Jagd "Reutte Untere"
Meinungen zur Eigenjagd gehen weit auseinander

Das Thema der Eigenjagd in Reutte wurde vor einem großen Publikum erörtert. | Foto: Reichel
6Bilder
  • Das Thema der Eigenjagd in Reutte wurde vor einem großen Publikum erörtert.
  • Foto: Reichel
  • hochgeladen von Günther Reichel

Die Abschusserfüllung und jagdliche Themen allgemeiner Natur prägten die Trophäenschau in Reutte. Und das Thema Eigenjagd in Reutte. Hier scheiden sich die Geister massiv.

REUTTE. In Abwesenheit von Bürgermeister Günter Salchner überbrachte Vizebürgermeister Klaus Schimana, zugleich Chef der größten Oppositionspartei im Gemeinderat, die Grüße der Stadt und nutzte die Gelegenheit für einen deutlichen Seitenhieb gegen einen gültigen Gemeinderatsbeschluss: „Die Eigenjagd in Reutte ist ein Fehler!“

Mehrheitsentscheidung im Gemeinderat

Mit dieser Aussage positionierte sich Schimana einmal mehr klar gegen den Beschluss, das Jagdgebiet „Reutte Untere“ in Eigenregie zu bewirtschaften. Die Entscheidung fiel im Juni vergangenen Jahres mit der Stimmenmehrheit der Bürgermeisterliste (9 Stimmen) und der Grünen (2 Stimmen). Die FPÖ enthielt sich (1 Stimme), Schimanas Liste (7 Stimmen) stimmte geschlossen dagegen.

Reutte führt die Jagd selbst

Seit März dieses Jahres ist das seit 1980 bestehende Pachtverhältnis beendet – die Jagd wird seither von der Stadt Reutte selbst geführt. Ziel ist es, den Wildverbiss zu reduzieren und einen gesunden Bergmischwald aufzubauen, damit dieser langfristig Schutzfunktionen erfüllen kann.

Landesjägermeister ist kritisch

Der kritische Kommentar Schimanas fand bei Landesjägermeister Anton Larcher prompt Resonanz. Auch er zeigte sich skeptisch: „Die Einzigen, die sich in der Natur auskennen und etwas von Jagd verstehen, sind die Jäger!“ Die Eigenbewirtschaftung sieht er als Irrweg: „Das wird in die Hose gehen. Finanziell wird das ein Desaster!“ 

Reutte steht zur Eigenjagd

Bürgermeister Günter Salchner verteidigt den gewählten Kurs. Gegenüber MeinBezirk betont er: „Reutte steht zum eingeschlagenen Weg!“ Wildreduzierung und Waldverjüngung seien nur durch Eigenjagd erreichbar. Dass dafür öffentliche Mittel nötig sind, sei unbestritten – aber: „Von viel Geld reden wir dann, wenn wir einen toten Wald wie in Osttirol haben. Das muss verhindert werden, das wäre dann richtig teuer!“

Die Ziele sind ambitioniert

Unter dem früheren Jagdpächter sei es nicht gelungen, den Wald zu sanieren. Jetzt versucht man es selbst. Zur Umsetzung setzt die Stadt im Gebiet „Reutte Untere“ auf drei Fachkräfte: einen Jagdleiter, der zugleich als Waldaufseher fungiert, einen Berufsjäger aus dem früheren Pachtverhältnis sowie einen zusätzlichen Jäger. „Es ist also nicht so, dass wir keine Fachleute einsetzen“, stellt Salchner klar und nennt ambitionierte Ziele: Die behördlich vorgegebenen Abschusszahlen sollen vollständig erfüllt, falls möglich sogar übertroffen werden.

Klare Vorgabe: Wald vor Wild

Der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass das gelingen wird, denn die Interessen der Stadt als Jagdbetreiber unterscheiden sich laut Salchner fundamental von jenen eines Jagdpächters: „Für uns steht der Wald vor dem Wild – nicht umgekehrt.“ Der Blick auf Nachbarländer zeige, dass man mit dieser Strategie erfolgreich einen gesunden Schutzwald entwickeln kann. „Wir brauchen einen angepassten Wildbestand in unseren Wäldern! Waldverjüngung ist ein langfristiger Prozess – Reutte hat ihn begonnen.“

Schimana sorgt sich wegen der Kosten

Auch Klaus Schimana bezog hinterher gegenüber MeinBezirk nochmals Stellung in der Angelegenheit und rückte seine Kritik vordergründig in Richtung der Kosten. Pachteinnahmen fallen weg, Kosten entstehen, unklar sei, wie viel man durch Abschüsse an Erlösen tatsächlich hereinbringen wird: "Reutte hat so viele Aufgaben zu erfüllen! Wir müssen schauen, wie wir das alles stemmen können." Schimana hätte es lieber gesehen, das Pachtverhältnis mit klaren Vorgaben zu verlängern, durchaus auch für einen kürzeren Zeitraum, um sich die Entwicklungen anzusehen, aber es sei anders gekommen: "Das ist alles eine schwierige Sache. Das Ergebnis ist völlig offen."

Zur Sache

Bürgermeister Günter Salchner war am Wochenende der Trophäenschau nicht vor Ort, daher nahm Vizebürgermeister Klaus Schimana als Repräsentant der Stadt daran teil. Dass der Chef der größten Oppositionsfraktion diese Gelegenheit nutzte, um in Sachen Eigenjagd eigene Ansichten unter die Jägerschaft zu bringen, stört Salchner, denn: "Wenn jemand die Stadt offiziell bei einem Anlass vertritt, dann hat diese Person die offizielle Haltung der Stadt und keine Privatmeinung zu vertreten! Im Fall der Jagd 'Reutte Untere' ist die Mehrheit nun einmal für die Eigenjagd."

Besser informiert

Auch diese Beiträge könnten Sie interessieren

Bilanz über Abschusserfüllung fällt positiv aus
Die Nachrichten des Tages im WhatsApp Kanal "MeinBezirk Tirol"
Reutte will es künftig besser machen

Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at

Das Thema der Eigenjagd in Reutte wurde vor einem großen Publikum erörtert. | Foto: Reichel
Vizebürgermeister Klaus Schimana war in offizieller Funktion vor Ort. | Foto: Reichel
Bgm. Günter Salchner glaubt an den Erfolg der Eigenjagd in Reutte. | Foto: Reichel
Landesjägermeister Anton Larcher glaubt nicht an den Erfolg der Eigenjagd in Reutte. | Foto: Reichel
Die Trophäenschau des Bezirks fand kürzlich in der Sporthalle in Reutte statt. | Foto: Reichel
Foto: Reichel
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Anzeige
Das Ziel des Igelfreunde für ganz Österreich e.V. ist die Auswilderung der Tiere. | Foto: Fressnapf Österreich
11

Fressnapf Tieraward
Tierschutz und Haustier des Jahres ausgezeichnet

Bereits zum zwölften Mal würdigte Fressnapf Österreich engagierte Tierschützer:innen aus allen Bundesländern mit den „Tierisch engagiert“-Awards. Zum zweiten Mal wurde auch das „Haustier des Jahres“ gekürt.  Tiere bereichern das Leben des Menschen als treue Wegbegleiter. Gleichzeitig sind sie auf Menschen angewiesen, die sich mit Leidenschaft und Engagement für ihr Wohl einsetzen. Genau diese Menschen stehen im Mittelpunkt der Initiative „Tierisch engagiert“ von Fressnapf Österreich. Bis 6....

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:
Die wichtigsten News direkt auf dein Handy.  | Foto: MeinBezirk Tirol
1 4

Service
Die Nachrichten des Tages im WhatsApp Kanal "MeinBezirk Tirol"

MeinBezirk Tirol ist auf WhatsApp! Abonniere unseren Kanal MeinBezirk Tirol und erhalte die News aus deiner Region direkt aufs Handy. TIROL. Ab sofort kannst du dich direkt über WhatsApp mit uns verbinden, um die neuesten Nachrichten, Geschichten und Updates aus Tirol zu erhalten. Egal, ob es um lokale Ereignisse, wichtige Ankündigungen oder inspirierende Geschichten geht - wir bringen sie direkt auf dein Handy! Um unserem WhatsApp-Kanal beizutreten, musst du nur folgende Schritte ausführen: ...

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.