Wohin, wenn kein Wirt mehr da ist?
Bis 2015 sollen oberösterreichweit 450 Landwirtshäuser zusperren.
INNVIERTEL (was). Der Gastronomie im städtischen Raum geht es gut, weiß Oberösterreichs Wirtesprecherin Eva Maier. Ausgedörrt wird der ländliche Raum. Schon im Zeitraum von 2005 bis 2011 haben über 300 Betriebe der Landgastronomie geschlossen. Die Zahlen der Studie der Kepler-Uni aus dem Sommer 2011 werden jetzt schlagend, erklärt Maier. Die aktuellen Berichte von Weinhändlern und Kaffeevertretern seien alarmierend.
„Wir Wirte tragen das dörfliche Geschehen mit. Unsere Gäste können auch am Sperrtag sicher sein, dass sie beispielsweise bei einem Begräbnis mit uns rechnen können“, ist die oberösterreichische Wirtesprecherin vom Engagement ihrer Kollegen überzeugt.
Maier erhofft sich mehr gegenseitiges Verständnis: „Wie wichtig ein Wirt für die Dorfgemeinschaft ist, wie viel er als Kommunikationszentrum für einen Ort leistet, wird den Gästen oft erst klar, wenn es ihn nicht mehr gibt.“ Gäste müssten ihren Beitrag leisten, denn umgekehrt „lässt dich der Wirt nicht allein“. Was Wirte noch belaste, sei, vergleichbar mit landwirtschaftlichen Betrieben, die Nachfolgefrage, so Maier. „Die Wirte wollen ihren Kindern eine Perspektive bieten, doch der enorme Arbeitsaufwand schreckt einfach ab.“
Mit einem Symposium am 18. Juni will die Wirtschaftskammer Oberösterreich Visionen für die Gastronomie der Zukunft aufzeigen.
Zur Sache: Für viele Gastronomen werden Auflagen und die wirtschaftliche Situation zum Problem. „Das Rauchergesetz bricht vielen das Genick. Viele können von ihrer Arbeit nicht mehr leben. Die Leute haben sowieso weniger Geld und als erstes wird halt beim Wirt gespart“, weiß Wirtin Silvia Fink.
Problematisch ist auch die Nachfolge-Frage. Bezirks-Wirtesprecher Reinhard Anibas: „Das Image des Berufsstandes muss wieder attraktiver werden. Oft wird Schülern von einer Ausbildung als Koch oder Kellner abgeraten. Dabei kommt man damit viel herum und kann wirklich was erreichen.“
Die Wirtschaftskammer Oberösterreich wird am 18. Juni 2012 von 14.30 bis 17.30 Uhr ein Symposium veranstalten, „bei dem alles, was die Zukunft der Gastronomie betrifft, in Frage gestellt wird“, wirbt Wirtesprecherin Eva Maier. „Wir werden gemeinsam versuchen, Varianten zu finden, wohin der Weg zukünftig gehen kann.“
Umfrage: Wie wichtig sind Wirtshäuser?
Georg Schoibl, Bürgermeister Schildorn: „Direkt bei uns im Ort gibt es nur noch ein Café, aber kein Wirtshaus mehr. Der Stelzhamerhof hat vor zwei Jahren geschlossen. Ein Nachfolger hat sich bisher leider noch nicht gefunden. An einem Sonntag hat man manchmal das Gefühl, als wenn der Ort ausgestorben wäre. Ich hoffe, dass wir bald wieder einen Wirt haben, auch für die Dorfgemeinschaft wäre das wichtig.“
Reinhard Anibas, Wirtesprecher des Bezirkes Ried: „Die Wirtshäuser sind wichtig für Jung und Alt, auch für das Vereinsleben. Rundherum hören die Wirte auf, ohne sie geht das ganze kulturelle Leben verloren. Hauptproblem ist meist die fehlende Nachfolge, man müsste den Berufsstand wieder attraktiver machen. Die Schuld ist aber nicht nur bei den anderen zu suchen, manche Wirte sind auch selbst zu nachlässig.“
Silvia Fink, Wirtin Gasthaus zur Alm: „Wir wollen uns neu orientieren und suchen deshalb einen Nachfolger. Jemanden zu finden, ist schwer, denn niemand will am Wochenende oder nachts arbeiten. Doch Wirtshäuser gibt es seit eh und je. Sie gehören dazu und fördern die Gemeinschaft. Es wird viel zu wenig getan, um sie aufrecht zu erhalten. Das Rauchverbot bricht zum Beispiel vielen das Genick.“
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.