Unstimmigkeiten in Holzgau
Sozialer Wohnbau stößt im Ort auf Widerstand
Die Gemeinde Holzgau will Kleinwohnungen errichten. Eine Anrainerin findet den Standort gar nicht gut.
HOLZGAU. Eine neues Wohnprojekt, das soziale Anforderungen abdecken soll, wurde in Holzgau "auf Schiene" gebracht. Es gibt aber auch Anrainerbedenken.
Susanne Gußner ist Inhaberin und Betreiberin der "Dorfalm" in Holzgau. Sie ist unzufrieden mit Entscheidungen in der Gemeinde.
Zentral und doch abgelegen
Die Dorfalm, ein uriges Gasthaus, steht zentral im Ort und doch direkt am Ortsrand. Hinter dem Lokal ist eine große Asphaltfläche, die von Kindern und Jugendlichen als "Tummelplatz" genützt wird. Laut gehe es hier mitunter zu, erzählt die Gastwirtin und Vermieterin von Ferienwohnungen. Das störe sie aber nicht im Geringsten, ein Wohnprojekt der Gemeinde, das von einer Wohnbaugesellschaft umgesetzt weden soll, stößt ihr hingegen "sauer" auf.
Sorge vor Beeinträchtigungen
Frau Gußner glaubt, dass das Wohnprojekt ihrer Vermietung schaden wird, liegen die Wohnungen doch allesamt ebenerdig, während das Gastlokal im Obergeschoß zu finden ist. "In Holzgau gibt es etliche viel besser geeignete Plätze", ist sie überzeugt.
Abstimmung im Gemeinderat
Sie hat Einsprüche gegen das von der Gemeinde betrieben Projekt eingebracht. Am Mittwoch musste der Gemeinderat über notwendige Umwidmungen abstimmen. Sieben Gemeinderäte stimmten für diese Umwidmungen, drei waren dagegen, ein Gemeinderat enthielt sich der Stimme.
Bürgermeister Florian Klotz hätte natürlich gerne ein noch klareres Ergebnis gehabt, dennoch ist er nicht unzufrieden. Jetzt müsse die Umwidmung noch vom Land genehmigt werden, dann könne es los gehen. Baubeginn dürfte im Frühjahr 2023 sein.
Bedenken sind bekannt
Die Bedenken von Susanne Gußner kennt Klotz. Er teilt sie aber nicht, bzw. versucht diese mit Zahlen zu entkräften. So stimme es nicht, dass eines der größten Gebäude in der Gemeinde errichtet werde, "bei weitem nicht", versichert der Gemeindechef. Das Gemeindehaus, das Bildungszentrum und auch Hotels im Ort seien größer.
Es entstehe auch kein "Block" am Ortsrand, "wir bauen eine Kleinwohnanlage, die aus zwei Objekten besteht." Das kleinere Haus wird in 12 Meter Entfernung zum Gastbetrieb von Frau Gußner gebaut und sechs Kleinwohnungen beherbergen, das größere Haus mit neun Wohnungen steht in 27 Metern Entfernung. Die Gesamtnutzfläche aller Wohnungen betrage gerade einmal 800 Quadratmeter. "Das wird wirklich klein und wir sind weit vom Haus von Frau Gußner entfernt", versucht Klotz allfällige Bedenken zu zerstreuen.
Unverständnis
Das gelingt nicht. Susanne Gußner kann zum Beispiel nicht verstehen, warum die Gemeinde zu ihren bisherigen Stellungnahmen zwar Gutachten einholen ließ, diese aber beim Ortsplaner "bestellte". Eine wirkliche "Unabhängigkeit" kann sie da nicht sehen.
Für die Zukunft sieht sie einiges Konfliktpotential, das sich auch aus ihrem Betrieb heraus ergeben könnte, bietet sie in den Wintermonaten doch ab 16 Uhr ApréSki an. Und da werde es schon einmal etwas lauter.
Ob sich das dann mit den neuen Nachbarn verträgt? Susanne Gussner ist da nicht so ganz überzeugt. Umgekehrt hätten Stammgäste in den Ferienwohnungen bereits deponiert, dass sie nicht mehr kommen werden, wenn man vor die Ferienwohnungen Mietwohnungen hinstellt.
Gesprächsbasis kaum vorhanden
Eine Gesprächsbasis zwischen Gemeinde und Unternehmerin scheint derzeit nicht vorhanden zu sein. Bürgermeister Florian Klotz findet es schade, dass Differenzen bestehen. Denn das Wohnprojekt sei wichtig, für die Gemeinde und die Region. Ein friedliches Nebeneinander hält er weiterhin für möglich.
So geht es weiter
Jetzt steht die Genehmigung der Umwidmungen durch das Land an. Ist das passiert, findet die Bauverhandlung statt. Da könne Frau Gußner natürlich erneut Bedenken einbringen, die dann gemäß Bauordnung abgehandelt werden, erklärt der Holzgauer Bürgermeister.
Besser informiert
Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at
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