Bildungseinrichtung für Chinesische Medizin
Fernöstliche Weisheit mitten im Böhmerwald
In Schwarzenberg entsteht eine Bildungseinrichtung für chinesische Medizin und Lebenspflege.
SCHWARZENBERG (anh). "Viele glauben, dass man eine gute Ausbildung nur in der Stadt bekommt. Wir wollen der Beweis dafür sein, dass das nicht so ist", sagt Sui QingBo. Bereits seit 1991 bietet er mit seiner Frau Lena Du Hong zu allen Jahreszeiten im Turnsaal der alten Volksschule in Schwarzenberg und in der umliegenden Natur Kurse rund um Qigong, Tai Chi oder Lebenspflege an. 2018 entschlossen sich die beiden Asiaten dazu, das ganze Gebäude in ein Zentrum mit Bildungsschwerpunkt für diese fernöstlichen Lehren zu verwandeln. So können die Kurse, die man privat nutzen kann oder zum Zwecke der Weiterbildung, nun parallel abgehalten werden.
Alte Schule gekauft
Die beiden blicken bereits auf über 20 Jahre Kurstätigkeit im LaoShan-Zentrum in China zurück und stellten Seminare in ganz Europa auf die Beine. Für ihr aktuelles Vorhaben kauften sie die alte Schule, sanierten und erweiterten sie. Bis zum 27. Juli, der großen Einweihung, muss alles fertig sein. Viele Bereiche sind bereits in der Endphase und blickt man von einem der neuen Seminarräume hinaus in den Böhmerwald, könnte man sich wahrlich keinen besseren Standort für das Projekt vorstellen. Statt Auto- und Straßenbahnlärm ertönt hier Vogelgesang. Statt schwerer Hitze im Sommer, spendet der Wald angenehme Frische. Man will damit auch die Landflucht bekämpfen, von der Schwarzenberg besonders betroffen sei. Schon in der Vergangenheit hätten die Kursteilnehmer aus Deutschland, Belgien oder den Niederlanden einen Beitrag zur Nächtigungszahl in der Böhmerwaldgemeinde beigetragen. Künftig werden ihnen zwölf Betten – mit Gemeinschaftsbereich und Küche – direkt im Gebäude zur Verfügung stehen. Bei all den Umbauten hätte stets die Balance zwischen Altem und Neuem im Fokus gestanden. In der Gemeinde ist man froh über diese nachhaltige Nachnutzung.
Körper und Geist
Laut QingBo stütze sich das Angebot auf vier Säulen: Menschlichkeit, Erziehung, Medizin und Lebenspflege. Letzteres sei in China, wo die beiden lange Zeit ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt hatten, ein stehender Begriff und sogar ein Fach universitären Charakters. Es ist ein Aktivieren, Fördern und Pflegen von Körper und Geist gleichermaßen. In Schwarzenberg ist deswegen auch der erste Lebenspflege-Weg der Welt entstanden. Gemeinsam mit einem vierköpfigen Team leiten die beiden Asiaten das Zentrum. Martin Schüssler, einer davon, hat seine Ausbildung ebenfalls hier absolviert. Auch externe Professoren und Experten werden künftig regelmäßig ins Mühlviertel kommen, um beispielsweise bei Symposien den fachlichen Austausch zu gewährleisten. Und auch QiGong-Lehrer aus der Region werden eingesetzt. „Im Rahmen der Landesgartenschau laden wir in der Gemeindewoche von 3. bis 9. Juni zum QiGong-Mitüben ein, weitere Vorträge sind am 31. Juli und 2. Oktober geplant“, informiert Schüssler.
Goldene Hände
Es bleibt noch die Frage offen, warum es die zwei Chinesen ins beschauliche Schwarzenberg gezogen hat. QingBo erinnert sich: "Ich war damals im Meditationshaus St. Franziskus in Dietfurt tätig." Dort hätte er Bekanntschaft mit einem Ehepaar aus der Region gemacht. Ihn, einen Arzt, hätte er wegen Bluthochdrucks behandelt und dieser wäre so begeistert von ihm gewesen, dass er ihn prompt dazu einlud, Seminare im Böhmerwald zu halten. Der Rest ist Geschichte. Aber auch der Bismarck'schen Fürstenfamilie oder dem Dalai Lama sind QingBos "goldene Hände" längst ein Begriff.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.