Auf der Suche nach Glück: Choje Lama Palmo im Interview
PURKERSDORF. Sie haben Ihrem Leben eine einschneidende Wendung gegeben: Von der Medienfachfrau zur Direktorin desEuropa-Sitzes einer buddhistischen Kongregation. Wie kam es dazu?
Choje Lama Palmo: "Die Kernfragen dessen was mich nun ausmacht waren schon seit meiner Kindheit präsent. Auf der einen Seite empfand ich eine extreme Hingabe, eine irrsinnige Sehnsucht und wusste aber nicht was ich damit anfangen soll und niemand konnte mir dabei helfen. Als ich zu studieren begann hatte ich den Freiraum mich wieder mehr mit solchen Dingen zu beschäftigen. Als ich den ersten Lama traf war plötzlich der Anknüpfungspunkt da wo mir stufenweise gezeigt wurde was ich mit dieser Sehnsucht anfange."
Ihr weltliches Leben haben Sie gänzlich hinter sich gelassen. War das ein schwieriger Schritt?
"Mein Grundnaturell ist ich mach nichts halb, wenn ich mich für etwas entscheide dann vollständig. Andererseits gibt's aber keine Schnellschuss-Entscheidungen bei mir, ich schau mir Dinge davor immer ganz genau an – so war's auch beim Buddhismus. Fünf Jahre lang habe ich mir alles ganz genau angeschaut, bin zu Unterweisungen gegangen und hab praktiziert. Aber irgendwann kann man sich einfach nicht mehr vor sich selber verstecken."
Worum geht es, kurz gefasst, im Buddhismus?
"Buddhismus als Buddhismus zu bezeichnen ist schon mal eine westliche Errungenschaft. Wir selbst sagen es ist der Dharma, also die Unterweisungen die von Buddha auf uns getroffen sind. Den Buddhismus als Ganzes hinzustellen ist reichlich schwer. Innerhalb des Buddhismus gibt es drei große Traditionen, die alle Buddha als letztes Ziel haben, aber die Art und Weise wie wir praktizieren ist vollständig unterschiedlich, z.B. in den Liturgien und philosophischen Ansätzen. Der gemeinsame Nenner ist dass wir alle sagen 'wir können Buddha werden'. Buddha ist ja ein Sanskrit-Begriff für den Zustand des voll erwachten Herzens. Grundvoraussetzung die uns dazu befähigt Buddha zu erreichen ist das Potential das wir alle in uns tragen, ich hab's bei mir als tiefe Sehnsucht bezeichnet."
Ist das Bild, das viele hier vom Buddhismus haben, also ein falsches?
"Im Westen wird vieles mit den Buddhisten in einen Topf gestopft. Die Leute die zu mir kommen sind teilweise sehr verwirrt. Ein bissl Esoterik, ein bissl Energie, ein bissl Religion, und sitzen dann vor mir und haben eine lange Liste an Erwartungen, die ich natürlich nicht erfüllen kann. Von mir hört man nur strikt die Unterweisungen von Buddha Shakyamuni und nichts anderes. Von mir hört bekommt man keine in rosa Zelufan verpackten, schön geredeten Neurosen."
Buddhismus und Esoterik werden ja oftmals verwechselt oder in einen Topf geworfen.
"Esoterik ist ein Wirtschaftszweig und hat mit Spiritualität reichlich wenig zu tun. Im Grunde verdienen sich einzelne Leute damit ihren Lebensunterhalt. Selbst die, die's ernst und aufrecht meinen können den Leuten maximal zu dem Grad ihrer eigenen Entwicklung weiterhelfen. Esoterik-Messen und derlei Veranstaltungen führen uns das vor Auge.
Der Buddhismus wird im Zuge dessen oft als Schmeichel-Religion hingestellt, ist aber alles andere als das."
Welche Menschen wenden sich hier in Purkersdorf an Sie?
"Das ist ein sehr durchmischtes Publikum: von Kindern bis Pensionisten, von Arbeitern bis Angestellten, von Esoterik-Geschädigten bis Religions-Vertriebenen. Es ist dann auch sehr spannend zu sehen mit welcher Liste an Erwartungen die Leute oft kommen."
Wie kam es dazu den europäischen Sitz der Palpung-Kongregation in Purkersdorf aufzubauen?
"Das war ein glücklicher Zufall. Ich bin in Wien aufgewachsen, hab aber überall in der Welt gelebt, vor allem in Indien und Amerika. Als ich nach Österreich zurück kam haben wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft gemacht und dieses Haus gefunden. In Eigenregie haben wir dann alles renoviert. Außerdem liebe ich alte Villen, schon seit meiner Kindheit, und mag den Wienerwald."
Am 25. Jänner startet die Unterweisungs-Reihe "Science of Life". Was darf man erwarten?
"Es werden buddhistische Themen behandelt die alltagsrelevant sind. Anhand von vielen praktischen Beispielen wird das ganze extrem praktisch veranschaulicht, so dass wirklich jeder sieht wie relevant das für den Einzelnen im Alltag eigentlich ist und was für positive Auswirkungen das hat. Es ist eine Art Einführungs-Veranstaltung in absolut praktischer Form und ist absolut offen, man braucht keine Voraussetzungen. Aber natürlich basiert alles auf buddhistischen Unterweisungen."
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