Pressbaumer Familie nahm syrischen Flüchtling auf
Talar flüchtete vor den Unruhen in Syrien – nun bietet ihr eine Pressbaumer Familie Unterkunft.
PRESSBAUM. "Ich finde den Konflikt in Syrien so schrecklich und so grauenvoll, das sprengt alles, was bisher da gewesen ist", ist eine Frau aus Pressbaum, die namentlich nicht genannt werden will, betroffen. Aus diesem Grund hat sich die Familie dazu entschieden zu helfen – und zwar indem sie einem syrischen Flüchtling eine sichere Unterkunft bietet.
IS lagert nebenan
"Drei Kilometer von unserem Heimatort entfernt befindet sich ein IS-Lager", erzählt die 22-jährige Talar in nahezu perfektem Englisch. Nach einer Flucht, die sie über Armenien, Türkei und Griechenland führte, wohnt die armenische Christin nun, über die Diakonie vermittelt, seit mehreren Wochen bei einer Pressbaumer Familie. Ihre Mutter und einer ihrer Brüder fanden in Wien eine Unterkunft, ihr Vater und ihr jüngster Bruder sind noch in Syrien.
Ein bisschen Krieg im Haus
Talars Asylantrag läuft, seit Kurzem besucht sie auch einen Deutschkurs. In Syrien hatte die 22-Jährige Wirtschaft studiert – bis ein Anschlag auf die Universität verübt wurde. Ihre Erzählungen erschrecken die Pressbaumer Familie nach wie vor: "Sie bringt auch ein bisschen Krieg ins Haus", erzählt ihre Gastgeberin und setzt fort: "Der Alltag ist aber ganz normal, als wäre einfach eine große Tochter mit dabei." Ihr und ihrer Familie sei bewusst, dass es ihnen gut ginge, daher habe man sich entschieden auf diese Art und Weise zu helfen. Dennoch bleibt die Pressbaumerin realistisch: "Ich verstehe, dass das nicht jeder machen kann, auch hier leben Leute am Existenzminimum." Die Reaktionen des Umfelds waren durchwegs positiv, freuen sich Talar und ihre Gastgeberin: "Ich habe auf Facebook gepostet ob jemand noch altes Gewand für Talar im Kasten hat das sie hergeben würden und plötzlich sind Unmengen an Kleidung gekommen." Auch auf der Bezirkshauptmannschaft in Klosterneuburg und dem Gemeindeamt in Pressbaum sei man ihnen äußerst freundlich und hilfsbereit entgegnet, erzählen die beiden.
Zurück ins Leben finden
Momentan heißt es für Talar und ihre Familie jedoch warten, sowohl auf die Bestätigung des Asylantrags, als auch auf die Auszahlung der Grundversorgung. Danach wollen die drei in eine Wohnung in Wien oder Umgebung ziehen, auch der Rest der Familie soll bald nachkommen. Talar will möglichst schnell wieder ein Leben aufbauen: "Zuerst muss ich Deutsch lernen, dann will ich mein Studium weitermachen und schnell arbeiten."
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