Einstürzende Neubauten
Was seit den 80er-Jahren nur der Name der legendären Berliner Band von Blixa Bargeld war, ist in Deutschland bereits wahr geworden: Durch Baupfusch beim U-Bahn-Bau versank das Kölner Stadtarchiv im Erdboden und riss dabei zwei Menschen in den Tod !
"Wer von uns hätte sich vorstellen können, dass international handelnde Baufirmen in solch großen Umfang täuschen, manipulieren und betrügen" sagt der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters und meint damit Bilfiger-Berger, den verantwortlichen Baukonzern. Beim Bau der Kölner U-Bahn beispielsweise wurden statisch notwendige Stahlverstärkungen in unglaublichem Umfang "eingespart" und von Mitarbeitern auf dem schwarzen Markt verhökert ! Beim letzten Rhein-Hochwasser stand dadurch sogar die Station Heumarkt kurz vor der Flutung, um den Einsturz zu verhindern.
Und dies ist kein Einzelfall: "Unregelmäßigkeiten" gibt es auch bei weiteren Bauprojekten, wie den Trassen der ICE-Strecken in Deutschland. Manipulation und Betrug hatten offensichtlich System, wie Ermittlungen an anderen Großbaustellen in Düsseldorf oder Bayern mittlerweile zeigten. Düsseldorf will jetzt sogar alle Bauvorhaben der letzten 40 Jahren statisch überprüfen lassen: Ergebnis ungewiss !
Nachdem Bilfiger-Berger auch in Österreich zahlreiche Großprojekte realisiert, muss man sich daher nicht über eine gewisse Unruhe unter den Bürgern wundern, ob sich dieser Bauskandal nicht auch auf unser Land ausweitet und es auch hier zu einer solchen Katastrophe kommen kann. Alleine in Wien zeichnet diese Firma für diverse U-Bahn-Strecken, den Lainzer und den Wienerwald-Tunnel und viele weitere Großprojekte im Hoch- und Tiefbau verantwortlich.
Die gleichen Bedenken äußerte auch Nationalratsabgeordnete und Bautensprecherin der Grünen Dr. Gabriela Moser: "Nachdem bei uns die gleichen Firmen, und somit der gleiche Personenkreis, an hiesigen Großprojekten beteiligt sind, sind Überprüfungen dringend angeraten !".
Zumindest für den U-Bahn-Bau verweisen die Wiener Linien zwar auf die hauseigenen Kontrollen, die sich "offensichtlich" von denen in Köln unterscheiden sollen und meinen, dass solche Vorgänge daher "undenkbar" sind. Nur: Waren der aufgedeckte Betrug und die skandalösen Umstände dort vorher denkbar ?
Die Baufirma Bilfiger-Berger verweigerte trotz Nachfrage übrigens jegliche Stellungnahme zu dem Thema - weder zu eventuellen Überprüfungen, noch zu der Frage, ob in die bereits aufgedeckten Betrügereien in Deutschland involvierte Personen auch in Österreich tätig sind oder waren.
Dann kann man also wohl nur die Daumen drücken, dass nicht auch in Wien irgendwann etwas passiert. Beim Bilfiger-Berger-Wohnbauprojekt auf dem Gelände der alten Liesinger Brauerei sollen beispielsweise rund 1.000 Tonnen Baustahl verbaut sein, hoffentlich wurden nicht auch dort 80% "eingespart" wie in Köln !
Nebenbei bemerkt: Letztendlich hat der Bauskandal auch bereits Österreich erreicht, an der Arbeitsgemeinschaft des Kölner U-Bahnbaus ist zu einem Drittel auch die STRABAG-Tochter Züblin beteiligt ! Seitens Züblin wird aber jegliche Verantwortung abgelehnt und auf den Konsortiumsführer Bilfiger-Berger verwiesen.
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