Außerfern
Kleine Kinder, große Kosten: Tarifreform mit Nebenwirkungen

- Kinderbetreuung kostet viel Geld. Künftig müssen Eltern wohl mehr Geld für Kindergärten und Kinderhort aufwenden.
- Foto: Iris Hamelmann/Pixabay
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Die Kindergartentarife werden in vielen Gemeinden nach oben gehen, daran führt wohl kein Weg vorbei. Das "Drumherum" wird aber noch diskutiert.
REUTTE/EHENBICHL. Eltern müssen sich darauf einstellen, künftig tiefer in die Tasche zu greifen: Das Land Tirol plant eine einheitliche Tarifgestaltung für Kindergärten – was in vielen Gemeinden Tirols auf eine deutliche Verteuerung hinausläuft. Die Umsetzung sorgt derzeit für Diskussionen, nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen des Zeitpunkts der Einführung.
Darum geht es
Ziel des Landes ist die Einführung eines „Rechtsanspruchs zur Vermittlung eines Betreuungsplatzes“. Für viele Eltern eine Erleichterung, denn damit könnte die Sorge um fehlende Plätze der Vergangenheit angehören. Damit das möglich wird, braucht es einheitliche Tarife in den Gemeinden, denn der Rechtsanspruch ist nicht auf die Wohnortgemeinde beschränkt, bei Platznot könnte es sein, dass ein Kind im Nachbarort betreut wird. Dafür müssen aber die Kosten ident sein.
Pilotprojekt läuft
Zur Umsetzung des Vorhabens wurde ein Pilotprojekt gestartet, an dem sich mehrere Regionen in ganz Tirol beteiligen. Im Bezirk Reutte sind drei der vier Planungsverbände dabei: die Region Reutte, das Tannheimer Tal und die Region Zwischentoren. Das Lechtal macht nicht mit.

- Bürgermeister Günter Salchner, Reutte
- Foto: Reichel
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Tarif geht nach oben
Im Reuttener Gemeinderat informierte Bürgermeister Günter Salchner kürzlich über mögliche Auswirkungen: Aktuell zahlen Eltern für die Maximalzeitbetreuung 65 Euro monatlich (ohne Verpflegung). Dafür werden die Kinder bis zu 45 Stunden pro Woche betreut. Laut Landesvorgabe soll ab dem Kindergartenjahr 2025/26 ein einheitlicher Stundensatz von 1,05 Euro gelten – das ergibt 47,25 Euro pro Woche bzw. rund 189 Euro im Monat.
„Das ist das, was wir im Juni-Gemeinderat beschließen müssten, damit es im Herbst zum Tragen kommt“, erklärt Salchner auf Nachfrage von MeinBezirk und betont das Wort „müssten“.
Erhöhung „peu à peu“
Er selbst hält eine Umsetzung noch in diesem Jahr für unwahrscheinlich: „Im Dezember 2024 wurden alle Gemeindegebühren für 2025 beschlossen, also auch jene für die Kinderbetreuung.“ Eine Änderung noch in diesem Jahr lehnt er ab. „Das werden wir sicher nicht machen“, so Salchner zum möglichen Sprung von 65 auf 189 Euro ab Herbst 2025. "In Zeiten wie diesen sehe ich eine Tariferhöhung grundsätzlich kritisch", hält Salchner fest, der sich eine solche ohnehin nur „peu à peu“ vorstellen kann. Ganz ohne Anhebung werde es aber auch nicht gehen, denn: „Der Deckungsbeitrag aus den Kindergartengebühren liegt derzeit bei mageren vier Prozent.“

- Bürgermeister Wolfgang Winkler, Ehenbichl
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Extremfall Ehenbichl
Noch drastischer stellt sich die Situation in Ehenbichl dar. Hier können Kinder aus der Gemeinde das Kindergartenangebot (ohne Verpflegskosten) kostenlos nutzen. Auch Ehenbichl soll, als Mitglied des Planungsverbandes Reutte und somit Teil des Pilotprojekts, ab Herbst 2025 den Stundensatz von 1,05 Euro einheben. „Wir stehen dazu“, sagt Bürgermeister Wolfgang Winkler, denn für ihn ist klar: „Die Kosten galoppieren uns davon.“
Eine Kostenbeteiligung der Eltern ist für ihn dringend nötig, wobei der Obmann des Planungsverbandes Reutte-Umgebung eine einheitliche Regelung für das gesamte Land für sinnvoll hält.
Soziale Abfederung
Gleichzeitig betont Winkler, dass es ohne soziale Abfederung nicht gehen werde: „Wenn eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern statt halbtags künftig ganztags arbeiten müsste, um die Kindergartengebühr zu bezahlen, müssen wir reagieren.“ Ein Härtefonds könnte hier Abhilfe schaffen.
Einigkeit beim Zeitplan
In einem Punkt herrscht Einigkeit zwischen den Bürgermeistern von Reutte und Ehenbichl: Der Einstieg mit Herbst 2025 kommt zu früh. Winkler kann sich vorstellen, dass die neuen Tarife ab Februar 2026, nach den Semesterferien, eingehoben werden.
Zur Sache
- In Österreich gibt es das "verpflichtende Kindergartenjahr", es handelt sich um das Jahr vor Beginn der Schulpflicht. In diesem Jahr ist die Betreuung kostenlos, allerdings nur die Vormittagsbetreuung.
- Wenn von Kindergartengebühren gesprochen wird, sind daher alle Betreuungszeiten außerhalb der Zeiten des "verpflichtenden Kindergartenjahrs" gemeint.
- Derzeit gibt es Gespräche, ein zweites "verpflichtendes Kindergartenjahr" einzuführen. Sollte das zum Tragen kommen, würde das die Kosten für die Eltern entsprechend reduzieren.
- Die Möglichkeit von Förderungen im Kontext der Kindergartengebühren wurde auch im Reuttener Gemeinderat angesprochen. Für Gemeinderätin Elisabeth Pfurtscheller wären solche ein legitimer Weg, um Eltern bei Bedarf zu unterstützen. Eine Herausforderung sei die Kinderbetreuung der Zukunft allemal.
- Der Planungsverband Reutte-Umgebung tagt Anfang Juni. Ein Tagesordnungspunkt wird sich mit den neuen Kindergartengebühren befassen.
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Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at



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