Martin Scheuchenpflug: Vollgas oder Akja
Wie es jemandem geht, der auf Skiern einen Baum mit 80 km/h rammt, erzählt Martin Scheuchenpflug.
ROHRBACH (gawe). Zur Aufnahme in den ÖSV Landeskader reichten die Erfolge bereits in der Saison 2010/11. Zwei Landesmeistertitel und zwei Top-Ten Plätze in der Staatsmeisterschaft stehen seither zu Buche. „Ich konnte den Sieg am Anfang gar nicht glauben. Auf der Anzeigetafel stand mein Name auf Platz eins. Dann haben mir viele gratuliert“, schildert er seinen Sieg bei der Landesmeisterschaft.
Fortsetzung folgte:
Seit heuer bestreitet der schnelle Rohrbacher auch FIS Rennen. Im Slalom, Klasse Jahrgang 1996, hat sich der Senkrechtstarter auf Platz 38 von 1270 Läufern in der FIS-Weltrangliste nach vorne katapultiert. Ebenfalls im vorderen Bereich ist er auf der FIS-Riesentorlaufliste zu finden.
Mit dem Rennfieber infiziert hat ihn seine sportliche Mutter: Als Servicefrau ist sie für das Präparieren der Ski zuständig: Ausführliches Internetstudium über Wetter und Temperatur ist vorher angesagt, um richtig zu wachsen. Acht Paar Ski warten im Keller.
Skier von Cuche und Miller
Erprobt sind zwei Paar davon: Ihre ursprünglichen Besitzer waren Didier Cuche und Bode Miller, sie sind also das Siegen gewöhnt. Schnelle Sportgeräte sind aber nicht alles: „Du musst ein sauguter Skifahrer sein, gutes Material macht 50 Prozent des Erfolges aus“, schätzt er.
Seine ersten Schwünge hat er im Alter von drei Jahren am Hansberg in den Schnee gezeichnet. Das Talent gefördert haben die Lehrer der Skihauptschule Windischgarsten und Erfolgstrainer Horst Filz von der Schiunion Böhmerwald.
Seit heuer stehen für den Schüler der Skihandelsschule Schladming FIS Rennen am Terminkalender: „In meiner Lieblingsdisziplin Slalom lief es ganz gut. Ich konnte meine Startnummer deutlich verbessern. Einmal Laufbestzeit, einige Top 20 Platzierungen, Zweimal Jahrgangsbester“, sieht er seine Erfolgskurve steil nach oben zeigen. „Beim Slalom kippst du die Stangen mit der Außenhand. Sie sollen neben dem Ski in den Schnee schlagen. Beim Riesentorlauf darfst du die Stangen nur streifen“, erzählt er.
„Du musst zwei Jahre lang FIS Rennen fahren, um überhaupt in einen ÖSV Kader zu kommen“, sieht er vor sich den Weg, der „sehr zach wird“. Wesentlich bei den Rennen ist die richtige Linie bei Sprüngen.
Mit 80 km/h in den Baum
Nicht immer gelingt dies: „Am 4. März bin ich in Innerkrems beim Einfahren über eine Kante gesprungen. Falsche Richtung und zu weiter Sprung waren eine fatale Kombination. Landung im Tiefschnee, die Bindung ist aufgegangen. Ich bin mit dem Rücken voran mit 80 km/h an den einzigen Baum geprallt, der dort war. Nach dem Schnalzer beim Aufprall haben die Augenzeugen geglaubt: Der ist tot oder zumindest gelähmt“, erzählt er davon, wie er erst auf dem Weg ins Krankenhaus realisiert hat: „Ich fahre ja jetzt mit einem Auto.“ Bilanz: schwere Gehirnerschütterung. Tagesablauf im Rückblick: Frühstück – blackout – vier Stunden Krankenhaus, leichte Hänger seitdem bei Speed-Disziplinen. Eine Woche später gab es das nächste Rennen.
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