Fachkraft gesucht

Tischler sind Mangelware

BEZIRK RIED. Der aktuelle Fachkräftemangel schlägt auch in der Holzbranche voll durch.  "Viele Betriebe sind derzeit auf der Suche nach Tischlern", berichtet  Karl Strasser, Obermeister der Tischler im Bezirk Ried und geschäftsführender Gesellschafter der Tischlerei & Innenarchitektur Wagenleitner Karl Strasser GmbH in Senftenbach. Im AMS Ried sind derzeit 15 konkrete Angebote für ausgebildete oder angelernte Tischler mit Berufspraxis ausgeschrieben. “Wenn man jedoch weiß, dass auch fast alle Industrieunternehmen auf der Suche nach Fachkräften mit handwerklicher Ausbildung sind, erhöht sich diese Zahl noch einmal deutlich", so Klaus Jagereder, Geschäftsstellenleiter des Arbeitsmarktservice Ried. Auf der "Gegenseite" ist derzeit niemand, der eine Berufsausbildung in der Tischlerbranche abgeschlossen hat und diesen Beruf aus gesundheitlichen Gründen auch ausüben könnte, arbeitslos vermerkt.  

Zu wenig Tischler

Tischler sind  aktuell also Mangelware. Besonders für kleinere Betriebe, wie zum Beispiel den Wellnessliegen-Produzent First Class Holz aus Lohnsburg, stellt dies ein Problem dar. "Wir suchen bereits seit zwei Jahren nach einem Gesellen oder Meister. Derzeit können meine Mitarbeiter die Aufträge gerade noch stemmen. In zwei Jahren geht aber einer unserer Gesellen in Pension. Wenn wir bis dahin niemanden gefunden haben, stehen wir vor einem Problem", so Florian Hamminger, der den Betrieb gemeinsam mit seinem Vater Otto Hamminger leitet. 

Zu wenig Nachwuchs und Abwanderung

Dies Ursache für den aktuellen Tischlermangel liegt Jahre zurück. "Tischler haben früher extrem wenig verdient. Viele gelernte Tischler haben daher umgesattelt und sind jetzt zum Beispiel im Carbonbereich tätig. Obwohl wir die Stellen weit über dem Gehaltsniveau des Kollektivvertrages ausschreiben, ist die Personalsuche schwierig", so Hamminger. "Zahlreiche Betriebe haben auch aufgehört, Tischlerlehrlinge auszubilden, weil sie keine Lehrlinge mehr gefunden haben. Viele Jugendliche haben sich für eine weiterführende Schule entschieden. Daher hat die Tischlerinnung vor ein paar Jahren das Modell entwickelt, welches einen Lehrabschluss nach der Matura in nur zwei Jahren ermöglicht. Vorher dachte man, die Lehre mit Matura sei die Lösung. Das ist aber nicht aufgegangen", weiß Strasser.
Aktuell werden nur mehr in 17 der insgesamt 114 Tischlereibetriebe – inklusive Industrie – Lehrlinge ausgebildet. "Hier absolvieren 68 Jugendliche ihre Ausbildung zum Tischler", weiß Christoph Wiesner, Leiter der WKO-Ried. "Fünf Unternehmen sind aktuell auf der Suche nach Lehrlingen", ergänzt Jagereder.