Forstgesetz spaltet die Nation: Reiter und Biker wollen Änderung

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BEZIRK (anh). Jetzt ist er endlich da: der Herbst. Und mit ihm angenehme Temperaturen, die viele nach draußen locken. Wichtige Begleiter sind dabei oft das Mountainbike oder auch das Pferd. Doch nicht jedes Wald- oder Wiesenstück ist zum Radfahren oder Reiten gedacht.

Markierung beachten

Im Bezirk Rohrbach lädt vor allem die Region Böhmerwald zum Wanderreiten und Mountainbiken ein. "Gekennzeichnet sind die Routen für Wanderreiter mit einem roten Pfeil. Die Hochwald-Mountainbike-Strecke ist mit grün-weißen Tafeln beschildert und die Routen des Granitlands mit roten", gibt Gisela Plank vom Tourismusverband Böhmerwald Auskunft. Fernab vom Dreiländereck schaut es aber gerade für Reiter im Bezirk sehr mager aus: "Gekennzeichnete Reitwege gibt es hier wenige. Viel häufiger sieht man Reitverbotsschilder", erzählt Pferdeliebhaberin Lisa Rastegar. Das fände sie schade, weil Reiter dann mit den Pferden auf die Straße ausweichen müssten. Nicht jedes Tier sei aber straßensicher. Auch Markus Löffler vom Pferdehof Löffler in Pfarrkirchen bedauert: "In Freistadt ist das Reitwegenetz gut ausgebaut, Rohrbach hinkt da leider sehr nach. Ich hab das Gefühl, als sei das Thema irgendwie eingeschlafen." Für Reiter ist das Angebot also beschränkt und auch das derzeitige Gesetz lässt wenig Spielraum zu: "Der Wald steht der Öffentlichkeit zu Erholungszwecken zur Verfügung. Um aber den Waldbestand, die Tiere und allenfalls sich selbst oder andere Nutzer nicht zu gefährden, dürfen die markierten Wege nicht verlassen werden", erklärt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker. Wer dies nicht befolgt, muss mit hohen Strafen, zivilrechtlichen Folgen und Haftungsrisiken rechnen – etwa bei Unfällen mit Waldbewirtschaftern oder Fußgängern. Einzige Chance: Wenn der Grundeigentümer der Nutzung zustimmt. Zu beachten ist dabei, dass es keine einheitlichen Vorschriften für die Markierungen gibt. Der Besitzer kann also beschildern wie er möchte oder die Erlaubnis auch nur mündlich erteilen – sowohl an die Allgemeinheit als auch lediglich an einzelne Personen.

Ärger auf beiden Seiten

An das derzeitige Gesetz halten sich aber nicht alle. "Ich muss jedes Wochenende jemanden darauf hinweisen und es hat schon Unfälle gegeben", erzählt Markus Löffler. Manche Eigentümer wären laut Reitern aus dem Bezirk ziemlich aggressiv. Teilweise würden sie sogar mit Wildkameras arbeiten, um Reitern und Bikern auf die Schliche zu kommen. Manche unbefugte Wegbenutzer wiederum wären laut Johannes Wohlmacher, Forstmeister des Stifts Schlägl, unfreundlich und uneinsichtig. Ärger auf beiden Seiten ist also vorprogrammiert.

Gleichstellung gefordert

So kann es laut der Community "Upmove" nicht mehr weitergehen: Sie ist mit ihrer Aktion "Legal Biken" derzeit auf Unterschriften-Fang und fordert die Gleichstellung von Reitern und Mountainbikern mit Spaziergängern. Das heißt: die Öffnung aller Wege. Auch in der Reiterszene ist die Forderung Thema. Lisa Rastegar begrüßt dies, weist aber darauf hin, dass Gefahren dann explizit gekennzeichnet werden müssten: "Woher soll ich etwa wissen, dass jemand gerade ein Gebiet bewirtschaftet?" Johannes Wohlmacher ist skeptischer: "Ich bin davon überzeugt dass der Weg der geregelten Lenkung von Freizeitaktivitäten im Wald der einzig zielführende is – zum Wohl der Natur und auch zum Wohl der im Wald nach Erholung suchenden Menschen", sagt er und ergänzt: "Viele Grenzen wurden ja sowieso bereits überschritten, wenn ich nur an die stirnbelampten Läufer, Wanderer oder Langläufer mitten in der Nacht denke. Der Lebensraum Wald kommt nicht mehr zur Ruhe."

Verstärktes Miteinander

Als Reiter und Grundeigentümer gleichermaßen kennt Markus Löffler beide Seiten. Er fände es gut, wenn alle Wegbenutzer eigenverantwortlich entscheiden könnten, wo sie reiten, gehen oder fahren wollen – jedoch unter einer Bedingung: "Man müsste dann die Gesetzeslage dahingehend ändern, dass die Grundbesitzer nicht mehr dafür haften." Er plädiert außerdem – genauso wie die Landwirtschaftskammer – für ein verstärktes Miteinander: "Wenn ich durch ein Grundstück eines anderen reite, frage ich auch vorher nach. Viele sind damit einverstanden, andere eben nicht. Das muss man akzeptieren. Es geht – wie so oft im Leben – einfach um das Sich-Abreden." Ein besseres Verhältnis zwischen Grundeigentümern und Reitern ist auf jeden Fall wünschenswert, schließlich ist die Landwirtschaft maßgeblich daran beteiligt, dass dem Pferd ein höherer Stellenwert in der Bevölkerung gesichert wurde. Mehr als die Hälfte der bestehenden Reitvereine Oberösterreichs sind außerdem auf landwirtschaftlichen Betrieben angesiedelt.

Zur Sache:

- Reiten und Moutainbiken ist nur auf markierten Wegen erlaubt
- Auf unmarkierten Routen ist die Zustimmung des Grundeigentümers einzuholen
- Für unerlaubtes Reiten können Geldstrafen von bis zu 150 Euro verhängt werden. Für die Beschädigung des Waldes sind es bis zu 730 Euro.

Foto: Foto: Schwarzmann
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