Schock: Hund sprang in Kinderwagen

Es war ein Erlebnis, das Simone Wilhelm aus Breitenwang so schnell wohl nicht mehr vergisst: Beim Spazierengehen mit ihrem kleinen Sohn Samuel sprang plötzlich ein Schäferhund in den Kinderwagen. Die Mutter ist heute noch geschockt!

Das mag er, der neun Monate alte ­Samuel - mit der Mama spazieren gehen. Die Lieblingsrunde der beiden führt sie von zu Hause in Richtung Hüttenmühlsee, der umrundet wird, und dann noch einen „Schlenker“ über das Mühler Feld und wieder nach Hause. Auch schlechtes Wetter kann den beiden ihren täglichen Spaziergang nicht vermiesen - dafür seit kurzem aber Hunde.

Es ist ein unliebsames Ereignis, das die junge Mutter so richtig sauer macht: „Samuel und ich waren im Mühler Feld unterwegs, als plötzlich ein frei laufender Schäferhund auf uns zugerannt kam. Samuel hat da gerade etwas gequengelt. Plötzlich ist der Hund einfach auf den Kinderwagen gesprungen. Ich war richtig geschockt“, erzählt Frau Wilhelm.

Mutter warf sich dazwischen
In der Folge tat sie das, was wohl jede Mutter in so einer Situation tun würde - sie versuchte sich zwischen Kind und Hund zu drängen und den Vierbeiner aus dem Kinderwagen zu befördern.

Passiert ist zum Glück weder dem Kind noch der wehrhaften Mutter etwas - der Hund unterließ es, zuzubeißen. „Ich habe dann die Hundehalterin zur Rede gestellt und aufgefordert, ihren Hund an die Leine zu nehmen. Die hat nur gemeint, hier sei keine Leinenpflicht und hätte mein Kind nicht geschrien, wäre der Hund auch nicht auf uns losgegangen!“

„So ein Quatsch!“, sagt dazu Inge Welzig vom Tierschutzverein ­Tirol. Das Bezirksblatt hat sie mit der Geschichte konfrontiert. Und Tirols oberste Tierschützerin findet klare Worte: „Das nichtvorhandene Verantwortungsbewusstsein einiger Typen macht alles kaputt. Es gibt leider viel zu viele Menschen, die einen Hund haben, ohne zu wissen, wie man mit diesem umgeht.“

Problem: Hund aus dem Internet
Welzig macht dafür unter anderem das Internet mitverantwortlich: „Wenn früher jemand einen Hund wollte, dann ist er zu einem Züchter gegangen oder zu uns gekommen. Dort hat er als erstes eine Beratung bekommen. Viele haben danach Abstand von einem Hund genommen, weil ihnen der Aufwand und die Verantwortung zu groß waren. Heute steigt man ins Internet ein und am nächsten Tag hat man seinen Vierbeiner.“

Über welchen Weg die Halterin jenes Hundes zu ihrem Tier gekommen ist, das plötzlich sprichwörtlich am Schoß des kleinen Samuel saß, weiß Frau Wilhelm natürlich nicht. Aber sie weiß, was sie sich von allen Hundehaltern erwartet: „Ich finde, jeder Hundehalter sollte verpflichtet werden, mit seinem Tier eine Hunde­schule zu besuchen.“ Auch kann sie sich vorstellen, dass es einen generellen Leinenzwang für Hunde geben sollte.

Einen solchen gibt es übrigens im Gemeindegebiet von Breitenwang, aber nicht in Reutte. Die Grenzen zw. den beiden Gemeinden fließen ineinander über, wo man sich gerade befindet, ist oft nicht ersichtlich. „Ein genereller Leinenzwang ist schwierig“, sagt Reuttes Bürgermeister Luis Oberer. In der Marktgemeinde ist dieser nur in bestimmten Gegenden vorgesehen - im Zentrum und im Bereich von Schulen, Kindergärten und Spielplätzen. In Breitenwang ist man da rigoroser. „Bei uns müssen Hunde im ganzen Gemeindegebiet angeleint werden“, sagt Bgm. Hans­peter ­Wagner.

Plädoyer für Halterausbildung
Was die verpflichtende Hundeschule anlangt, rennt Simone Wilhelm bei Inge Welzig offene Türen ein: „Wir sollten uns am Schweizer Tierschutzgesetz orientieren. Dieses verlangt von jedem Hundehalter verpflichtend einen Fachkundenachweis.“ Von einem generellen Leinenzwang hält Welzig hingegen wenig: „Hundehalter, wie im gegenständlichen Fall, halten sich doch eh nicht daran“, sieht sie die Sache nüchtern.

Simone Wilhelm denkt nun ­darüber nach, künftig einen Pfefferspray mit sich zu führen, nur für den Fall des Falles. Davon hat man ihr bei der Polizei, die sie diesbezüglich kontaktiert hat, aber abgeraten: „Sie meinten, dann könnte der Hund erst recht aggressiv werden.“

Inge Welzig hält von der Idee auch wenig. Sie weiß von einem Fall eines entlaufenen Hundes zu berichten, den die Polizei auf der Autobahn mittels Pfefferspray stoppen wollte. Viermal habe man dem Tier in die Augen gesprüht. Ergebnis: null.

Auf alle Fälle Ruhe bewahren
Die Tierexpertin hat andere Ratschläge parat: „Man sollte beruhigend auf den Hund einreden. ‚Du bist ein Braver.‘ ‚Feiner Hund.‘ Ich weiß, das klingt in so einer Situation komisch, aber Hunde kennen solche Worte und werden ruhig. In keinem Fall sollte man Angst zeigen. Das ist das Wichtigste in so einer Situation.“

Simone Wilhelm wird den Vorfall wohl lange in Erinnerung behalten. Eines ist ihr aber klar: „Die Hunde können nichts dafür. Schuld sind die Halter.“

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