Leserbrief
Die berührende Geschichte von Heikes Vertrauen

Heike Mages aus Elmen konnte auf Grund eines Trauerfalls in der Familie nicht persönlich anwesend sein und vertraute der Kundschaft ihren Laden an. | Foto: privat
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  • Heike Mages aus Elmen konnte auf Grund eines Trauerfalls in der Familie nicht persönlich anwesend sein und vertraute der Kundschaft ihren Laden an.
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Ein bewegender Leserbrief von Eva-Maria Scheiber aus Elmen hat die BezirksBlätter Reutte Redaktion erreicht. Darin schildert sie eine herzergreifende Geschichte, über den Zusammenhalt und das Vertrauen, das während eines Todesfalles in Elmen herrschte.

ELMEN. Ein Todesfall in der Familie machte es notwendig: Das Geschäft von Heike Mages musste geschlossen bleiben. Da sie für den kleinen Spar in Elmen im Lechtal ganz allein verantwortlich ist, und sich sehr bemüht, den Leutchen im ebenso kleinen Dörfchen mit Notwendigem, aber auch Gewünschtem, verlässlich zur Seite zu stehen, schrieb sie kurzerhand auf einen Zettel: "Bitte an Waren mitnehmen, was gebraucht wird und im Laufe dieser Woche bezahlen."

Dunkel war´s im kleinen Geschäftchen meines Heimatörtchens. Drei Frauen standen dort und unterhielten sich leise. Kurz irritiert über die mangelnde Lichtqualität, aber in Eile und routiniert das Nötigste einpackend, stockte ich erst beim Blickheben an der Kassa. Es war niemand zu sehen, die drei Frauen hinter mir meinten nur: "Die Heike ist nicht hier". "Wie - die Heike ist nicht hier?" entgegnete ich verständnislos. Ihr Papa sei gestorben. Sie habe das Geschäft aufgesperrt, draußen hänge ein Zettel. Man solle mitnehmen, was man brauche und später bezahlen.

Das nenne ich Vertrauen. Beziehungsweise kann es so gedeutet werden, dass ein mögliches, vielleicht auch am Heiligen Land angebrachtes Misstrauen kleiner war, als der Wunsch, für ihre Kund:innen verlässlich da zu sein - komme, was da wolle. Danke, sag ich da! Nicht nur für das Brot, sondern vor allem dafür, mit solch kleinen, mutigen Gesten zu einer gesellschaftlichen Atmosphäre beizutragen, in welcher man gerne lebt. Gäbe es mehr Menschen, die mit Vertrauen in die Welt schauten, bzw. denen das eigenen Misstrauen weniger wichtig ist als der Wunsch, für andere da zu sein, würde sich diese Welt dem ihr entgegengebrachten Vertrauen auf Dauer wohl anpassen.

Ein schönes Detail am Ende: Es wurde Vieles mitgenommen und alles bezahlt. Somit kann vielleicht gesagt werden: In Elmen gibt es nicht nur die "Schlauen Weiber", sondern auch eine ganze Menge ehrlicher Leute!

Von Eva-Maria Scheiber (ein schlaues Weib)

Heike Mages aus Elmen konnte auf Grund eines Trauerfalls in der Familie nicht persönlich anwesend sein und vertraute der Kundschaft ihren Laden an. | Foto: privat
An der Eingangstür hing dieser Zettel für die Kundschaft: "Bitte an Waren mitnehmen, was gebraucht wird und im Laufe dieser Woche bezahlen." | Foto: privat
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