Purkersdorfs Senioren bleiben gern mobil
Automatik oder Handschuhe: Tricks für mehr Fahrvergnügen und Sicherheit von Autolenkern jenseits der 70.
REGION PURKERSDORF (bt). "Wenn es so gut weiter geht, fahre ich bis ich sterbe", sagt Hermann Neidhart. Der 77-Jährige fährt Mountainbike, betreibt Krafttraining und ist in mehreren Vereinen aktiv. Auch als Fahrer beim Verein Elektromobil Pressbaum. Er ist ein Positivbeispiel für Senioren am Steuer, dem Thema dieses "Steig ein"-Artikels. "Ich steige in der Woche in drei Autos. In das Elektromobil, in meinen Mini und in meinen Mazda MPV. Nur meine schwere Maschine habe ich vor kurzem verkauft." Seit 58 Jahren fährt der Pressbaumer, wie er sagt frei von Strafen und Unfällen. Das im Alter aufzugeben, kann er sich kaum vorstellen. "Beim E-Mobil müssen wir alle zwei Jahre mit der Fahrschule fahren. Da habe ich für mich gleich eine Überprüfung." Auch Neidharts Bekannte fahren noch gut und gerne. Einen Appell richtet er eher an die Jungen: "Schnell fahren und vom Handy ablenken lassen, aber genau diese Gruppe schreit, die Alten sollen den Führerschein hergeben."
Mit "L70-Taferl" unterwegs
"Ältere Leute haben oft das Gefühl nicht mehr, dann heult das Auto auf. Das ist nichts Gefährliches. Aber dann schauen die Leute, die Fahrer werden nervös und dann geht gar nichts mehr", weiß Inge Nemec, Chefin von Leo’s Fahrschule in Purkersdorf. Auch Gehupe wirke sich meist kontraproduktiv aus. Deswegen hebt Nemec jenen Pensionist aus der Region als Paradebeispiel hervor, der durch ein "L70-Taferl" bewusst auf sich aufmerksam macht.
Nemecs Vater hat seinen Führerschein freiwillig abgegeben. "Er hat gesagt er fühlt sich überfordert." In der Region durchaus, aber eher selten der Fall. "Die meisten klammern sich an ihren Führerschein, selbst wenn sie nicht Fahren", so Nemec, die weiter erzählt, "Meine Mama haben wir vor zwei Jahren auf Automatik umgestellt. Sie ist noch nie so gern gefahren."
80-Jährige holt Freundinnen ab
Mutter Aloisia Kofler sitzt im Alter von 80 Jahren "mit viel Freude" hinter dem Steuer, um im Nahbereich mobil zu sein. Als Beispiele nennt sie Arzt, Einkaufen und Kaffeehaus. "Ich hole auch meine Freundinen ab, da diese keinen Führerschein haben." Fällt Tochter Inge Nemec eines Tages auf, dass sich Schäden am Auto ihrer Mutter häufen, sie unter Sehschwierigkeiten leidet oder Entfernungenen nicht mehr einschätzen kann: "Ja dann würde ich raten, Mama lass es lieber sein." Auch diese sagt: "Ich möchte niemanden gefährden oder gar verletzten. Damit könnte ich sehr schwer umgehen."
Zur Sache:
In Österreich verunglücken über 85-Jährige am häufigsten tödlich im Straßenverkehr. Die Zahl ist pro 10.000 der Altersgruppe drei Mal so hoch wie im Schnitt und fast doppelt so hoch wie in der Risikogruppe der 15- 24 Jährigen, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Auch die 75- bis 84-Jährigen weisen mehr Verkehrstote auf als die 15- bis 24-Jährigen.
Etwa das KFV bietet eigene Workshops für die "Generation Lebenserfahrung“ an.
NÖs größter Führerscheintest mit je 20 Fragen aus dem aktuellen Führerscheinkatalog
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