Reisecker: "Einer der schönsten Berufe"
Franz Reisecker: unterwegs für die Landwirtschaft und daheim in St. Georgen
ST. GEORGEN. Vizepräsident der LK Österreich und Präsident der LK Oberösterreich Franz Reisecker ist seit einem Jahr auch Vizepräsident des europäischen Bauernverbandes COPA. Der 58-Jährige ist für die heimische Landwirtschaft viel unterwegs, Energie holt er sich daheim bei seiner Familie am Bauernhof in St. Georgen.
BezirksRundschau: Neben Ihren Funktionen in der Landwirtschaftskammer und als Vizepräsident des EU-Bauernverbandes haben Sie einen Schweinemastbetrieb in St. Georgen. Wie viele Stunden hat Ihr Tag?
Franz Reisecker: Genauso 24 Stunden (lacht). Es gibt aber schon Zeiten, wo ich sehr viel unterwegs bin. Als Kammerpräsident wird mir nicht fad, es kommt aber immer darauf an, wie man es sieht. Vor allem was die Arbeit für COPA betrifft. Ich kann einfach mehr bewirken, wenn ich auf europäischer Ebene mitreden und die österreichischen Interessen direkt einbringen kann. Man muss das auch realistisch sehen, wir sind eines von 28, bald 27, Mitgliedern. Was den Hof betrifft, so liegt ein Großteil der Verantwortung bereits bei meinem Sohn Thomas.
Das Thema 'Hofübergabe' betrifft Sie nicht nur als Kammerpräsident. Sie waren selber Übernehmer und sind nun in der Position des Übergebers. Was raten Sie?
Aus meiner Sicht ist es wichtig, die nächste Generation möglichst bald in Entscheidungen einzubinden. Wir haben ja noch nicht übergeben, aber schon vor etwa 15 Jahren begonnen, den Hofnachfolger bei der betrieblichen Entwicklung mitbestimmen zu lassen.
Ist ein "Abschalten" vom Beruf für Sie möglich?
Das ist sehr wichtig und grundsätzlich auch möglich. Ich nehme zum Beispiel keine Arbeit nach Hause mit. Daheim ist die Familie und wenn es passt, der Bauernhof wichtig. Ich habe zudem ein Prinzip, einen Tag am Wochenende frei zu haben. Das wissen auch meine Mitarbeiter, da muss man konsequent sein.
Was bedeuten Tradition und Brauchtum für Sie?
Ich glaube, dass es gerade in ländlichen Regionen extrem wichtig ist, am Dorfleben teilzuhaben, aber auch, dass man sich trotz Traditionen ständig weiterentwickeln muss. Traditionen sollen nicht starr sein, sondern offen für Veränderung.
Haben Sie mit dieser Überzeugung auch den Namen Ihrer Frau angenommen?
Meine Frau Berta hat den Hof geerbt, den wir gleich bei unserer Hochzeit 1980 übernommen haben. Den Namen habe ich angenommen, weil der Hof schon seit über 250 Jahren unter 'Reisecker' ein Erbhof ist. Das war am Anfang bei meinen Eltern nicht einfach, wir haben es aber sehr selbstbewusst gemacht – wir waren damals ja erst 21.
Sie sind vierfacher Vater und fünffacher Großvater: Was bedeutet 'Familie' für Sie?
'Familie' ist für mich Entspannung, Zufriedenheit und Sicherheit. Und die Familie hält auch jung.
Sie schwärmen als Kammerpräsident natürlich für die (Kultur-)Landschaft Oberösterreichs. Zieht es sie manchmal trotzdem in die Ferne?
Ich reise sehr gerne, obwohl ich beruflich schon viel unterwegs bin und "vom Schönsein her" braucht man nicht fortfahren. Mich interessieren aber Länder mit ganz anderen Kulturen und Lebensumständen, da sieht man auch, wie gut wir es hier haben.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.