Der Klugscheißer
Denkst du selbst an deinen Tod, an dein Sterben?
Wer denkt schon gerne darüber nach, wenn alles vorbei ist, deine Kindheit, deine Jugend, dein Erwachsensein, dein Alter - aber was kommt nach meinem Sterben?
Du denkst lieber über jeden Abschnitt deines Lebens nach als über deinen Tod. Egal, ob du gläubig bist oder nicht. Sterben ist nicht nur für dich ein Tabuthema, denn jeder Mensch denkt nur sehr kurz darüber nach, wie er sich seinen Tod vorstellt. Wir verdrängen es sehr schnell und denken gleich wieder an etwas ganz anderes. Dabei wissen wir, dass wir sterben. Wir müssen uns mit dem Sterben auseinandersetzen. Zum Sterben müssen wir gut vorbereitet sein.
Aber was passiert in unserem Gehirn, wenn wir an nach dem Sterben denken?
Sicher ist, dass es für das Gehirn, für uns, leichter ist, an den Tod anderer Menschen zu denken als an den eigenen. Einen Teil des Denkens können wir selbst steuern, beeinflussen. Das Denken über den Tod hinaus übernimmt das Gehirn, es weigert sich sogar, darüber nachzudenken. Der Teil des Gehirns, der für das Denken in die Zukunft zuständig ist, das Vorhersagesystem, schaltet sich ab, wenn wir an die Zeit nach dem Tod denken. Das ist eine Art Selbstreflex, ein Selbstschutz des Menschen. Ich kann mir keine Zukunft vorstellen, in der ich nicht mehr bin. Auch wenn ich schwer krank bin, macht das keinen Unterschied, auch da schaltet das Gehirn das Denken nach meinem Tod ab.
Aber was ist, wenn ich an ein Leben nach dem Tod glaube?
Im Grunde macht es für das Gehirn keinen Unterschied, ob ich an ein Leben nach dem Tod denke oder nicht. Ich denke nur an vorgegebene Muster des Weiterlebens. Dieses Denken in Mustern ist kein Ersatz für das Denken an den Tod. Es sind eben einfache Denkmuster, die von Kindheit an suggeriert werden.
Der Glaube an diese Denkmuster über den Tod hinaus
nimmt jedoch mit dem Wandel der Gesellschaft und des Sterbens stark ab. Noch vor wenigen hundert Jahren war der Tod eine Selbstverständlichkeit. Kindersterblichkeit, schlechte medizinische Versorgung, Sterben zu Hause unterstützten und förderten bei den Angehörigen den Glauben an ein Weiterleben nach seinem Tod. Wenn ein Bekannter starb, dachte jeder an ein Weiterleben nach dem Tod, und das machte es immer leichter, über den Tod des anderen nachzudenken.
Das Sterben wird immer mehr aus unserem Denken ausgelagert.
In Altersheimen und Krankenhäusern wird der Tod aus unserem Alltag verbannt. Sterben gehört nicht mehr zum Leben. Sterben ist nicht mehr Teil des Lebens. Wir verbannen den Tod aus unserem Leben, aus unserem Alltag, obwohl er zu unserem Leben gehört wie die Geburt. Beschäftige dich damit, sprich mit anderen darüber, wie du dir dein Sterben vorstellst. Es tut dir und anderen gut, darüber zu sprechen.
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