Fachkräftemonitor
Fachkräftemangel zieht sich über alle Branchen
"Es gibt viele kleine Schräubchen, an denen man drehen muss", meint Josef Heißbauer, Obmann der Wirtschaftskammer Ried, zum Fachkräftemangel im Bezirk.
BEZIRK. "Aktuell sehe ich nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern einen Arbeitskräftemangel - und der geht über alle Branchen", erzählt Klaus Jagereder, Geschäftsstellenleiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Ried. "Im Bezirk sind beim AMS mehr als doppelt so viele Stellen ausgeschrieben als Jobsuchende vorgemerkt sind - leider passen aber in vielen Fällen die Anforderungen nicht zusammen", erläutert Jagereder weiter. Allerdings könne man immer wieder feststellen, dass auch Personen eine Chance zu einem Arbeitsversuch erhalten, obwohl sie nicht ganz genau das Anforderungsprofil erfüllen.
Baby-Boomer verabschieden sich
Eine Entspannung des Fachkräftemangels ist in nächster Zeit sehr wahrscheinlich nicht in Sicht, denn
"die Entwicklung der nächsten Jahre steht heute schon fest und zeigt bei gleichbleibendem Personalbedarf keine Entspannung, wenn nicht zusätzliche Arbeitskräfte in unsere Region kommen",
so Jagereder. „Es ist eine Zeit, wo manche Branchen mit Aufträgen kämpfen, das Konsumverhalten ist momentan etwas zurückhaltend. Das heißt es gibt Firmen, die momentan zu viele Arbeitskräfte haben, diese aber nicht auslassen wollen – denn sobald sie am Markt sind, sind sie weg, weil der Fachkräftemangel da ist und im Prinzip in jeder Branche Fachkräfte gesucht werden“, beschreibt Josef Heißbauer, Obmann der Wirtschaftskammer Ried, die Fachkräftemangel-Situation im Bezirk.
"Die Baby-Boomer-Generation geht in Pension, uns brechen an allen Ecken und Enden die Fachkräfte weg und der Nachwuchs ist nicht da – denn er ist nicht auf die Welt gekommen",
weiß der Obmann.
Lösungen und Konsequenzen
Heißbauer sieht neben dem geregelten Zuzug auch die Digitalisierung von Arbeitsabläufen als Mittel zur Linderung des Mangels. Weitere Wege, wie man dem Fachkräftemangel entgegentreten könnte, sind laut Jagereder: Aus- und Weiterbildungen, die Erweiterung der betrieblichen Angebote wie zum Beispiel Kinderbetreuung im Haus, Chancen und Angebote für Menschen, die Unterstützung bei der Jobsuche brauchen oder die Personalsuche über alle vorhandenen Kanäle. Die Auswirkungen würden von "Innovationen", die entstehen, weil Personal fehlt, bis hin zu fehlenden Dienstleistungen, weil Öffnungszeiten – zum Beispiel in der Gastronomie – nicht mehr eingehalten werden können, reichen, so der AMS-Geschäftsstellenleiter. Betriebe können darüber hinaus Aufträge oft nicht annehmen oder erst verspätet ausführen, ergänzt Heißbauer.
"Unternehmerisch wird man sich auch überlegen müssen, ob erfolgreiches Wirtschaften nur mit Wachstum möglich ist",
führt Jagereder aus.
"Großbetriebe werden, wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Produktionserweiterung dort errichten, wo es genügen Arbeitskräfte gibt",
fügt Christoph Wiesner, Bezirksstellenleiter der WK Ried, zu den Konsequenzen des Mangels hinzu.
Von der Teilzeit- zur Vollzeitstelle
Als problematisch betrachtet Heißbauer auch den Trend zur Teilzeitarbeit, der sich besonders bei Frauen bemerkbar mache. "Die Arbeitsstunden, die hier weniger geleistet werden, fehlen der Wirtschaft im täglichen Leben", betont Heißbauer. Er glaubt, vielen sei nicht bewusst, wie sich die geringere Arbeitszeit schlussendlich auf die Pensionsauszahlung auswirke. "Man muss das Bewusstsein der Leute schärfen und versuchen, so viel wie möglich von der Teilzeit in die Vollzeit zu bringen." Um das bewerkstelligen zu können meint Heißbauer, wie Jagereder, dass die Kinderbetreuung gerade im ländlichen Raum ausgebaut werden müsse. Das scheitere jedoch oft an den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinden.
Ein reger Wechsel
"Der regionale Arbeitsmarkt wird von unzähligen Stellenangeboten dominiert. Das bietet jobsuchenden Menschen etliche Möglichkeiten, was wiederum die Veränderungsbereitschaft antreibt und in vielen Unternehmensbereichen die Fluktuation erhöht", erzählt Jagereder. "Der Wettbewerb um Arbeitskräfte wird härter, Unternehmer sind gut beraten, sich mit dem sogenannten "Employer-Branding" auseinanderzusetzen. Der Arbeitsmarkt wandelt sich gerade von einem Käufermarkt zu einem Angebotsmarkt", meint Wiesner.
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