„Die geplante Heimat“
Schauwohnung in der Südtiroler Siedlung eröffnet

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Am Freitag, den 17. Oktober, führte ab 17:00 Uhr der Museumsverein durch die Südtiroler Siedlung, übrigens die Einzige in Tirol die noch komplett erhalten ist. Dabei gab es natürlich kompetente Informationen und Erklärungen warum die Siedlung entstanden ist, wie seinerzeit bei der Vergabe vorgegangen wurde und wie die ersten Menschen dort lebten und teils angefeindet wurden.

Gehen oder Bleiben?

Dieser „Erinnerungsort“ beschäftigt sich, unter anderem, mit der sogenannten „Option“. Eine Option welche Hitler mit Mussolini geschlossen hatte und den Menschen nicht viel Möglichkeiten überließ - entweder beim Deutschtum bleiben und auswandern – oder weiter in der Heimat leben und der Unterdrückung der eigenen Sprache und Kultur ausgesetzt zu sein.
85 Prozent hatten sich damals für die Umsiedlung entschieden, doch aufgrund des beginnenden Krieges brachen nicht wirklich alle auf.

Eine moderne neue Siedlung

Man brauchte Wohnraum für die ankommenden Menschen. Gebaut worden sind damals aber keine rasch aufgezogenen Notquartiere.  Alle Einheiten hatten ein Bad mit WC und auch ein Elektroherd stand in jeder Wohnung. In jenen Jahren war Strom, fließend Wasser nicht unbedingt in jedem Haus Standard, nicht selten gab es noch ein Plumpsklo. Die beauftragte Architektenkommission legte, um Zeit und Geld zu sparen, einen Standardtyp fest und stimmte einige Details wie Dachform, Erker und Freitreppen auf die jeweilige Gemeinde ab. 1940 wurde in Reutte mit dem Bau der Siedlung begonnen, 1942 waren die ersten Wohnungen bezugsfertig, ein Jahr später die ganze Siedlung.

Die Wohnung - der Erinnerungsort, wie er heute gezeigt wird, hat der Museumsverein aufwendig saniert, zurückgebaut und mit einigen Fundstücken, oft vom Zufall herbeigebracht, eingerichtet.
Sie ist der Öffentlichkeit zugänglich im Rahmen von Marktführungen oder gegen Voranmeldung beim Museumsverein.

Festakt zur Eröffnung

Dem Aufruf zum Festakt der Eröffnung waren ab 19.00 zahlreiche geladene Gäste gefolgt.
Museumsvereinsobmann Ernst Hornstein nutzte die Gelegenheit und erklärte ausführlich den Werdegang des Projektes. Wie es von einer wagen Idee zu erste Gespräch kam. Wie man zur Einigung und zur Umsetzung überging. Damals war die Marktgemeinde Reutte, noch mit Bürgermeister Luis Oberer (sie stellte die Wohnung zur Verfügung und unterstützte die notwendigen Arbeiten), schnell überzeugt und mit im Boot. Die fertige Wohnung sollte jedoch lange auf die Eröffnung warten müssen. Wegen der Pandemie wurde verschoben und verschoben und so war es dann auch Bürgermeister Günther Salchner der das Wort beim Festakt an die Anwesenden richtet.
Mag Birgit Maier-Ihrenberger, die maßgeblich mit dem Projekt verbunden war, erläuterte noch Details zum aktiven Werdegang und dann folgte auch schon RISSE.

Risse

Ein Dokumentarfilm über die Südtiroler-Siedlungen in Tirol von Melanie Hollaus.
Adolf Hitler und Benito Mussolini einigen sich 1939 auf die sogenannte Rückwanderung der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung Südtirols. Diese Bevölkerungsgruppen haben die Option zwischen der Abwanderung ins nationalsozialistische Deutschland oder der Unterdrückung durch das faschistische Italien. Mehr als 75.000 Menschen wandern ins Deutsche Reich aus. Ab 1940 wurden im heutigen Tirol 22 Südtiroler-Siedlungen errichtet. Zirka 60 Prozent der Auswanderer finden in den Südtiroler-Siedlungen eine neue Bleibe. RISSE zeigt die Geschichten von Gehern und Dableibern ebenso wie die der Rückwanderer. Neben den verschiedenen Schicksalen der OptantInnen, stehen die heftig diskutierten Entwicklungen der Südtiroler-Siedlungen, die abgerissen, saniert oder erhalten bleiben, im Fokus. Die Risse gehen quer durch Familien, Paare und Dörfer. Die Verletzungen dieser Zeit sind immer noch präsent.

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