Kapazitäten in der Tagespflege bleiben ungenützt

Bgm. Luis Oberer, Katharina Schlichtherle und Paul Barbist  (v.l.) hoffen, dass die Kapazitäten im Haus bald ausgenützt werden können.
  • Bgm. Luis Oberer, Katharina Schlichtherle und Paul Barbist (v.l.) hoffen, dass die Kapazitäten im Haus bald ausgenützt werden können.
  • hochgeladen von Günther Reichel

REUTTE (rei). Die Diskussion rund um Pflegeplätze für ältere Menschen im Bezirk Reutte nimmt zunehmend Fahrt auf. Die Fusionierung, bzw. Nicht-Fusionierung der Pflegeheime in Reutte und Ehenbichl wird debattiert, eine Zwischenpflegestufe nach dem Krankenhaus aber noch vor dem Pflegeheim steht auf der Wunschliste, Lösungen für die Regionen abseits des Reuttener Zentralraums werden ebenfalls gesucht.
Der Tagespflege kommt bei all diesen Themen eine wichtige Rolle zu, doch findet diese längst nicht jene Beachtung, die ihr zusteht. Das findet man zumindest in Reutte im Seniorenzentrum Haus zum guten Hirten. Dieses könnte 20 Personen im Rahmen der Tagespflege betreuen. Derzeit können aber nur 14 Plätze tatsächlich vergeben werden. Und auch das nur, weil sich Reutte im Lechtal und Tannheimer Tal jeweils zwei Pflegeplätze "ausgeliehen" hat.

14 Plätze genehmigt

"Bis Ende 2019 wurden dem Pflegeheim Reutte zehn Tagesplätze genehmigt, obwohl wir die doppelte Kapazität haben", erklärt dazu Bürgermeister Luis Oberer. Weil es im Tannheimer Tal und im Lechtal Bedarf, aber keine Plätze gibt, wurde die Genehmigung erteilt, dass  beiden Regionen jeweils zwei Plätze in Reutte belegen können. Mit dem Zwischentoren gibt es eine solche Regelung nicht. Dort wird schon bald eine eigene Lösung in Betrieb gehen.

Der Bedarf an Tagespflegebetten wäre aber viel höher, als nur die derzeit 14 im Bezirk genehmigten. "Wir haben eine Warteliste. Leider müssen wir interessierte Menschen aber immer wieder abweisen, obwohl die Kapazität vorhanden wäre", erklärt Paul Barbist, Leiter des Seniorenzentrums Zum guten Hirten.

Absagen fallen schwer

In der Gemeinde Reutte bedauert man diesen Umstand in doppelter Hinsicht: Alten Menschen und deren Angehörigen eine Absage erteilen zu müssen, fällt nicht leicht, zumal der Platz ja vorhanden wäre. Außerdem würden die zusätzlichen Tagespflegeplätze das Seniorenzentrum besser auslasten und damit die Ertragssituation verbessern.
Katharina Schlichtherle, sie leitet den Pflegedienst im Haus zum guten Hirten, weist ihrerseits darauf hin, dass die Tagespflege auch den Vorteil hat, dass die Senioren dadurch das Haus kennen und schätzen lernen. "Wenn sie dann später vielleicht ganz hier einziehen, fallen die Berühungsängste weg. Das ist sicher von Vorteil für alle beteiligten Personen."

Falsche Srategie

Luis Oberer ist überzeugt, dass das Land Tirol eine falsche Strategie verfolgt, wenn man darauf hofft, dass es derartige Pflegeplätze nicht braucht, bzw. notwendige Pflegeleistungen ausschließlich über die mobile Pflege des Sozial- und Gesundheitssprengels abgedeckt werden kann.
Paul Barbist verweist wiederum auf die Vorteile der Tagespflege in einem Seniorenzentrum: "Die Angehörigen werden während des Tages entlastet und können ihrem Beruf nachgehen. Auch in Urlaubszeiten oder wenn man selbst einmal krank ist, können wir wertvolle Dienste erbringen."
Durch die Tagespflege sei es Menschen möglich, langer im Kreis der Familien zu leben. "Außerdem ist ein Tagespflegeplatz deutlich günstiger, als ein Dauerplatz", nennt Oberer ein weiteres Argument.

Hoffnung auf ein Umdenken

Trotzdem bleiben in Reutte bis auf weiteres sechs Plätze ungenützt. In der Marktgemeinde hofft man, dass das nicht mehr lange der Fall ist und ein Umdenken einsetzt. "Wir sind bei der Tagespflege wirklich sehr flexiebel und serviceorientiert. Wir holen die Leute ab, auch aus den Tälern und bringen sie wieder zurück. Das wird geschätzt. Leider werden unsere Kapazitäten aber nicht in vollem Umfang ausgenützt", schließt Oberer in der Hoffnung, dass mit der Evaluierung des Strukturplanes eine Änderung herbeigeführt wird.

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