Obernberg/ St. Martin
Aufschrei aus der Region rettet Poly
Schließung der Polytechnischen Schule Obernberg/ St. Martin war beschlossene Sache. Allerdings nicht lange.
OBERNBERG/ ST. MARTIN. Für ordentlich Wirbel sorgte unlängst ein Schreiben der Bildungsdirektion Innviertel an die Mittelschulen Obernberg und St. Martin. Inhalt war die Information, dass der im Verbund geführte Polytechnische Lehrgang ab kommendem Herbst gestrichen werde. Als Konsequenz informierte der Obernberger Schuldirektor Georg Frauscher die bereits angemeldeten Schüler und Eltern. Einige Politiker sowie mehrere Lehrer wollten diese Entscheidung jedoch nicht tatenlos akzeptieren und setzten ihre Hebel in Bewegung, um eine Schließung abzuwenden. Unter ihnen Hannes Eichsteininger, Lehrer an der Mittelschule und am Poly in Obernberg. Mit einer schriftlichen Stellungnahme wandte er sich an die Medien: "Wir sind bestürzt über die Auflösung der PTS-Obernberg. Genauso entsetzt sind wir über die Art und Weise, wie wenig wertschätzend hier mit den Betroffenen umgegangen wird." Damit bezog sich Eichsteininger auf ein "dürres, zweizeiliges Mail", mit welchem der Beschluss den Lehrern zur Kenntnis gebracht worden sein soll. Die Gründe für die Schulschließung sind für Eichsteininger nach wie vor undurchsichtig. An zu wenig Schülern sollte es nicht gelegen haben, wie der engagierte Pädagoge erklärt. "Die Schülerzahlen an Mittelschulen und Polytechnischen Lehrgängen sinken generell. Wir hatten bis jetzt aber schon 13 Anmeldungen für das Poly, was genug gewesen wäre. Die Erfahrung aus vielen Jahren hat uns zusätzlich gezeigt, dass über den Sommer immer noch etliche Schüler dazu kommen. Im Herbst waren es dann immer so viele, dass die Klasse gerade nicht geteilt werden musste", berichtet der Lehrer. Nachsatz: "Kleinschulen sind halt sehr teuer!"
Alles bleibt beim Alten
Nur wenige Tage später wandte sich allerdings das Blatt: "Aufgrund steigender Schüler:innenzahl hat sich unser Standortstrukturkonzept momentan wieder etwas geändert", informierte Eva Panholzer, Leiterin der Bildungsregion Innviertel, die BezirksRundSchau. Konkretere Details hatte an dieser Stelle der Direktor der Mittelschule St. Martin, Franz Moser, parat. "Vergangenen Freitag gab es ein sehr gutes Gespräch. Dabei wurden wir in Kenntnis gesetzt, dass alles beim Alten bleibt. Der Polytechnische Lehrgang wird im Herbst 2023 in Obernberg und St. Martin wie gehabt weitergeführt. Die Argumente und der Druck der Politiker und Lehrer waren wohl so schlagend beziehungsweise groß, dass die Bildungsdirektion einlenkte. Für die kommenden Jahre wird die Situation dann erneut evaluiert", so Moser.
Zweiter Fachbereich als Ziel
Für Eichsteininger ist diese Entscheidung nun ein großer Ansporn, den Polytechnischen Lehrgang in Obernberg attraktiver zu machen. "Wir haben aktuell nur den einen Fachbereich Dienstleistungen. Ich möchte aber gerne versuchen, einen weiteren für Mediendesign und Mechatronik zu installieren. Wir hätten das schon vor drei Jahren in Eigeninitiative versucht, sind aber gescheitert. Jetzt probieren wir es erneut. Sollte unser Vorhaben auch dieses Mal mißlingen, befürchte ich, dass die Schließung nur aufgeschoben wurde, und wir in zwei oder spätestens drei Jahren wirklich zudrehen müssen!"
Zur Sache
- Im Bezirk Ried gibt es insgesamt fünf Polytechnischen Schulen.
- Die größte PTS im Bezirk ist jene in Ried mit acht Fachbereichen.
- Bei den weiteren vier polytechnischen Schulen handelt es sich um Polyverbände. Die PTS Obernberg/ St. Martin und die PTS Waldzell/Mettmach tauschen sich in der Fachbereichs-Ausbildung aus. Das bedeutet: Die Schüler werden je nach Sprengelzuteilung vor Ort in ihrer Schule unterrichtet. Für die Ausbildung in ihrem gewählten Fachbereich fahren sie gegebenenfalls in die andere Schule.
- Aktuell hat die PTS Obernberg nur den einen Fachbereich "Dienstleistungen".
- Das Poly in Obernberg gibt es seit 50 Jahren. Derzeit besuchen 23 Jugendliche diese Schule, voriges Jahr waren es 26. Aktuell gibt es bereits 13 Anmeldungen für das kommende Schuljahr.
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