Idee wurde die Designerin auch bereits mehrfach mit diversen Preisen ausgezeichnet. "Ich fühle mich manchmal sehr allein auf weiter Flur, es ist teilweise ein sehr einsames Gefühl. Solche Preise sind dann eine tolle Bestätigung", freut sich Brigitte Wagner. Zu kaufen gibt es die Mode online auf ihrer Kamaeleon-Website und in ausgesuchten Concept-Stores in St.Pölten, Wien, Klosterneuburg (fairkleidet) und Baden, seit dieser Woche ist ein weiteres Geschäft gegenüber der Spanischen Hofreitschule in Wien dazu gekommen.
An Ideen mangelt es Brigitte Wagner noch lange nicht, "aber ich fürcht mich schon wenn meine Kinder älter und 'cool' werden und somit meine Co-Designerinnen wegfallen", scherzt sie, dennoch motiviert sie die Herausforderung aus einem Hemd etwas Neues zu zaubern jedes Mal aufs Neue, wie sie erklärt: "Es ist mir fast zu fad wenn da einfach eine Rolle Stoff daher kommt."