"Musikament": Wenn Musikhören zum Medikament wird

Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky | Foto: Kolarik

Warum kann Musik bei uns ein Gänsehaut-Feeling erzeugen? Wie kann man mit Musik Schmerzen bekämpfen? Was leistet Musizieren für die Gesundheitsvorsorge? Diesen und anderen Fragen gehen 50 Expertinnen und Experten in einem vom Salzburger Schmerzforscher Günther Bernatzky herausgegebenen Buch nach. In "Musik und Medizin. Chancen für Therapie, Prävention und Bildung" (Springer-Verlag Wien 2015. 442 Seiten) spannen die Autorinnen und Autoren den Bogen von den psychophysiologischen Grundlagen emotionaler Wirkungen des Musikhörens über therapeutische Anwendungsbereiche der Musik bis zur Bedeutung musikalischer Aktivität für Lebensqualität und Wohlbefinden.

„Ziel unseres Buches ist es, bewusstseinsbildend zu wirken. Konkret ging es dem Musikwissenschaftler Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg und mir darum, möglichst viele Informationen über die sinnvolle Verwendung von Musik - von der Wiege bis zur Bahre - in Umlauf zu bringen. Gut leserlich für interessierte Laien“, sagt Günther Bernatzky, Schmerzforscher an der Universität Salzburg und einer der Herausgeber des Buches. Und er ergänzt: “Wir wollen aber nicht nur die Vorteile der Musiktherapie aufzeigen, sondern auch mögliche Nachteile, wenn die Indikation falsch ist. Wenn etwa dort, wo Entspannung nottut, aktivierende Musik zum Einsatz kommt und umgekehrt.“

Bernatzkys Ansatz ist die „rezeptive Musikstimulation“. Musikhören wird demnach als Medikament verstanden, als unterstützende Maßnahme zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der körperlichen, seelischen und geistigen Gesundheit. Bernatzky hat dafür den Begriff „Musikament“ geprägt.

Musik heilt nicht, aber sie verbessert die Lebensqualität

Beachtliche Erfolge mit „Musikamenten“ erzielt Bernatzky etwa bei Parkinson- Patienten. Eine aktivierende Musik wie der Radetzkymarsch kann zur besseren Beweglichkeit der Betroffenen, die unter Steifigkeit der Muskulatur und Zittern leiden, beitragen. Sie können wieder rhythmisch gehen und zittern vorübergehend weniger. Grundlage dafür ist, dass die Vorlieben und Abneigungen des Musikgeschmacks der Patienten berücksichtigt werden. Die Musik heilt nicht, aber sie hat eine adjuvante Wirkung, die die Lebensqualität enorm verbessern kann, betont Bernatzky. „Mit der steigenden Lebenserwartung werden Parkinson und andere Alterserkrankungen zunehmen. Umso wichtiger wäre es, neben notwendigen medizinischen Behandlungen das Potential von Musik auszuschöpfen.“

Was das Singen im Alltag bewirkt

Ein eigenes Kapitel in dem Buch ist gesundheitlichen Aspekten des Singens gewidmet, etwa in der Form des boomenden Chorsingens. Der Oldenburger Musikwissenschafter Gunter Kreutz hat sich eingehend mit der Literatur über die gesundheitlich fördernden Wirkungen des Singens im Alltag befasst und große Potenziale auch für kranke Menschen ausgemacht, die beispielsweise an Erkrankungen der Lunge oder des zentralen Nervensystems leiden. Da in der Familie kaum mehr gesungen wird, sollte diese kulturelle Ressource, aus der Menschen ein Leben lang schöpfen könnten, in der schulischen Erziehung nicht immer stärker dem Sparstift zum Opfer fallen. Auch dafür plädieren die Autoren.

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