Baggersee in Forchach
"Wir haben um jeden Quadratmeter gekämpft!"

Wolfgang Schweißgut mit einer Darstellung jener Maßnahmen, die nun umgesetzt werden. | Foto: Reichel
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WEISSENBACH, FORCHACH (rei). Die Verhandlungen, den Baggersee in Forchach betreffend, sind abgeschlossen. Das Projekt wurde abgeändert. Der Lech bekommt wie geplant mehr Platz. Der See wird somit kleiner, voraussichtlich aber nicht ganz verschwinden.

Offizielle Stellungnahme lässt auf sich warten

Die offizielle Stellungnahme des Landes zur weiteren Vorgangsweise am Baggersee in Forchach ist in Vorbereitung: sie geht derzeit intern hin und her, nur nicht "raus", aber das soll gleich einmal der Fall sein. So ist zu hören.
Wolfgang Schweißgut, Initiator jener Bürgerinititative, die sich für den Erhalt des Baggersees eingesetzt hatte, weiß um die Schwierigkeiten, die es offenbar gibt, eine gemeinsame Aussendung zu verfassen. 

Umsetzung der Maßnahmen steht bevor

Wissend, dass schon in wenigen Tagen mit der Umsetzung von Maßnahmen begonnen wird, erzählte er den Bezirksblätter, was nun passiert.
Das Wichtigste vorab: So wie es die ursprünglichen Plänen vorgesehen hatten, wird dem Baggersee "nicht zu Leibe gerückt". Gänzlich erhalten wird er aber auch nicht!
"Wir haben um jeden Quadratmeter gekämpft", versichert der Weißenbacher, der aufgrund seiner Liebe zum See unerwartet zum Umweltaktivisten und Gründer eine Bürgerinitiative wurde.
Diese setzte sich rund drei Monate intensiv mit dem See auseinander, sammelte Daten und Fakten, organisierte eine Info-Veranstaltung und startete eine Petition, die von 2161 Personen unterschrieben wurde.

Projekt wurde abgeändert

Das Projekt wurde aufgrund der Aktivitäten der Bürgerinitiative schließlich abgeändert, aber nicht zurückgenommen. Von der derzeit rund 4,5 Hektar großen Seefläche werden über die Jahre hinweg vielleicht 2,7 Hektar übrig bleiben. Deutlich mehr als im Life-Projekt, das dem See entgegen steht, vorgesehen, aber eben doch nicht das, was man sich seitens der Bürgerinitiative gewunschen hatte.

Weiße Linien zeigen, was anfänglich geplant war, türkise erläuteren, was nun umgesetzt wird. | Foto: Schweißgut
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Bewertung der Bürgerinitiative

Dabei müsste die Bürgerinitiative doch zufrieden sein, möchte man jedenfalls meinen, wenn man einen Blick auf deren eigene Bewertungen wirft. Wolfgang Schweißgut und seine Mitstreiter gingen sehr faktisch an das Thema heran und bewerteten ein Kriterium nach dem anderen nach einem Zahlenschlüssel.

  1. Ausgehend von 100 Punkten für eine, nur am Papier zu erzielende Optimallösung, gab es nach eigenen Bewertungskriterien für den See im Ist-Zustand 83,50 Punkte. Bei der Natürlichkeit schneidet der See hier nicht so gut ab, er bekommt 40 Prozentpunkte. 
  2. Das ursprüngliche Life-Projekt, bei dem der See fast gänzlich verschwunden wäre, erreicht gerade einmal 42,3 Gesamtpunkte, allerdings die volle Wertung bei der Natürlichkeit. Weil es den See dann nicht mehr geben würde.
  3. Und wie schneidet das Projekt ab, das man nun umsetzen wird? Durchaus gut, möchte man sagen: 73,90 Punkte werden erreicht, bei der Natürlichkeit beachtliche 90 Prozent. 

"Das ist eine spürbare Verbesserung. Ganz bestimmt. Aber wir können nicht zufrieden sein, da alles vom Zufall abhängt", erklärt Schweißgut.
Der "Zufall" hat einen Namen: Lech. Am Außerferner Hauptfluss werde es liegen, ob der See, so wie derzeit erhofft bzw. berechnet, am Ende zumindest rund 2,7 Hektar an Fläche "verteidigt", oder ob noch kleiner wird, vielleicht ganz verschwindet.

Bei einer Versammlung Ende Juli in Weißenbach stellte die Bürgerinitiative ihre Anliegen vor. | Foto: Reichel
  • Bei einer Versammlung Ende Juli in Weißenbach stellte die Bürgerinitiative ihre Anliegen vor.
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Diskussionen waren nicht einfach

In den Diskussionen, die nicht immer ganz einfach waren und wohl auch so manche Emotion hochkommen ließen, gab es am Ende eine Annährung. Von einem echten Kompromiss oder gar einem Konsens will Schweißgut nicht sprechen. "Wir nehmen an, was wir kriegen."

Das abgeänderte Life-Projekt

Und das ist ein Projekt, das es dem Lech ermöglicht, einiges an Fläche des bisherigen Baggersees zurückzuholen. Das wird wohl nicht von heute auf morgen der Fall sein. Denn im oberen Bereich werden die Buhnen nicht ganz herausgenommen, aber deutlich gekürzt. Einen "Buhnenkopf", sozusagen das Bollwerk gegen jedes Hochwasser, wird es aber als Abschluss des Walls nicht geben. "Gut möglich", sagt Schweißgut, "dass der Lech über die Jahre alles mitnimmt. Dann wäre der See Vergangenheit." Das könne passieren, müsse aber nicht der Fall.
Eben diese Ungewissheit stört die Bürgerinitiative.

Projektstart erfolgt demnächst

Voraussichtlich ab Mitte Oktober wird aber noch etwas mehr passieren: die Buhnen unterhalb des Sees werden ganz verschwinden, Bäume werden gefällt, es kommt aber zu keiner gänzlichen Rodung. Erreicht wurde auch, dass der Frauenschuhbestand bestmöglich geschützt wird.

Wolfgang Schweißgut am Baggersee: Er hat einiges erreicht, zufrieden ist nicht. | Foto: privat
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Neubewertung fand nicht statt

Eine neuerliche fachliche Bewertung der gesamten Fauna und Flora im Bereich des Baggersees hat es laut Schweißgut nicht gegeben. Daran stößt man sich besonders. Schließlich, so eines der Hauptargumente für den Erhalt des Ist-Zustandes, sind  in und rund um den Baggersee Tiere und Pflanzen beheimatet, die als absolut schützenswert gelten.
Dennoch wird es von Seiten der Bürgerinitiative keine Demonstrationen und keine rechtlichen Schritte geben. Man werde aber, das sei so besprochen, ein Auge auf die Projektumsetzung haben.

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