NRin Pfurtscheller fordert mehr Frauen in die Gemeindepolitik

v.l.: GRin Andrea Friedle aus Häselgehr, Vize-Bürgermeisterin Isolde Ernst aus Hinterhornbach, NRin Liesi Pfurtscheller, GRin Claudia Walch aus Häselgehr und GRin Claudia Reich aus Holzgau. | Foto: Seeberger
  • v.l.: GRin Andrea Friedle aus Häselgehr, Vize-Bürgermeisterin Isolde Ernst aus Hinterhornbach, NRin Liesi Pfurtscheller, GRin Claudia Walch aus Häselgehr und GRin Claudia Reich aus Holzgau.
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AUSSERFERN. Frauen in der Politik sind derzeit noch eher selten, auch im Bezirk Reutte. „Aktuell gibt es zwei Bürgermeisterinnen und vier Vize-Bürgermeisterinnen im Bezirk Reutte“, erklärt NRin Liesi Pfurtscheller: „Und wir haben einige sehr engagierte Gemeinderätinnen. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, diese Frauen mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken, damit bei der nächsten Gemeinderatswahl auch andere Frauen den Schritt in die Politik wagen“. Kürzlich traf sie sich deshalb mit einer Vize-Bürgermeisterin und Gemeinderätinnen aus dem Lechtal. Diese berichten von ihren Erfahrungen.

„In meiner politischen Arbeit sehe ich mich vor allem als Vertreterin der Frauen und deshalb ist es mir wichtig zu erfahren, wie es den Frauen in meinem Wahlkreis geht. Es gibt viele starke, engagierte Frauen im Tiroler Oberland und Außerfern. Diese Frauen möchte ich besuchen und sie auch nach Möglichkeit ins Rampenlicht rücken. Unternehmerinnen, Gemeinderätinnen, Frauen im Sozialbereich,…haben alle eines gemeinsam: Sie tun das, was notwendig ist und reden in ihrer Bescheidenheit oft nicht darüber“.

Pfurtscheller, selbst seit 2010 Gemeinderätin in Reutte, weiß, wie wichtig Frauen in der Politik, im Speziellen auch im Gemeinderat, sind: „Die Diskussionskultur ändert sich, wenn Frauen mit am Tisch sitzen, denn sie wirken ausgleichend und haben einen anderen Blick auf die Dinge“, so die VP-Frauenchefin, die sich für die kommende Gemeinderatswahl vorgenommen hat, in ganz Tirol 100 zusätzliche Gemeinderätinnen zu motivieren.

Erfahrungsberichte aus dem Lechtal
Kürzlich traf sie sich mit drei Gemeinderätinnen und einer Vizebürgermeisterin aus dem Lechtal – GRin Claudia Walch aus Häselgehr, GRin Andrea Friedle aus Häselgehr, GRin Claudia Reich aus Holzgau und Vize-Bürgermeisterin Isolde Ernst aus Hinterhornbach. Einhellig herrscht die Meinung, dass der Gemeinderat dafür da ist, dass im Dorf etwas weiter geht, über Fraktionsgrenzen hinweg und ohne Streitigkeiten. „Wir sitzen im Gemeinderat um fürs Dorf zu arbeiten und etwas weiterzubringen“, erklärt Andrea Friedle, die so viele Vorzugsstimmen hatte, dass sie von Platz 17 nach vorne gereiht wurde und nun aktiv im Gemeinderat sitzt. In dieselbe Kerbe schlägt Isolde Ernst: „Wenn wir im Gemeinderat verstritten sind und nichts auf die Füße stellen, dann freuen sich nur die anderen, wenn sie das Geld bekommen.“ Sie bezieht sich hierbei auf die Mittel aus dem Gemeindeausgleichsfonds, und erklärt weiter: „Diese Streitereien hatten bei uns schnell ein Ende. Ich bin schon der Meinung, dass Frauen hier vermittelnd und ausgleichend wirken können.“

Der Stammtisch danach
„Frauen müssen jedoch auch lernen, dass sie nicht ständig vermittelnd und ausgleichend tätig sein können, denn das geht an die Substanz“, weiß Pfurtscheller: „Das Wichtigste in Sitzungen ist, das Thema vom Persönlichen zu trennen. Auch wenn man nicht immer derselben Meinung ist und die Diskussionen im Gemeinderat etwas schärfer sind, sollte man trotzdem danach noch miteinander reden können.“ Das richtige Stichwort für Isolde Ernst und Claudia Reich – beide schon drei bzw. zwei Perioden im Gemeinderat: „Ein guter Tipp für alle Neueinsteigerinnen ist, dass sie auf jeden Fall nach der Sitzung noch ‚auf ein Bier‘ mitgehen. Dort werden oft viele Dinge ausgemacht und besprochen. Da erfährt man Vieles“, so die beiden unisono. Claudia Reich erzählt weiter: „Ich bin leider die einzige Frau bei uns im Gemeinderat. Es wäre sehr schön, wenn sich in der nächsten Periode noch eine Frau finden würde.“ Ein Projekt liegt ihr besonders am Herzen: „Derzeit entsteht das Projekt Schule, Kindergarten und Eltern-Kind-Zentrum in Holzgau. Es freut mich sehr, dass das zu Stande kommt. Da weiß man dann wieder, warum man sich einsetzt.“

Man muss nicht alles wissen
Als eine riesen Herausforderung sehen alle vier Frauen die Themen Raumordnung und Baurecht. „Das sind die sogenannten ‚Angst-Themen‘, weil man sich nicht im Detail auskennt“, so die Frauen unisono. Keine von den vier Gemeindemandatarinnen ist jemals ohne Vorbereitung in eine Sitzung gegangen. „Wenn ich etwas mache, dann will ich es auch richtig machen“, beschreibt Isolde Ernst ihr Politikverständnis. Gerade die Themen Raumordnung und Baurecht sind oft Hürden, warum Frauen nicht den Mut haben in die Gemeindepolitik einzusteigen. „Aber man muss nicht immer alles wissen“; so Nationalrätin Pfurtscheller, „man muss nur wissen, wen man fragen kann. Es gibt für jedes Thema Spezialisten, auf die man sich verlassen kann – auch im Gemeinderat“, will sie interessierten Frauen die Angst nehmen.

Einig waren sich die vier bzw. fünf Frauen vor allem in einem Punkt: „Politik ist spannend und macht Spaß.“ Deshalb empfehlen sie interessierten Frauen, den Schritt zu wagen und es einfach auszuprobieren.

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