Gesundheitsversorgung
Gesundheitsberufe in den Primärversorgungszentren bündeln
Am Puls, die Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit, thematisierte bei ihrer Tagung in Haslach Zukunftsperspektiven für die Primärversorgung.
HASLACH, ÖSTERREICH. Der flächendeckende Ausbau der Primärversorgungseinheiten (PVE) ist auch Bundesminister Johannes Rauch ein großes Anliegen, wie er in seinem Videostatement zu Beginn der Abschlussdiskussion im Pfarrheim Haslach berichtete: „Die vor einigen Wochen angekündigte massive Aufstockung der Anzahl dieser Zentren, soll durch 100 Millionen Euro aus dem europäischen Resilienzfond unterstützt werden." Außerdem werde die Novelle des Primärversorgungsgesetzes mit 1. August in Kraft treten. Neben einer Vereinfachung der Gründung von PVE, sieht sie auch die Schaffung einer spezialisierten Kinder-PVE vor.
Mehr Therapeuten und Pflegekräfte gefordert
An der Podiumsdiskussion nahmen neben Erwin Rebhandl, Präsident von "Am Puls" und einer der Betreiber der PVE in Haslach, auch Vertreter von Gesundheitsberufen, der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) sowie der Ärztekammer Oberösterreich teil. „PVE bieten für medizinisch-technische Dienste eine gute Möglichkeit sich einzubringen“, erklärte Anna Glück vom Berufsverband Logopädie Austria. In der Praxis gäbe es aber laut Glück noch einige Hürden bei den Arbeitsbedingungen zu überwinden.
Dort sind auch der Haslacher Arzt Erwin Rebhandl Bedarf. „Wir sind zwar auf einem guten Weg, aber wir brauchen viele mehr Gesundheitsberufe in der Primärversorgung“, fordert er. Dies verstärkt zu fordern, hätten auch einige Ärztekollegen noch nicht begriffen, kritisiert Rebhandl. „Es braucht mehr Therapeuten und Pflegekräfte im System, um mit den vorhandenen Ressourcen eine gute Betreuung zu etablieren. Auch muss für eine Entlastung der Spitäler das Personal stärker in den niedergelassenen Bereich wechseln“, fordert Rebhandl.
Einbindung aller Berufsgruppen
Wenn man den Spitalsbereich nennenswert entlastet möchte, „braucht es die Einbindung aller Berufsgruppen“, betonte auch Daniel-Peter Gressl vom Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV). Zudem bemängelte er, dass es noch einiger gesetzlicher Rahmenbedingungen, sowie personeller und finanzieller Ressourcen bedürfe, um den niedergelassenen Bereich tatsächlich zu stärken. Das Ziel, 120 weitere Primärversorgungseinheiten bis 2025 zu eröffnen, hält Andreas Huss von der ÖGK zwar für „sportlich“, er ist aber dennoch guter Dinge es zu erreichen: „Durch die neuen gesetzlichen Bestimmungen sind die Gründungen beschleunigt worden und es komme langsam Bewegung in die Sache“. Begeistert zeigte sich Huss über die während der Tagung gezeigten Projekte aus den PVE Haslach (OÖ) und Böheimkirchen (NÖ). „Diese zeigen, dass PVE tatsächlich ‚die eierlegende Wollmilchsau´ sei, die man sich in der Gesundheitsversorgung wünscht. Unverzichtbarer Eckstein für die Etablierung eines leistungsfähigen Systems der Primärversorgung als eines der wichtigsten Reformvorhaben im österreichischen Gesundheitswesen sind die Primärversorgungseinheiten. Darin waren sich alle Beteiligten bei der Tagung in Haslach einig.
Gesundheitszentrum Haslach richtungsweisend
Erwin Rebhandl nannte auf Nachfrage der BezirksRundSchau folgende Punkte für die Zukunft der PVE als wesentlich: Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden zu suchen und die vorhandenen Ressourcen in der Region zu nützen. Wichtig sei, dass die Arbeiten aller Beteiligten in Zukunft entsprechend abgegolten werden und dabei auch die Forschungsarbeit honoriert werde. Das Gesundheitszentrum in Haslach zusammen mit den Aktivitäten des Proges Büros seien österreichweit ein Vorzeigeprojekt und richtungsweisend, wie bei der diesjährigen Tagung erneut bestätigt wurde.
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