Erdloch sorgt für Verunsicherung

Hier herrscht Lebensgefahr: Mitten im Mühler Feld tat sich der Boden auf. Metertief! | Foto: ZOOM-Tirol
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REUTTE/BREITENWANG (rei). Gipseinschlüsse im Untergrund, die vom Wasser ausgewaschen werden (können): Eine Gefahr für alle Bauwerke, die darüber stehen. In der Vergangenheit wurde bereits viel darüber diskutiert und berichtet. Teilweise wurden die Sicherheitsbedenken aber als überzogen angesehen.

Plötzlich war es da

Seit vergangener Woche ist das etwas anders. Auf einer Wiese im Mühler Feld, zwischen den Gemeindegebieten von Reutte und Breitenwang, tat sich plötzlich ein Loch auf. Rund acht Meter im Durchmesser und etwa sieben Meter tief.
Als das Loch erstmals entdeckt wurde, war es noch kleiner, weitete sich dann aber offenbar aus. Zuletzt war es stabil.
Doch niemand kann mit Sicherheit sagen, ob das so bleibt. Die riesige Grube muss jetzt wieder aufgefüllt werden, doch das muss vorerst noch warten: „Landesgeologe Thomas Figl hat uns gebeten, mit der Verfüllung noch zu warten. Diese Woche wird ein Kamerateam des Landes Tirol Aufnahmen für Dokumentations- und Archivzwecke durchführen. Eine Verfüllung der Gipsdoline kann also frühestens erst in der 35. Woche erfolgen“, berichtet Bürgermeister Luis Oberer dem Bezirksblatt.
Derzeit scheint nur klar zu sein, dass Gipskarst der Grund für das Loch ist. Und, dass jene Fachleute, die in der Vergangenheit mit ihren Warnungen einerseits für Verunsicherung unter allen Anrainern sorgten, und andererseits damit auch zu einem Rückgang bei den Grundstückspreisen sorgten, wohl Recht mit ihren Warnungen hatten.

Bürgermeister bleibt ruhig

Bgm. Oberer bleibt dennoch ruhig: Bei ihm sind die besorgten Anrufe von Anrainern bislang ausgeblieben. Dennoch wird das Ereignis wohl nicht ohne Folgen bleiben. Schließlich brach der Boden in der gelben Zone ein, nicht in der roten. Durchaus möglich, dass die Bewertung der Sicherheit jetzt neu überdacht werden muss.
Thomas Storf sieht den Vorfall mit Besorgnis. Er bewirtschaftet jenes Feld, auf dem der Boden einbrach. Kurz zuvor war ein Praktikant von ihm mit dem Traktor genau hier unterwegs. „Was sollen wir tun? Lustig ist das ja nicht. Ich hoffe, dass die Geologen die Fläche eingehend untersuchen, damit wir wissen, woran wir sind.“
Bis auf weiteres muss zumindest niemand von Storfs „Gorihof“ auf die Felder. Jetzt darf das Gras wachsen. Im Herbst steht dann der dritte Schnitt an, dann rollen die Traktoren wieder über jene Fläche, die derzeit österreichweit für Aufsehen sorgt.
Und was bedeutet der Vorfall für all jene, die in den als gefährdet ausgewiesenene Gegenden bauen wollen? Sie müssen die Vorgaben behördlicherseits erfüllen. In den „gelben Zonen“ muss der Bodenaushub von einem Geologen begutachtet werden, in den „roten Zonen“ braucht es Kontrollbohrungen. Eine solche kostet ca. 12.000 Euro. Gut möglich, dass die rote Zone jetzt ausgedehnt wird und somit mehr Bauwerber künftig diese Zusatzausgabe tätigen müssen. Richtig teuer wird es, wenn Gips im Untergrund festgestellt wird.

Wertverlust beim Grundpreis

Wer heute einen Grund in der „roten Zone“ verkauft, muss bereits erste Auswirkungen hinnehmen. Oberer spricht von einem Wertverlust pro Quadratmeter derzeit von zehn bis 20 Euro. „Das ist moderat“, sagt er. Ob das so bleibt, kann keiner sagen.
Aber was ist mit all jenen, die schon seit Jahren in der betroffenen Gegend wohnen? „Was soll ich sagen? Unsere Häuser stehen hier“, bringt Reuttes Vizebürgermeister Dietmar Koler die Hilflosigkeit auf den Punkt. Er selbst wohnt nur wenige hundert Meter vom Erdloch im Mühler Feld entfernt. Und er zeigt Galgenhumor: „ Ich baggere jetzt ein ähnliches Loch in meinem Garten aus und verlange zwei Euro Eintritt, von jenen, die zum Schauen kommen.“
Doch lustig ist die Sache nicht. Koler erinnert an den Bau der Alpentherme Ehrenberg. Das Projekt wurde massiv teurer, weil das Bauwerk aufgrund der Gipseinschlüsse im Erdreich und den damit drohenden Gefahren auf Stelzen gebaut werden musste. „Übertrieben“, „nicht notwendig“, „was soll das denn“ - so und ähnlich lauteten Wortmeldungen von außen. Jetzt sieht sich Koler bestätigt: „Wir haben das Richtige getan.“
Und gut möglich, dass in Zukunft auch so manches Einfamilienhaus zum „Pfahlbau“ wird, nur, dass die Pfähle unsichtbar unter den Bodenplatten der Häuser errichtet wurden.

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