Lehre: KFZ-Mechanik
Im Blaumann ist gut Lachen
„Ich lerne lieber beim praktischen Tun als in der Theorie“, antwortet Lisa Bogner auf die Frage, warum sie sich für eine Lehre entschieden hat, „Meine Mama sieht das entspannt: sie möchte zwar, dass wir Kinder eine ordentliche Ausbildung abschließen, aber wie und was, das habe ich selbst entschieden.“
PRESSBAUM (ae). Das junge Mädchen aus Purkersdorf hat in zweifacher Hinsicht einen ungewöhnlichen Weg gewählt. Zum einen macht sie parallel zu ihrer Berufsausbildung die Maturaschule, ein bis zwei Mal in der Woche fährt sie daher nach ihrer Arbeit zum Unterricht nach St. Pölten. Ob ihr da nicht die Freizeit ein wenig knapp wird? Lisa zuckt mit den Schultern und lächelt: „Ach, ich finde das gar nicht schlimm. Außerdem habe ich mit abgeschlossener Lehre und Matura nachher ganz viele Türen offen.“
Selbstbewusst und motiviert
Zum anderen, auch anno 2020 noch sehr ungewöhnlich für ein Mädchen, lässt sich die Poly-Absolventin der NMS Purkersdorf zur KFZ-Mechanikerin ausbilden. „Ich habe schon als Kind mit meinem Papa an Autos herumgeschraubt und interessiere mich auch für Technik“, erzählt Lisa sicher zum hundersten Mal, warum sie in einer Autowerkstatt in die Lehre geht. Mit klassischen Frauenberufen wie Friseurin hat sie sowieso nichts am Hut und vor einem Bürojob graut ihr, weil sie sich nicht vorstellen kann, den ganzen Tag nur zu sitzen. In der engeren Wahl für ihren weiteren Berufsweg waren denn auch noch Sporttrainerin oder Sanitäterin.
Stichwort: Facharbeitermangel
Ihre Lehre absolviert Lisa Bogner bei BMW-Mann in Pressbaum, wo man seit gut 50 Jahren Lehrlinge ausbildet. „Wir sind sehr froh, Lisa in unserem Team zu haben. Ihre Motivation ist beispielgebend“, sagt Mann-Prokurist Thomas Puhm, „Es wird tatsächlich immer schwieriger, gute Lehrlinge zu finden“. Jedes Jahr werden es weniger junge Leute die diesen Weg gehen wollen, und wenn, dann immer seltener in handwerklichen Berufen, Puhm: „Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, wird es bald niemanden mehr geben, der diese Dienstleistungen, wie bei uns eben Autos reparieren und servicieren, übernimmt.“ Dringend – und hier sein Wunsch an die Politik – gehören der Stellenwert eines handwerklichen Berufs wieder gehoben und Eltern und Jugendliche aufgeklärt, dass eine abgeschlossene Lehre hervorragende Perspektiven hat, Puhm: „Auch ich habe eine Lehre gemacht – und heute sitze ich in der Geschäftsführung eines doch recht großen Betriebes.“
Werkstatt bevorzugt
Da ist es wieder, dieses „Sitzen“, das sich Lisa derzeit in ihrem Leben nicht vorstellen kann. Sie möchte lieber Hand an Autos legen: „Tüfteln und Probleme lösen finde ich spannend. Hier möchte ich mich in Schulungen weiter bilden. Auf jeden Fall werde ich auch die Meisterprüfung machen, ob ich mich selbständig machen möchte, weiß ich jetzt noch nicht.“ Puhm hofft freilich, sie bleibt seinem Team erhalten: „Wir bilden Lehrlinge nicht aus, um billige Arbeitskräfte für Ölwechsel zu haben. Wir bilden sie aus, um sie bei uns zu behalten.“
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