Erst summ summ, dann aua! Was tun bei Insektenstichen
ROHRBACH. Bei den meisten Menschen ruft ein Bienen- oder Wespenstich nur eine ungefährliche lokale Reaktion hervor: Die Einstichstelle wird rot, juckt und schwillt etwas an. Nach einigen Stunden verschwinden die Symptome. Im schwersten Fall kann die gesamte betroffene Extremität anschwellen. Wichtig ist vor allem die Unterscheidung einer harmlosen Reaktion von einer allergischen Allgemeinreaktion. Lebensbedrohlich kann eine Stichverletzung im Rachen/Kehlkopfbereich aufgrund einer starken lokalen Schwellung mit akuter Luftnot oder eine schwere Verlaufsform einer anaphylaktischen Allgemeinreaktion des Körpers infolge akuten Erstickens oder eines allergischen Schocks sein, wo unverzüglich der Notarzt verständigt werden sollte.
Allergie kann sich entwickeln
Zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung reagieren auf einen Bienen- oder Wespenstich allergisch. „Eine Insektengiftallergie kann sich erst nach wiederholten Stichen entwickeln, da das körpereigene Abwehrsystem auf das Insektengift mit einer gestörten übersteigerten Immunreaktion, einer Sensibilisierung, antwortet“, erklärt Oberarzt Mario Weberndorfer von der Abteilung für Innere Medizin am Landes-Krankenheit Rohrbach. Eine Allergie besteht dann, wenn Symptome von mindestens einem Organsystem, das deutlich von der Stichstelle entfernt liegt, auftreten. „Beim Vorliegen einer Insektengiftallergie reagiert der ganze Körper des Betroffenen mit einer gesteigerten Empfindlichkeit gegen einzelne (Eiweiß-)Bestandteile des Insektengiftes. Das Immunsystem schüttet nach einem Stich große Mengen von Botenstoffen aus, die die typischen allergischen Symptome auslösen können: Vor allem juckender, großflächiger Ausschlag und Nesselsucht, Schwellungen im Halsbereich mit Atemnot, Schluck- und Sprechstörungen sowie Herzkreislaufbeschwerden bis hin zum Schock“, sagt Weberndorfer.
Bei Erwachsenen heftigere Reaktionen
Beim anaphylaktischen Schock, der schwersten allergischen Allgemeinreaktion, kommt es zu einem raschen und lebensgefährlichen Blutdruckabfall, der unbehandelt zum Tod führen kann. Bei Erwachsenen verläuft eine Insektengiftallergie meist heftiger als bei Kindern. Das Risiko für eine schwere anaphylaktische Reaktion ist bei Menschen mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen infolge geringerer Kompensationsmechanismen höher als bei Gesunden. Im Fall einer allergischen Reaktion muss sofort der Notarzt verständigt werden. Der Patient muss zur stationären Überwachung zumeist 24 Stunden im Krankenhaus bleiben, da ein Wiederauftreten der Beschwerden wenige Stunden später nicht ausgeschlossen werden kann.
Notfallset ist wichtig
Insektengift-Allergiker sollten immer ein Notfallset bei sich tragen. Dieses beinhaltet einerseits Antihistaminika und Cortisonpräparate, die unverzüglich nach erfolgtem Stich eingenommen werden sollten. Am wichtigsten sind Adrenalinpräparate, die ab Auftreten einer allergischen Allgemeinreaktion i.m. verabreicht werden müssen.
Unbehandelt besteht die Insektenallergie ein Leben lang. „Die einzige ursächliche Therapie ist die sogenannte Hyposensibilisierung, eine Immuntherapie, bei der mit steigender verabreichter Giftdosis eine Gewöhnung des Immunsystems angestrebt wird“, beschreibt Mario Weberndorfer. Bei Wespengiftallergie beträgt die Erfolgsquote bis zu 95 Prozent. Deshalb wird ärztlicherseits dem Patienten neben dem Notfallset bei stattgehabter schwerer anaphylaktischer Reaktion eine Hyposensibilierung dringend angeraten.
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