Stadtblatt-Test: Wo auch Väter wickeln

Das Stadtblatt hat sich mit Bürgerlisten-Gemeinderat Bernhard Carl und seiner fünfmonatigen Tochter Nora auf eine Reise durch Museen, Kaffeehäuser bis zu einem Spielplatz und dem Zoo gemacht. Und dabei die Wickelgelegenheiten unter die Lupe genommen.

Gleich vorweg ein erfreuliches Fazit: Dass Wickeltische in nur für Frauen reservierten Bereichen wie Damentoiletten untergebracht sind, ist großteils eine Ausnahmeerscheinung geworden. Aber: Ein geschlechtsneutral zugänglicher Wickeltisch bedeutet noch lange nicht, dass er auch einladend oder vertrauenserweckend wirkt. Und noch eine Erkenntnis aus dem Stadtblatt-Test: Oft werden Behinderten-Toiletten zu Wickelräumen. Das kann – wie einige Testbeispiele zeigen – hervorragend funktionieren oder eben auch in die Hose gehen.

Carl: „Antrag an Preuner“

Handlungsbedarf hat jedenfalls die Stadt Salzburg selbst. Außer der öffentlichen Toilette am Zauberflötenspielplatz wurde jene am Mirabellplatz getestet – auch hier ist der Wickeltisch auf der Damentoilette. Carl: „Ich werde einen entsprechenden Antrag an den ressortzuständigen Vizebgm. Harald Preuner stellen, sodass auch Väter Zugang zu Wickeltischen auf öffentlichen Toiletten der Stadt Salzburg haben.“

Die Testergebnisse

HAUS DER NATUR
Nach dem Kassenbereich rechts geht es zur Behindertentoilette, die gleichzeitig auch Wickelraum ist. Viel Platz zum Manövrieren des Kinderwagens, der problemlos mit in den Raum genommen werden kann, verspricht ein entspanntes Wickeln. Sogar größere Geschwisterkinder ist hier genügend Raum. Der Wickeltisch selbst ist zum Herunterklappen, stabil und bietet seitlich höher Wände, um ein Herunterfallen des Babys zu verhindern. Fazit: Top!

CARPE DIEM
Mit dem Lift geht es hinunter zur Behindertentoilette/Wickelraum. Wer einen größeren Kinderwagen hat, der muss ihn wahrscheinlich oben stehen lassen. Der Wickelraum/die Behindertentoilette selbst ist eher eng, ein Rollstuhlfahrer hätte hier übrigens keine Chance – links vom WC die Wand, rechts der Wickeltisch. Letzterer besticht zwar durch Design und weiche Liegefläche, allerdings fehlt seitlich jeglicher Absturzschutz. Nachdem Sicherheit vor Design gehen sollte, lautet das Fazit hier: ungeeignet.

MCDONALDS GETREIDEGASSE
Wer es hier in den ersten Stock (nur über Stiegen erreichbar) und dann durch das 50-Cent-Drehkreuz schafft, der kann sein Kind vor den Augen der Öffentlichkeit, nämlich gegenüber der WC-Eingänge für Damen- und Herren-Toiletten wickeln. Aber immerhin: Daneben ist ein großes Fenster, frische Luft und Licht gibt es also und auch die Wickelfläche selbst lässt keine Wünsche offen: viel Platz, keine Absturzgefahr. Was abgeht, ist allerdings ein Handwaschbecken.

TOMASELLI
In dem Salzburger Traditionscafé erwartet die kleinen Besucher im ersten Stock (kein Lift!) ein „Wickelraum“ in der Größe einer Telefonzelle. Die Einrichtung ist entsprechend spartanisch: Wickeltisch (stabil und sicher) und Eimer – kein Waschbecken. Nicht nur wegen der Enge ist man versucht, die Tür offen zu lassen – die „Zelle“ verfügt weder über ein Fenster noch über eine Belüftung, der offene Windeleimer ist da keine große Hilfe. Fazit: unangenehm stickig.

SALZBURG MUSEUM
Im Salzburg Museum erwartet die Eltern und ihre Sprösslinge im Untergeschoss ein Wickelraum (in der Behindertentoilette), der seinem Namen mehr als gerecht wird. Im Lift hat auch ein größerer Kinderwagen gut Platz. Der Wickeltisch selbst ist zweckmäßig (er bietet zum Beispiel einiges an Ablageflächen) und klappbar, sodass er die Barrierefreiheit der Toilette nicht beeinträchtigt. Auch hier haben Geschwisterkinder und Kinderwagen locker Platz. Fazit: Nachahmer gesucht!

ZOO SALZBURG
Mit einem besonders schönen Wickelraum wartet der Zoo Salzburg auf. Neben allem, was man sich so wünscht (einen sicheren Wickeltisch – in dem Fall zum Herunterklappen –, einen Windeleimer mit Deckel und ein Waschbecken) gibt es hier auch noch Feuchttücher und vor allem auch einen bequemen Sessel. Somit ist der Raum auch für stillende Mütter eine angenehme Rückzugsmöglichkeit. Dass die Wände auch noch mit Bildern ausgestattet sind, sorgt außerdem für Behaglichkeit.

ÖFFENTLICHES WC ZAUBERFLÖTENSPIELPLATZ
Hier ist die Gleichberechtigung noch nicht angekommen. Der Wickeltisch befindet sich in der Damentoilette und ist so angebracht, dass er im Falle seiner Benützung alle anderen WC-Besucherinnen stark beeinträchtigt. Die Eingangstür muss geschlossen bleiben, und vor dem Waschbecken ist kein Platz mehr für jemanden, der sich die Hände waschen will. Auf der Herrentoilette befindet sich (selbstredend) kein Wickeltisch. Fazit: Guten Morgen, liebe Stadtpolitik, hier gibt es einiges zu verbessern!

MUSEUM DER MODERNE MÖNCHSBERG
Modern und stylisch, gleichzeitig praktisch: So ist der eigenständige Wickelraum im Museum der Moderne – der sich zwischen Damen- und Herrentoilette gleich hinter dem Kassenbereich befindet. Die Wickelfläche ist weich und angenehm groß, trockene Tücher sind in Griffweite und außerdem gibt es hier ein Handwaschbecken. Der Raum ist angenehm groß, sodass auch Geschwister und Kinderwagen mitkommen können. Im Restaurant M32 gibt es übrigens keine eigene Wickelmöglichkeit.