Entdeckungsreise in die Geologie des Innviertels

Nicht nur für die Kleinen ein Highlight: die Fossiliensuche in Tumeltsham. | Foto: naturspielerin.at
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  • Nicht nur für die Kleinen ein Highlight: die Fossiliensuche in Tumeltsham.
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BEZIRK (lenz). Geologie – bei vielen weckt dieser Begriff wenig spannende Erinnerungen an die Schulzeit. Die Verschiebung der Kontinentalplatten, die Erdzeitalter oder die vielen Gesteinsarten kommen einem dabei in den Sinn. Dass Geologie aber durchaus spannend sein kann, beweist Elisabeth Wolfsegger. Die studierte Geowissenschaftlerin ist als diplomierter Naturcoach in der Region unterwegs und weiß, welche geologischen Besonderheiten im Bezirk auf Entdecker warten. "Das Innviertel ist aus geologischer Sicht höchst interessant und faszinierend. Die Region bietet nicht nur schöne Aussichten, sondern auch tolle geologische Einsichten", so die Expertin.

Alpen & Meer im Innviertel

Wussten Sie zum Beispiel, dass der Inn früher etwas weiter im Süden verlaufen ist? "Schon vor 35 Millionen Jahren war der Ur-Inn ein mächtiges Flusssystem. Durch den Flusslauf wurden die marinen Ablagerungen in der Region mit Geröll aus den Alpen überdeckt – deshalb gibt es heute Gesteine aus den Alpen mitten im Innviertel", erklärt Wolfsegger. In vielen Schotter- und Kiesgruben der Region finden sich dagegen heute noch Hinweise auf frühere marine Gefilde: In der sogenannten "Innviertel-Gruppe" können Wissbegierige mit etwas Glück auch Meeresfossilien entdecken.

Einzigartig: der Mehrnbacher 40er

Ebenfalls durch die Schotterablagerungen aus den Alpen sind vor rund zehn Millionen Jahren die berühmten "Mehrnbacher 40er" entstanden. Ein besonders großes Exemplar ist entlang der Innviertler Bundesstraße (Straßenkilometer 17,1) zu finden. Der Stein wurde bei Straßenbauarbeiten freigelegt, weist eine Grundfläche von fünf mal fünf Metern und eine Höhe von rund zwei Metern auf. Sein Gewicht wird auf 80 Tonnen geschätzt. "Die Mehrnbacher 40er entstanden, als sich Gerölle aus den Alpen durch Verwitterung zu einem kieseligen Zement entwickelten. Dieser Zement verkittete den restlichen Schotter zu den Quarzitkonglomeratsteinen", weiß Wolfsegger. Der Name "Mehrnbacher 40er" ist übrigens ein Hinweis auf die Maßeinheit Zoll: 40 Zoll sind ein Meter.

Bodenschätze und kleine Nashörner

Vor rund zehn Millionen Jahren entstanden auch die Braunkohlevorkommen im Hausruck. Dort sind noch heute viele Fossilien, wie etwa versteinerte Kiefernzapfen, zu finden. "In dieser Zeit herrschte bei uns ein subtropisches Klima. Damals lebten im Innviertel zum Beispiel auch kleine Nashörner." Seit Jahrzehnten wird in der Region zudem Erdöl und Erdgas gewonnen. Vor allem im Raum Ried, Lohnsburg und Waldzell sind mancherorts die Pferdekopfpumpen zu sehen, die Vorkommen sind jedoch bereits zu 90 Prozent ausgeschöpft. Mit etwas Glück und einer Lupe findet man in sandigen Schichten, etwa in Schottergruben, kleine Edelsteine. "Zum Beispiel den Granat oder einen Epidot. Früher wurde im Inn auch Gold gewaschen, das durch die Salzach den Weg ins Innviertel fand", berichtet die Geologin.

Geothermie: Wasser aus Bayern

Aus dem Raum Regensburg wird hingegen das Wasser für die Thermen und Geothermen der Region angespült, wie die Expertin weiß: "Im bayerischen Raum sickert das Regenwasser tief in den Boden, wird in den vielen Gesteinsschichten mit Mineralien angereichert und erwärmt. In der Jura-Schicht fließt es bis in unsere Region, wo es als Thermalwasser wieder nach oben befördert wird." Sogar beim Besuch in einer Therme kommt man also mit Geologie in Berührung – was vielen oft nicht bewusst ist. "Ich sage immer: Wenn mir jemand einen Gegenstand zeigen kann, der nichts mit Geologie zu tun hat, bekommt er einen Preis von mir. Ohne Geologie wäre das Leben undenkbar – es gäbe keine Kleidung, keine Kunststoffe, keine Computer."

ZUR SACHE
Als diplomierter Naturcoach und Geowissenschaftlerin bietet Elisabeth Wolfsegger Erlebniswanderungen, Naturnachmittage, Workshops und vieles mehr für Privatpersonen, Vereine, Firmen, Schulen und Kindergärten rund um das Thema Geologie an. Ihr Ansatz: "Man kann Naturwissenschaft kompliziert machen – man kann sie aber auch ganz einfach darstellen und auf den Punkt bringen. Zweiteres ist mein Weg."
Mehr Informationen erhalten Sie direkt bei ihr:
Elisabeth Wolfsegger, Burgwegerstrasse 201, 4923 Lohnsburg am Kobernaußerwald
Tel.: 0680/13 44 832
Web: www.naturspielerin.at

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Foto: Cityfoto
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