Gehirn, Genetik oder Gesellschaft?
Warum Frauen (nicht) schlecht einparken

Männer können besser einparken? Nicht immer! | Foto: Freepik
4Bilder

Unser Gehirn ist für unsere Wahrnehmung und Empfindung, für unser Wissen und für unser Verhalten zuständig. Doch wie groß ist der Unterschied zwischen Frauen- und Männergehirnen wirklich? Lassen sich männliche und weibliche Gehirne überhaupt voneinander unterscheiden? Und wenn ja, worin?

von Manu Bhachoo

SALZBURG. Wer kennt sie nicht: Stereotype wie "Männer beherrschen kein Multitasking." oder "Frauen können nicht einparken." Klischees wie diese entsprechen nur selten der Realität. Wenn man etwas besonders gut kann, liegen die Gründe dafür oft in Umfeld und Erziehung. Oder aber es ist genetisch bedingt. Alle Eigenschaften, die ein Mensch besitzt, sind von dessen Umfeld und seinen Genen geprägt. An der Struktur des Gehirns allein lassen sich das männliche und weibliche Gehirn nämlich nicht unterscheiden.

Das männliche Gehirn ist schwerer als das weibliche. | Foto: Freepik
  • Das männliche Gehirn ist schwerer als das weibliche.
  • Foto: Freepik
  • hochgeladen von medien:hak Salzburg

Gibt es männliche und weibliche Gehirne?

Es gibt zahlreiche Debatten darüber, ob es klare neurobiologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Die Frage bleibt umstritten. Während einige Studien Indizien für solche Unterschiede gefunden haben - zum Beispiel in der Vernetzung - betrachten andere das Konzept des männlichen und weiblichen Gehirns als Mythos. Die Gemeinsamkeiten der Geschlechter seien einfach zu groß, um klare Unterschiede in der Hirnstruktur zu erkennen, meinen manche Forscher:innen.
Wenn man ein menschliches Gehirn von außen betrachtet, lässt sich nicht feststellen, ob es männlicher oder weiblicher Herkunft ist. Doch man kann sagen, dass Männer im Durchschnitt größere Gehirne haben als Frauen. Das heißt, dass Männer mehr Neuronen haben. Aus neurobiologischer Sicht ist die absolute Größe allerdings nicht relevant - sonst wären schließlich Elefanten den Menschen haushoch überlegen. Die durchschnittliche Hirnmasse bei Frauen beträgt 1245 g und bei Männern 1375 g. Es gibt außerdem Studien, die belegt haben, dass manche Bereiche des Gehirns bei den beiden Geschlechtern von unterschiedlicher Dichte und Größe sind.
Es wurde festgestellt, dass Männer innerhalb der Hirnhälften besser verknüpft sind, dies verbessert ihre Bewegungskoordination. Frauen dagegen haben eine stärkere Vernetzung zwischen den beiden Hirnhälften, das fördert die analytischen und intuitiven Funktionen des Gehirns.

Die Macht der Hormone

Tatsächlich ist das Gehirn in der Embryonalphase zunächst weiblich. In der Entwicklung des Babys kommen Hormone hinzu – und das Kind wird zumeist entweder weiblich oder männlich. Die Hormone beeinflussen nicht nur das Verhalten einer Person, sondern auch die kognitiven Prozesse, beispielsweise die Empfindlichkeit gegenüber Stress sowie Lernvorgänge.
Meistens können Frauen Dinge optisch besser und schneller wahrnehmen, sind flüssiger in ihrer Sprache und haben eine feinere Handmotorik. Männer dagegen sind im Durchschnitt besser bei mathematischen Schlussfolgerungen, sind zielgenauer - das heißt, sie können besser Gegenstände werfen und fangen - und sie haben die Stärke, versteckte geometrische Figuren zu entdecken und haben von Haus aus ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, was dazu führt, dass sie besser parken können.
Zu dreien dieser Eigenschaften (nämlich zum räumlichen Vorstellungsvermögen, zu den mathematische Schlussfolgerungen und zur Wahrnehmungsgeschwindigkeit) gab es Untersuchungen, die deren Abhängigkeit vom Testosterongehalt belegten. In Bezug auf den Zusammenhang zwischen dem Hormongehalt und der kognitiven Leistung kam es zu überraschenden Ergebnissen. Frauen mit hohem Testosteronspiegel sind in der Lage, Fragen zum räumlichen Vorstellungsvermögen, die eigentlich als männliche Stärke gelten, besser zu lösen als Frauen mit niedriger Testosteronkonzentration. Im Gegensatz dazu ist ein niedriger Testosteronspiegel bei Männern interessanterweise mit besseren Leistungen in diesem Bereich verbunden.
Ein Test zur Wahrnehmungsgeschwindigkeit, die zu den Stärken der Frau zählt, zeigte dagegen keinen Zusammenhang zwischen dem Hormonhaushalt und der erbrachten Leistung. Ein Versuch, die Verbindung zwischen dem Testosteronwert und der Fähigkeit zum mathematischen Schlussfolgern aufzuzeigen, erbrachte bei Männern in der Regel bessere Ergebnisse als bei Frauen, die besten Ergebnisse erzielten jedoch Männer mit niedrigem Testosteronspiegel.

Unsere Erziehung hat große Auswirkungen auf unser Gehirn. | Foto: Unsplash
  • Unsere Erziehung hat große Auswirkungen auf unser Gehirn.
  • Foto: Unsplash
  • hochgeladen von medien:hak Salzburg

Was heißt das jetzt für uns?

Es gibt zwar belegbare Unterschiede zwischen dem Gehirn einer Frau und dem eines Mannes, aber es ist zum derzeitigen Forschungsstand unklar, ob diese tatsächlich Auswirkungen auf unser Denken haben. Viele Wissenschaftler:innen teilen die Ansicht, dass der Einfluss von Gesellschaft, Erziehung und Hormonhaushalt so groß ist, dass die neurobiologischen Unterschiede nahezu bedeutungslos sind.

Das könnte Sie auch interessieren:

Warum die Stimmen der Jungen so wichtig sind
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.