Ehejubiläen seit heuer ohne Gabe
Das Land Oberösterreich spart sich dadurch fast eine Million Euro im Jahr.
BEZIRK ROHRBACH, OÖ. In der Flut der Sparmaßnahmen des Landes Oberösterreich ist sie fast untergegangen: die Einstellung der Jubiläumsgabe. Bis 31. Dezember 2017 erhielten Ehepaare, die schon lange verheiratet sind, eine finanzielle Zuwendung. (Details im Zur-Sache-Kasten rechts).
Kosten stark gestiegen
Aufgrund der demografischen Entwicklung sind die Kosten für die Jubiläumsgaben in den vergangenen Jahren stark gestiegen. „Gerade in Zeiten, in denen jede und jeder gefordert ist, etwas beizutragen, um das große Ziel eines Nulldefizits zu erreichen, müssen wir alle Ausgaben kritisch hinterfragen", sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer von der VP dazu.
LH hofft auf Verständnis
"Hier handelt es sich um eine freiwillige Leistung des Landes, bei der es nicht um die Linderung einer Notlage geht. Ich rechne daher mit großem Verständnis der Landsleute.“
Und wie reagieren die Bürgermeister aus dem Bezirk Rohrbach auf diese Maßnahme? Ähnlich wie der Landeshauptmann sieht es auch Nebelbergs Bürgermeister Markus Steininger (SP). "Diese Abschaffung ist keine große soziale Verwerfung", sagt er. Gratulationsbesuche macht er selbst nicht. Nebelberger Ehejubilare werden im Zuge der Jubiläumsfeiern in den Pfarren Peilstein und Kollerschlag geehrt.
Jubelpaare besuchen
Hofkirchens Bürgermeister Martin Raab (VP) will weiterhin Jubilare und Hochzeitsjubilare besuchen und ihnen ein kleines Geschenk der Gemeinde überbringen. "Ich wähle die Geschenke für jedes Paar individuell aus. Was halt zum Ehepaar passt", sagt er. Er glaubt, dass die Jubiläumsgabe des Landes in seiner Gemeinde niemandem abgehen wird. "Ich habe von den Leuten immer wieder gehört, dass das nicht notwendig gewesen wäre", sagt Raab. Viel wichtiger sei ihnen hingegen das Glückwunschschreiben des Landeshauptmannes, dass es nach wie vor geben wird.
Plattner ärgert sich
"Dieses Schreiben trage ich ihm nicht aus. Das muss er selber machen", ärgert sich Julbachs Bürgermeister Hannes Plattner (SP) über die Einstellung der Jubiläumsgabe. "Mir sind die Leute etwas wert. Von mir gibt es weiterhin einen Geschenkskorb um etwa 50 Euro", sagt Plattner. "Es kann nicht sein, dass man gerade jener Generation, die unser Land wiederaufgebaut hat, das jetzt nicht mehr vergönnt. Da wird eindeutig am falschen Platz gespart", wettert der Bürgermeister und erklärt beispielhaft: "Da soll ich mich von den Jubilaren zu einer Jause einladen lassen und komme nur mit einem Zettel daher. Nicht mit mir!"
Mit den Leuten im Gespräch
"Auch bei mir gehen sich diese Gratulationen zeitlich noch gut aus, wir werden sie so beibehalten und bringen den Jubelpaaren Peilsteiner Körberl und einen Blumenstock", sagt Peilsteins Bürgermeister Franz Lindinger (VP). Seitdem es die Landesgabe nicht mehr gibt, war er schon bei einer Gratulation. "Und dort war diese Abschaffung überhaupt kein Thema." St. Martins Bürgermeister Wolfgang Schirz (VP) hat, unabhängig von der Änderung des Landes, die Gratulationen in St. Martin auf neue Beine gestellt. Sie waren für ihn kaum mehr zu bewältigen.
70 Besuche in St. Martin
"Wir werden in Zukunft, gemeinsam mit der Pfarre, viermal im Jahr alle, die einen hohen runden Geburtstag oder ein Ehejubiläum haben, einladen", berichtet er. Bisher hat er die Gratulationen mit zweistündigen Besuchen verbunden. 70 Besuche waren es im Vorjahr. "Da kann man sich ausrechnen, dass das nicht mehr machbar ist", sagt Schirz. Dass die Jubiläumsgabe des Landes abgeschafft wurde, hält er für sinnvoll. "Das war sowieso nicht mehr zeitgemäß", sagt er.
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