Topothek Gablitz
Schau mal, davon hat Opa erzählt
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: alte Ansichten führen besser in die Vergangenheit als viele Zeilen in Geschichtsbüchern. In Gablitz hat man nun begonnen, eine visuelle Lokalgeschichte aufzubauen.
GABLITZ. Das Ortszentrum der Marktgemeinde ist nach wie vor beschaulich. Das Foto aus zirka 1900 lässt sich allerdings kaum mehr mit heute in Einklang bringen. "Das war unser Hauptplatz. Im Laufe der Geschichte trug er auch die Namen Dollfuß- und Adolf-Hitler-Platz. Danach hat man die Bezeichnung 'Platz' aufgegeben", weiß Florian Schober, der in langen Stunden die Gablitzer Topothek mit aufgebaut hat.
Kinder, wie die Zeit vergeht
An die 500 historische Fotos hat Schober schon hochgeladen: "Die meisten davon stammen aus den Beständen des Heimatmuseums sowie aus dem Nachlass von Hanna Brand. Natürlich habe ich auch Fotos aus dem Familienalbum des Schoberclans beigesteuert." Beim Sammeln der Fotos kommt Schober zugute, dass er als Urgablitzer ortsweit bekannt ist. Mittlerweile hat sich sein Einsatz für die Topothek auch herumgesprochen und er bekommt die alten Bilder von vielen Menschen angeboten. "Historisch heißt aber nicht, dass die Aufnahmen hundert Jahre sein müssen – manchmal reicht es auch, wenn man zehn Jahre zurück blickt", weist er auf die Aussicht von seinem Garten aufs demnächst neu entstehende Zentrum.
Aufbruchszeit nach dem Krieg
Unter all den vielen Fotos, die er eingescannt hat, sind zwei Motive immer wieder kehrend: die festliche Enthüllung der Kaiserbüste 1911 sowie die Übergabe der neuen Pummerin an der Erzdiözesengrenze St. Pölten–Wien vor dem Gemeindeamt 1952, Schober: "Fast jeder, der mir sein Archiv übergibt hat auch davon eine Aufnahme. Das war offensichtlich ein einschneidendes Ereignis."
Das engagierte Trio
Dass es heute ein Gablitzer Topothek gibt, ist das Verdienst von gleich drei engagierten Personen. Renate Grimmlinger vom Heimatmuseum ist die eigentliche Initiatorin: "2016 schickte mich die Gemeinde zu einer Veranstaltung, wo die Topothek vorgestellt wurde. Mir gefiel die Idee, legte sie aber mangels personeller Ressourcen auf Eis." Dann kam der Lockdown, plötzlich gab es reichlich Zeit und Grimmlinger wurde wieder aktiv: "Ich hatte mit Florian Schober und mit Angelika Haunschmidt im Zuge eines Buchprojekts zu tun. Da fragte ich sie, ob sie mir helfen würden, die Topothek zu verwirklichen – und beide sagten sofort zu."
Was liegt in Deinem Archiv?
Nach hunderten Stunden Fotos lukrieren, sichten, einscannen und hochladen (Florian), auf der Karte verorten und benennen (Angelika) und schlußendlich geschichtlich kommentieren (Renate) ging die Topothek vor Kurzem online. Auch Bürgermeister Michael Cech ist begeistert: "Ich freue mich, dass die Gablitzer Topothek durch das Engagement von freiwilligen Einwohnern entsteht und lebt und damit für uns alle zum Nachschlagewerk wird und zum Blättern durch die Geschichte unserer Gemeinde einlädt. Besonders interessant finde ich historische Fotos von den unterschiedlichen Ortsteilen, wie meiner Heimatsiedlung Hauersteig. Aber auch Fotos der zahlreichen Anlässe und Feiern sind hochinteressant und zeigen, dass in Gablitz immer schon viel los war." Sobald er Zeit hat, verspricht er, wird auch er im Familienarchiv kramen.
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