Asylwerberheim Reichersberg: Das Warten hat begonnen

- Pfarrer Markus Grasl mit Notburga Trauner, Andreas Felder, Veronika Zweimüller und Marion Huber von der Caritas OÖ.
- hochgeladen von Thomas Streif
REICHERSBERG (tst). Ein sommerlicher Freitagnachmittag in Reichersberg - die Caritas lädt zu einem Tag der offenen Tür. Groß war der Widerstand in der Reichersberger Bevölkerung gegen ein Asylwerberheim für 25 Personen von der Caritas. Mittlerweile hat sich die Lage in der 1500-Einwohner-Gemeinde etwas beruhigt. Viele Mitarbeiter der Caritas, aber auch zahlreiche Reichersberger, die ihre Stimmen emotional und zum Teil gehässig erhoben hatten, sind gekommen, um sich vor Ort ein Bild des "Neuen" zu machen. Die elf Doppelzimmer und das Familienzimmer sind belegt. Die Caritas-Mitarbeiter sind froh, dass der Betrieb nach dem langen Hin und Her endlich aufgenommen wurde. Eine junge afghanische Familie hat erst in Reichersberg wieder zueinander gefunden. Auf der Flucht aus der Heimat wurden sie getrennt. Jetzt ist die Freude und die Erleichterung riesengroß. Ganz anders verlief das Schicksal einer iranischen Familie, die in der Heimat zum Christentum konvertierte und deswegen verfolgt wurde. Die Tochter wurde kurz vor der geplanten Flucht erschossen.
Hilfe für die Reichersberger Fußballer
Nur einen Steinwurf entfernt, befindet sich der Fußballplatz. Beim 42-jährigen Oraz N. kommen Erinnerungen an frühere, bessere Zeiten auf. 1992 spielte der Tadschike für Fortuna Düsseldorf in der zweiten Bundesliga. Mit 34 Jahren beendete er seine Profi-Karriere und arbeitete bis vor kurzem als Nachwuchs-Nationaltrainer seines Landes. Warum er flüchtete? Seine Frau wurde in der Heimat politisch verfolgt. Den nicht gerade erfolgsverwöhnten Reichersberger Fußballern will er gerne helfen. Sein Sohn ist bereits "Stammgast" auf dem Fußballplatz.
Von der lokalen Politikszene ist an diesem Nachmittag bis auf eine Ausnahme, LAbg. Maria Wageneder, nichts zu sehen. "Wir müssen auf die Menschen zugehen. Nur so können Ängste abgebaut werden", betont Reichersbergs Pfarrer Markus Grasl, der als einer der wenigen schon länger öffentlich Farbe für das Asylwerberheim bekennt.
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